Die Posaune ist im Gegensatz zur Trompete, die jeder kennt, kein prominentes Instrument. Dennoch unterrichtet Odilo Zapf, der neue Leiter der Freisinger Musikschule, derzeit 15 Schüler. Alleine aus einer Schulklasse seien es drei Buben, schildert er. Offensichtlich mache die Mund-zu-Mund-Propaganda viel aus und ein begeisterter junger Posaunist ziehe andere nach sich. Aber nicht nur ein Instrument, sondern auch ein Lehrer könne Begeisterung für die Musik wecken. Auch in Zeiten der Digitalisierung werden Kinder und Jugendliche in Zukunft Musikinstrumente erlernen, da ist Zapf optimistisch.
SZ: Welche Aufgaben hat die städtische Musikschule?
Odilo Zapf: Die Musikschule vermittelt in erster Linie Kindern und Jugendlichen Freude an der Musik und befähigt sie, ein Instrument zu spielen, zu singen oder zu tanzen. Die Einrichtung soll aber auch in der Öffentlichkeit gut sichtbar sein, denn es sind ja öffentliche Gelder, die hier eingesetzt werden. Die Elternbeiträge decken nur einen Teil der Kosten.
Wo ist die Musikschule im Freisinger Kulturleben sichtbar?
Im vergangenen Jahr haben wir knapp 190 kleine und große Veranstaltungen organisiert. Außerdem haben wir verschiedene Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, zum Beispiel mit den beiden Realschulen in Freising oder Kindergärten. Ein ganz wichtiger Teil der Schule ist die Freisinger Stadtkapelle unter der Leitung von Jürgen Wüst, der auch mein Stellvertreter ist. Wir organisieren jährlich rund 50 Auftritte. Weiterhin gibt es das Freisinger Symphonieorchester. Dort spielen unsere guten Schüler gemeinsam mit Lehrern und Eltern, die herausragenden Schüler treten als Solisten auf. Für die Schüler ist das eine tolle Erfahrung und ein Ansporn, die großen Werke zu spielen.
Welche Rolle spielen Sie als Chef der Musikschule?
Ich möchte das Personal gut führen und bei Laune halten, ich bin Ansprechpartner für alle - für Eltern, Schüler, Lehrer, die Mitarbeiter in der Verwaltung, kurz: Ich bin ein Kümmerer. Außerdem gewinne ich neue Lehrer, wenn jemand ausscheidet, denn ich habe ich viele Kontakte in die Musikszene. Selbst Fagott kann man bei uns lernen. Diese Vielfalt und ein gutes Angebot für unsere Schüler sind mir sehr wichtig.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Ich bin kein autoritärer Chef, sondern höre zu, im Team erarbeiten wir gemeinsam Neues. Kreative Menschen haben oft gute Ideen, es gibt neue Lernmethoden und unser Beruf verändert sich ständig. Ich sehe mich als Kopf, der die Fäden in der Hand hält und den Überblick hat.
Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln?
Ich bin Original-Freisinger, besuchte das Dom-Gymnasium und den Musikleistungskurs am Camerloher. Dann habe ich in Würzburg Posaune studiert. Nach dem Studium begann ich, in Freising an der Musikschule zu unterrichten, spiele aber bis heute noch in Orchestern. Zum Beispiel in dem von Enoch zu Guttenberg gegründeten Orchester "Klangverwaltung", das er auch viele Jahre geleitet hat, oder in München an der Oper.
Warum haben Sie die Posaune gewählt?
Schon als Kleinkind war ich mit meinen älteren Geschwistern fast täglich an der Musikschule und habe viele Instrumente gehört. Wieso es die Posaune geworden ist, kann ich nicht genau sagen. Ich denke, es war einfach der Klang, der mir gefallen hat. Wenn man sein Instrument gefunden hat, ist es ein wunderbares Mittel, um sich auszudrücken. Am Wichtigsten beim Musizieren ist mir aber das Gemeinschaftserlebnis. Es macht einfach Spaß, mit Freunden Teil eines großen Klangkörpers zu sein.
Warum unterrichten Sie neben Ihrer Leitungsfunktion an der Musikschule weiter?
Das Unterrichten gehört zu meinem Leben dazu, ich wollte es nicht aufgeben. Denn es ist schön und bereichernd, die Entwicklung eines jungen Menschen mitzuerleben und ihn zu fördern. Außerdem bleibt man mit den Schülern selbst auch flexibel und rostet nicht ein.
Ein Instrumentallehrer vergibt keine Noten, wie motivieren Sie Ihre Schüler?
Grundsätzlich haben Kinder und Jugendliche immer weniger Zeit für Musikunterricht, viele sind ja bis 16 oder 17 Uhr in der Betreuung. Und für die Spitzenmusiker unter ihnen fehlt oft die Zeit zum Üben. Jeder Lehrer regelt das selbst und hat seine eigene Methode, Durststrecken zu überwinden und seine Schüler bei der Stange zu halten. Gründe, nicht zu üben, gibt es so viele verschiedene, wie es Menschen gibt. Es gibt unzählige Ausreden, in jeder Altersstufe sind es andere. Ein Kind sollte aber grundsätzlich spielen wollen. Man kann sie mit aktuellen Songs motivieren, sie können ein Youtube-Video drehen oder sie nutzen verschiedene Musik-Apps auf dem Handy. Oftmals finden es Jungs cool, in einer Big-Band zu spielen, das kommt bei den Mädels an. Gerade das Gemeinschaftserlebnis in unseren vielen Ensembles motiviert die Schüler, dabei zu bleiben. Auf jeden Fall sollte ein Musiklehrer kreativ und flexibel sein, keinen Druck machen, sondern motivieren. Dafür gibt es ja auch zahlreiche Fortbildungen, die unsere Kollegen gerne wahrnehmen.