Kinder wollen ihren zwölften Geburtstag üblicherweise im Trampolinpark, beim Lasertag oder im Freibad verbringen. Die Feier dieses zwölften Geburtstages fand am Montag an einem etwas ungewöhnlichen Ort statt: vor dem bayerischen Finanzministerium am Münchner Odeonsplatz. Gefeiert wurde aber auch kein Geburtstagskind im eigentlichen Sinn, sondern der 12. Jahrestag des Münchner Bürgerentscheids gegen die 3. Startbahn am Flughafen München.
35 000 Stimmen hatten die Aktionsbündnisse „Aufgemuckt“ und „Münchner Bündnis gegen den Bau einer dritten Startbahn“ damals gesammelt und so die Stadt München auf ihre Seite ziehen können. Bürgerentscheide haben zwar nur ein Jahr Gültigkeit, dennoch sehen die Aktivisten den Bürgerentscheid vom 17. Juni 2012 nach wie vor als den Meilenstein, der die dritte Startbahn bis heute verhindert hat.
Rund 70 Gemeinden aus dem Flughafenumland seien bei „Aufgemuckt“ vereint, informiert Wolfgang Herrmann, Vorsitzender des Bürgervereins Freising. Die Entscheidung, eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen bauen zu wollen, habe man von Anfang an mit Großdemonstrationen begleitet und „Türklinken geputzt“, um Stimmen für das Bürgerbegehren zu sammeln, erzählt der Diplomingenieur.

Tausende Quadratmeter würden mit dem Bau einer dritten Startbahn unter Beton verschwinden. Welche Folgen eine derartige Flächenversiegelung haben könne, habe man gerade erst bei der örtlichen Hochwasserkatastrophe zu spüren bekommen, sagte Christian Hierneis, Münchner Landtagsabgeordneter der Grünen, bei der Kundgebung. Eva Bönig, Zweite Bürgermeisterin aus Freising, prangerte an, dass die Belastung der Region durch Verkehr und Lärm bereits jetzt enorm sei und nicht noch erhöht werden dürfe. Die dritte Startbahn müsse darum endlich aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen werden, fordert sie.
Außerdem würden „enorme Schadstoffmengen in die Region entlassen“, erklärt Wolfgang Herrmann. Die Luft sei deutlich schlechter, als die FMG dies immer behaupte, sagte er. Gerhard Müller-Starck, ebenfalls Mitglied beim Bürgerverein Freising erklärte, dass die Schadstoffbelastung nicht nur die 33 000 Mitarbeiter am Flughafen treffe, sondern auch die Menschen im Umland. „Jede verbrannte Tonne Kerosin hinterlässt 20 Kilogramm Schadstoffe“, erklärte der ehemalige Leiter des Fachgebietes Forstgenetik an der TUM.

„Von den über 60 Komponenten der ausgestoßenen Stoffe sind 36 nachgewiesen gesundheitsschädigend“, warnte er weiter. Müller-Starck nannte zwei Möglichkeiten, um die Schadstoffbelastung möglichst gering zu halten: Erstens sogenannte elektrisch betriebene „Taxibots“, die die Flugzeuge zum Start schleppen und so 60 bis 80 Prozent der Schadstoffe einsparen könnten. Zweitens die Entschwefelung von Kerosin, da Schwefel besonders schädlich für den Menschen sei.
Auch Michael Piazolo von den Freien Wählern und Christian Magerl, Sprecher von Aufgemuckt, forderten eine endgültige Beilegung der Baupläne und zweifelten den Bedarf einer dritten Startbahn an. Piazolo gehört zum Münchner Bündnis, ebenso wie Christian Hierneis und Katharina Schulze, die ein wenig zu spät kommt, aber gleich das Megafon übernimmt.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag machte gleich zu Beginn ganz klar, wie sie zum Bau einer dritten Startbahn steht: „Einfach Quatsch“ sei dies in Zeiten der Klimakrise. Sie betont, dass das Münchner Bündnis fest an der Seite der Freisinger stehe und man den eigentlich bereits errungenen Sieg nun auch zu Ende führen werde.
Die endgültige Entscheidung steht noch aus
Eine endgültige Entscheidung der bayerischen Staatsregierung müsse 2026 fallen. Dann laufe das Baurecht aus, erklärt Wolfgang Herrmann. Er kündigte an, dass die Startbahngegner bereits Klagen vorbereiten würden, die dann eventuell erforderlich seien. Kämpferisch geben sich die Gegner des Startbahnbaus an diesem Montag: „Wir sind weiter hier, wir sind weiter laut“, verspricht Katharina Schulze.