Fakten zur MVV-Tarifreform:Durch die Hintertür

Lesezeit: 3 min

Mehrere Buslinien in Stadt und Landkreis Freising fahren ab Mitte Dezember öfter als bisher. (Foto: Andreas Gebert)

Mit der Tarifreform, die am 15. Dezember in Kraft tritt, ändern sich Preise, Zonen­zugehörigkeiten und Altersgrenzen. Neu ist auch die Jugendstreifenkarte - und dass man in Busse nicht mehr vorne einsteigen muss.

Von Nadja Tausche, Freising

Eine einfachere Aufteilung des Abdeckungsgebiets und zum Teil billigere Fahrkarten: Am 15. Dezember tritt die Tarifreform des MVV in Kraft. Gleichzeitig wird zum aktuellen Fahrplanwechsel der Takt bei manchen Buslinien verdichtet. Was ändert sich konkret für MVV-Fahrgäste in der Stadt und im Landkreis Freising?

Tickets für Bedürftige

46,70 Euro statt wie bisher 162,40, wenn auch mit Zeitsperre: Für bedürftige Menschen machen die Ticketpreise für Monatskarten zwischen Freising und München einen riesigen Sprung. Mit der Tarifreform geht die sogenannte Isarcard S auch in den Landkreisen an den Start, in München gibt es das Ticket schon länger. Voraussetzung für die Vergünstigung ist der sogenannte Landkreispass. Den gibt das Landratsamt an Menschen aus, die Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung beziehen, fasst Pressesprecherin Nina Reitz von den Freisinger Stadtwerken zusammen. Auch wer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommt oder ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, profitiert. Wer eine Monatskarte nur für den Kreis Freising braucht, zahlt nur 26,90 Euro. Die Isarcard S gilt an Werktagen von 9 neun Uhr an, Nutzer können damit beliebig viele eigene Kinder und Enkel oder maximal drei Kinder bis zum 15. Lebensjahr mitnehmen.

Seniorentickets erst ab 65

Die Isarcard65 löst künftig die Seniorenmonatskarte ab, das heißt: Billiger fährt erst, wer 65 Jahre alt ist, nicht wie bisher 60 Jahre alt. Dafür gilt die neue Seniorenkarte ohne Sperrzeit, also 24 Stunden pro Tag. Auch die Begrenzung auf drei Geltungsbereiche fällt weg und die Isarcard65 ist übertragbar. Die neue Seniorenkarte kostet pro Monat 42 Euro innerhalb des Landkreises und 66,90 Euro von Freising nach München. Für alle, die die alte Seniorenmonatskarte hatten, gibt es eine Übergangsregelung. Vom1. Januar 2020 an können Inhaber ihre alten Karten mit den neuen Preisen als Isarcard 65 weiternutzen, hierbei gelten allerdings weiter Sperrzeiten von Montag bis Freitag, sechs bis neun Uhr, außer in Ferien und an Feiertagen.

Tages-Touristen zahlen mehr

Wer innerhalb der Stadt Freising eine Einzelfahrkarte kauft, muss statt 1,50 Euro künftig 1,70 Euro hinlegen. "Wer nur selten hier fährt, zahlt dann 20 Cent mehr", so Nina Reitz. Man wolle erreichen, dass die Menschen möglichst viel mit dem Öffentlichen Nahverkehr nutzen, so Reitz, das sei das "erklärte Ziel" der Tarifreform: "Denen, die viel fahren, will man deshalb möglichst viele Vergünstigungen anbieten." Wer seine Einzelfahrt innerhalb Freisings mit der Streifenkarte bezahlt, für den wird es nicht teurer als bisher - die Änderung wird deshalb wohl vor allem Touristen treffen, die nur eine einzelne Fahrt brauchen.

Tarifreform im Landkreis Freising
:Einfacher und für viele günstiger

Am 15. Dezember tritt die MVV-Tarifreform in Kraft. Vor allem Vielfahrer sollen künftig deutlich entlastet werden, um ein Signal für eine Verkehrswende zu setzen. Nicht mehr gültige Karten können umgetauscht werden.

Von Birgit Goormann-Prugger

Überall einsteigen

Bisher mussten Fahrgäste von MVV-Regionalbussen immer die vordere Tür benutzen und beim Fahrer ihr Ticket vorzeigen. Das entfällt in Zukunft. "Der verpflichtende Vordereinstieg wird abgeschafft, dies gilt auch nachts", berichtet dazu Franziska Hartmann von der MVV-Pressestelle.

Streifenkarte für Jugendliche

Neu ist eine eigene Streifenkarte für Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren, die deutlich billiger ist als die normale. 7,70 Euro statt 14 Euro kostet sie, gestempelt werden müssen immer mindestens zwei Streifen. Zwei Beispiele von den Freisinger Stadtwerken: Wer von Freising nach München fährt, stempelt sechs Streifen und zahlt künftig 4,62 Euro. Die Fahrt von Freising nach Mainburg kostet mit zwei Streifen 1,54 Euro. Aufpassen müssen Jugendliche innerhalb Freisings: "Bei einer Kurzstrecke im Stadtgebiet lohnt sich das Angebot für Jugendliche nicht", so Reitz. Hier stempeln junge Leute besser einen Streifen der normalen Streifenkarte.

Was bald nicht mehr gültig ist

Wer vor dem 15. Dezember folgende Karten kauft, kann sie ab Inkrafttreten der Tarifreform nicht mehr als gültige Tickets nutzen: Einzelfahrkarten, Single-Tageskarten, Gruppen-Tageskarten und Kinder-Tageskarten. Die Karten können Nutzer in welche, für die der neue Tarif gilt, umtauschen oder sie sich bis Ende März 2020 kostenlos erstatten lassen. Von dem Zeitpunkt an dann kostet das Erstatten zwei Euro pro Ticket. Weil Freising künftig an der Grenze zwischen den Zonen 4 und 5 liegt, kann es bei Monatskarten billiger sein, mit dem Kauf auf den 15. Dezember zu warten.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tarifreform im Münchner Nahverkehr
:Was sich beim MVV alles ändert

Seit dem 15. Dezember gilt im MVV ein neues Tarifsystem. Für wen wird es billiger? Was ändert sich für Jugendliche und Senioren? Wo tauscht man alte Tickets um? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Andreas Schubert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: