Reisen für Senioren:Ganz wichtig sind die Kaffeepausen

Lesezeit: 3 Min.

2015 hat das Ehepaar Schnitzler aus Kranzberg den "Club der Reiselustigen" für Senioren gegründet. 70-Jährige und noch Ältere nehmen teil, auch viele Witwen.

Von Gudrun Regelein

Im Jahr 2015 hat das Ehepaar Schnitzler aus Kranzberg den Club der Reiselustigen ins Leben gerufen. Mehrmals im Jahr geht es seither mit Gleichgesinnten zu immer neuen Zielen: Das Reisen sei eine Art Hobby, sagt die 69-jährige Roswitha Schnitzler. Sie und ihr Mann Günter haben seit den 1980er-Jahren viele Reisen erlebt, vor allem in Europa waren die beiden unterwegs. Eine Traumreise aber gibt es noch: Er wolle unbedingt einmal in die Toskana und nach Mailand, erzählt der 67-jährige Günter Schnitzler.

SZ: Sind Sie beide denn besonders reiselustig?

Günter Schnitzler: Schon, doch - wir sind beide reiselustig, ich vielleicht noch ein bisschen mehr als meine Frau. Aber wir sind nicht so gerne lange unterwegs, drei oder vier Tage reichen uns aus. Mal was anderes zu sehen und zu hören, ist schön, aber Zuhause ist es dann auch schön.

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Was genau verbirgt sich hinter dem Club der Reiselustigen?

Günter Schnitzler: Früher hat das Busunternehmen Boos aus Allershausen Ausflüge und Reisen organisiert, das waren im Jahr immer verschiedene Tages- und Mehrtagesfahrten. Das wurde Ende 2014 eingestellt, der Grund war ein Wechsel in der Geschäftsführung. Der Senior übergab damals an den Junior. Im Dezember gab es noch eine letzte Fahrt ins Salzkammergut. Danach war Schluss. Na ja, die treuen Reisefans haben natürlich alle befürchtet, dass sie jetzt nicht mehr wegkommen und daheim bleiben müssen. Und nach einer längeren Pause haben meine Frau und ich im Frühjahr 2015 beschlossen, dass wir das jetzt einfach versuchen und das Ganze in die Hand nehmen. Wir haben dann nach einem Namen gesucht und sind auf den Club der Reiselustigen gekommen.

Wer ist dabei beim Club?

Günter Schnitzler: Also wir sind kein Verein, wir erheben auch keinen Mitgliedsbeitrag. Ich habe mittlerweile etwa 500 Adressen von Reisegästen, der harte Kern besteht aus etwa 70 bis 80 Reiselustigen, die bei fast jeder Fahrt dabei sind. Vor allem 70-Jährige und noch Ältere nehmen teil, viele Witwen, die mal ein bissl raus wollen, Freundinnen, die gemeinsam reisen, aber auch Ehepaare. Die Mehrheit kommt aus Kranzberg und Allershausen - aber wir haben beispielsweise auch viele Gäste aus Freising und Neufahrn.

Ist die Planung nicht extrem aufwendig?

Günter Schnitzler: Wir haben im Jahr immer fünf Tagesfahrten und zwei Mehrtagesfahrten - abgesehen von der Corona-Krise, da fiel ja leider alles aus. Also es ist so, dass ich der Firma Boos Vorschläge mache. Bei einem Treffen im Herbst wird immer beschlossen, was dann im kommenden Jahr angeboten wird. Die Organisation der Hotels, der Gaststätten und Stadtführer übernimmt ein Mitarbeiter von Boos. Ich kümmere mich dann um die finanzielle Abwickelung und die Platzbesetzung im Bus - das ist übrigens ein ganz wichtiges Thema...

Wohin führen die Reisen?

Roswitha Schnitzler: Also bei den Tagesreisen achten wir darauf, dass die Fahrten maximal drei Stunden dauern. Oberbayern ist sehr beliebt, das Gebirge. Wir waren beispielsweise am Arber, in Hindelang, in Kempten, aber auch in schönen Städten wie Bamberg, Salzburg und zuletzt in Nürnberg. Oft gehts auch nach Österreich, in die Steiermark beispielsweise. Das Ganze wird seniorengerecht geplant, mit ausreichend Gesundheitspausen, Einkehr fürs Mittagessen und Kaffeepause am Nachmittag.

Es waren in den vergangenen Jahren sehr viele Reisen, aber gibt es für Sie auch ein absolutes Highlight?

Roswitha Schnitzler: Das war die sechstägige Pilger- und Kulturfahrt nach Polen zur Schwarzen Madonna von Tschenstochau und nach Krakau im Jahr 2017. Mein Mann schwärmt noch heute davon. Das war sehr eindrucksvoll, einmal im Leben sollte man das erleben.

Woher nehmen Sie die Ideen?

Günter Schnitzler: Aus der Zeitung raus, aus Katalogen und dann schaue ich im Internet - Wikipedia ist auch eine gute Quelle. Da suche ich mir Reiseziele aus und dann wird gemeinsam entschieden, ob es machbar ist. Die Reisen sollen ja auch nicht zu teuer werden: Die Vier-Tagesfahrt kostet zwischen 600 und 700 Euro, da ist dann aber alles dabei. Und die Tagesfahrten zwischen 30 und 40 Euro. Bei den mehrtägigen Fahrten sind es zwischen 25 und 30 Leute, die mitreisen, bei den Tagesfahrten um die 50.

Spielen Sie auch Reiseführer?

Roswitha Schnitzler: Mein Mann informiert sich zuvor gut über die Ziele und über die Städte, an denen wir vorbeikommen. Und bei den Fahrten gibt es dann Informationen: Geschichtliches oder der Hinweis auf Sehenswürdigkeiten beispielsweise. Da wird's dann im Bus auch immer richtig still. Ansonsten sind die Reisen aber sehr heiter, es wird viel geratscht und gelacht und die Heimatdichterin Gerda Krupp, die oft dabei ist, liest Geschichten vor.

Wie waren die langen Lockdown-Monate für den Club?

Günter Schnitzler: Ganz schön schlimm. Eineinhalb Jahre gab es keine Reisen, das war vor allem für die Alleinstehenden eine harte Sache. Als es dann nach der Zwangspause im Juli mit der ersten Tagesfahrt nach Nürnberg weiterging, gab es ein riesiges Hurra, alle waren überglücklich - das war wirklich toll.

Bei einer der nächsten Reisen geht es ja auch in ein Gartencenter: Wie kamen Sie darauf?

Günter Schnitzler: Ja, das ist im Oktober geplant, da fahren wir nach Nördlingen und kommen auf dem Rückweg an Rain am Lech vorbei. Da gibt es ein sehr großes Dehner-Gartencenter mit Freigelände. Das kommt sehr gut an, vor allem bei den Damen. Die lieben die Blumen.

Und wann ist für Sie beide Schluss mit dem Verreisen?

Günter Schnitzler: So lange die Leute mitfahren und Interesse haben, werden wir weitermachen.

© SZ vom 06.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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