Verlängerung der U 6 in den Landkreis Freising:Gescheitert am Kosten-Nutzen-Faktor

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Die U6 von Garching nach Neufahrn zu verlängern: Die Idee gibt es schon länger. (Foto: Florian Peljak)

Die Firma Intraplan Consult rechnet den Kreisräten vor, dass eine Verlängerung der U6 von Garching nach Neufahrn nicht wirtschaftlich ist. Die wollen bei dem Projekt aber dennoch nicht locker lassen.

Von Peter Becker, Freising

Die Enttäuschung war groß am Donnerstagnachmittag im Freisinger Kreistag. Bernd Kollberg von der Firma Intraplan Consult hatte den Kreisräten gerade vorgerechnet, warum es auch wahrscheinlich im kommenden Jahrzehnt keine Verlängerung der U-Bahnstrecke U 6 vom Garchinger Forschungszentrum in den Landkreis Freising geben wird. Der Kosten-Nutzen-Faktor der günstigsten Verbindung nach Neufahrn liegt gerade mal bei 0,11, also weit entfernt vom Wert 1, bei dem eine Förderfähigkeit gegeben wäre. Die Alternativen einer Verlängerung der Linie nach Eching oder Hallbergmoos, die auch untersucht worden waren, endeten gar mit einem negativen Ergebnis.

Der Kreistag will trotzdem nicht locker lassen und weitere Entwicklungen abwarten. Einstweilen müsste man sich mit der Entwicklungen von Alternativen beschäftigen: dem Einsatz von Expressbussen oder gar einer Seilbahn. Rainer Schneider (FW) fühlte sich elf Jahre zurück in 2009 versetzt. Damals, Schneider war seinerzeit noch Bürgermeister von Neufahrn gewesen, hatte es schon mal eine Untersuchung zur Verlängerung der U 6 nach gegeben. Deren Ergebnis ergab einen Kosten-Nutzen-Faktor von 0,1. "Heute sind wir am gleichen Punkt", stellte er fest. Schneider sieht nur eine Lösung des Problems. "Wenn die kommunale Familie die Verlängerung der Linie will, dann muss sie Geld in die Hand nehmen." Garching habe seinerzeit sehr viel Geld investiert, um eine Verlängerung der U-Bahn zu erreichen. In Martinsried sei das ähnlich gewesen, ergänzte Sebastian Thaler (SPD). Der Kreistag müsste einen Beschluss fassen, mehr Geld in die U-Bahn zu investieren.

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Die Kriterien für den Faktor stammen aus den Achtzigerjahren

Zuvor hatten andere Kreisräte ihrer Enttäuschung Luft gemacht. Tobias Weiskopf (FDP) sagte, dass die Region im Münchner Norden boome und der Straßenverkehr extrem zunehme. Die S-Bahnlinie 1 hätte entlastet und Fahrzeiten nach München verkürzt werden können. Weiskopf bezeichnete das standardisierte Bewertungsverfahren, nach dem der Kosten-Nutzen-Faktor errechnet wird, als veraltet. Franz Heilmeier (Grüne) pflichtete ihm bei. Die Kriterien stammten aus den Achtzigerjahren. "Die Förderrichtlinien ziehen den politischen Zielen die Beine weg", kritisierte er. Die Entscheidung mache der gesamten Region wenig Mut.

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Der Mutmaßung Weiskopfs, Intraplan habe vielleicht nur den Kosten-Nutzen-Faktor für die Verlängerung, aber nicht für die ganze Linie berechnete, entgegnete Kollberg, das sei nicht der Fall gewesen. Im Gegenteil habe die Firma die Auswirkungen auf das gesamte Netz des Münchner Verkehrsverbunds bezogen. Sogar der Landshuter, der in seiner Stadt am Bahnhof einsteige und nach München fahre, sei in der Kalkulation enthalten.

Die U-Bahn verlängern, bevor die Gemeinden wachsen

Tobias Eschenbacher (FSM) hält es für den falschen Ansatz, eine Verbindung erst dann einzurichten, wenn die entsprechende Siedlungsstruktur vorhanden sei. "Die Leute haben sich dann schon ein Auto gekauft", argumentierte er. Die seien dann nur schwer zum Umsteigen auf die U-Bahn zu bewegen. Kreisbaumeisterin Antonia Seubert entgegnete, man habe sehr wohl bei den Gemeinden ihre künftige Entwicklung abgefragt. "Wir sind in die Vollen gegangen."

Harald Reents (CSU) sagte, es gebe einen Bedarf, dass sich die Gemeinden im Landkreis in Sachen Mobilität neu aufstellen müssten. Expressbusse machten laut Manuel Mück (CSU) nur dann einen Sinn, wenn sie eine privilegierte Fahrbahn erhielten. "Sonst macht das keinen Sinn." Thaler sagte, die U-Bahn-Verbindung nach München sei längst überfällig. Sie sei zukunftsweisend für die gesamte Region. Möglicherweise ergebe ja eine Überarbeitung des Bewertungsverfahrens eine neue Perspektive, sagte Kollberg. Aufgeben will der Landkreis Freising jedenfalls nicht. "Wir werden unsere Bemühungen nicht einstellen", versprach Landrat Helmut Petz.

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