Petition eines Freisinger Studenten:Ein 365-Ticket für Schüler und Auszubildende

Petition eines Freisinger Studenten: Tobias Kuch (links) und Michael Stanglmaier, Leiter der Kampagne (rechts), haben dem Münchner Landrat Christoph Göbel die Petition übergeben.

Tobias Kuch (links) und Michael Stanglmaier, Leiter der Kampagne (rechts), haben dem Münchner Landrat Christoph Göbel die Petition übergeben.

(Foto: Claus Schunk)

Tobias Kuch hat eine Petition für ein 365-Euro-Ticket gestartet und übergibt die Unterschriften an mehrere Politiker.

Von Laura Dahmer, Freising

Man stelle sich vor, man steigt morgens irgendwo im Landkreis in einen Bus ein, fährt Richtung Freisinger Bahnhof und von dort aus weiter nach München. Dort macht man eine Stadtrundfahrt mit der Tram und fährt am Abend wieder nach Hause. Und zahlt dafür bloß einen Euro. Einen Euro pro Tag, 365 Tage im Jahr. Diese Wunschvorstellung könnte für Schüler und Auszubildende im MVV-Gebiet bald Wirklichkeit werden. Und das auch dank des Freisinger Studenten Tobias Kuch. Er hat eine Petition gestartet, die 365-Euro-Tickets für Schüler, Studenten und Auszubildende fordert. Diesen Donnerstag diskutiert der Kreisausschuss über das Thema, am kommenden Dienstag übergibt Kuch die mehr als 10 700 gesammelten Überschriften an Landrat Josef Hauner.

Schon lange verfolgt Tobias Kuch die Idee, dass der öffentliche Nahverkehr nach dem Wiener Modell vergünstigt werden sollte. Seit 2012 kann man dort mit einem 365-Euro-Ticket durch die Stadt fahren. Im Oktober hat die bayerische Staatsregierung nun den Weg dafür in Bayern bereitet: In Nürnberg soll das Ticket im Schuljahr 2020/21 eingeführt werden, die Verkehrsräume München, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg sollen nachziehen. Der Freistaat würde zwei Drittel der Kosten übernehmen. Ob das Ticket eingeführt wird, entscheiden aber die jeweiligen Städte und Landkreise. In Freising und den übrigen sieben MVV-Landkreisen will man das jetzt diskutieren.

Während seiner Ausbildung musste Kuch 60 Euro pro Monat für die Strecke Moosburg - Freising bezahlen

Kuch weiß aus eigener Erfahrung, dass die Kosten für Bus und Bahn im MVV-Gebiet gerade bei jungen Leuten zu Buche schlagen: Der 21-Jährige ist während seiner Ausbildung zum Fachinformatiker täglich zwischen Moosburg und Freising gependelt. "Gekostet hat mich das ungefähr 60 Euro im Monat, und das für die kurze Strecke", sagt Kuch. Freunde von ihm, die zur Ausbildung bis nach München mussten, haben das Doppelte hingeblättert. "Es wäre wünschenswert, dass junge Leute sich frei entscheiden können, wo sie studieren oder arbeiten. Viele können das aber nicht, weil sie sich das Ticket nicht leisten können", bemängelt er. Mittlerweile ist Kuch mit seiner Ausbildung fertig und studiert Informatik an der Hochschule München. In seiner Petition fordert er, dass auch Studenten in das 365-Euro-Ticket eingeschlossen werden. "Das Münchner Semesterticket ist im deutschen Vergleich das teuerste. In anderen Bundesländern wie NRW oder Niedersachsen zahlt man weniger und kann durch das ganze Bundesland fahren", sagt der Moosburger. Aktuell zahlt ein Student in München oder Freising einen verpflichtenden Solidaritätsbeitrag von 67,40 Euro pro Semester, mit dem er zu bestimmten Zeiten das MVV-Gesamtnetz nutzen kann. Für zusätzliche 195,70 Euro gibt es die zeitlich uneingeschränkte Isarcard Semester. Kuchs Petition ist auf große Resonanz gestoßen. "Ich habe auch von vielen gehört, dass sie sich das Angebot für alle wünschen." Aus Kuchs Sicht sollte das langfristig das Ziel sein, er weiß aber um die schwierige Finanzierung.

Zumindest für Schüler und Auszubildende wird man in Freising und den Nachbarlandkreisen über den Vorstoß nachdenken. Diesen Donnerstag ist Kuch beim Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, um ihm die Unterschriften seiner Petition zu überreichen, kommenden Dienstag wird er dasselbe bei Landrat Hauner tun. "Ich erhoffe mir, mit den Politikern über den Handlungsbedarf im Nahverkehr ins Gespräch zu kommen, und nicht nur die Unterschriften zu überreichen", sagt Kuch. Außerdem wünscht er sich, dass nicht nur über Kosten gesprochen wird, sondern vor allem über den Nutzen.

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