Prozessauftakt:30 Kilogramm Rauschgift im Studentenwohnheim

Lesezeit: 2 Min.

30 Kilogramm Rauschgift hat die Polizei in diesem Studentenwohnheim an der Giggenhauser Straße in Freising entdeckt. (Foto: Marco Einfeldt)

Drei Männer und eine Frau müssen sich vor der vierten Strafkammer des Landshuter Landgerichts wegen schwunghaften Drogenhandels verantworten.

Von Alexander Kappen, Landshut/Freising

Es war ein Fall, "den wir in dieser Größenordnung nicht alle Tage haben", sagte Josef Vogl von der Kriminalpolizei Erding im März vergangenen Jahres. Der Leiter des unter anderem für Drogenkriminalität zuständigen Kommissariats 4 berichtete damals in einer eigens einberufenen Pressekonferenz über den spektakulären Fund von 30 Kilogramm Rauschgift im Studentenwohnheim an der Giggenhauser Straße in Freising.

Dort wurden zwei Appartements offenbar von drei Männern als Lager für ihren "schwunghaften Handel mit Betäubungsmitteln" genutzt, wie es nun in der Anklageschrift heißt. Nun müssen sich die drei Männer im Alter von 27, 30 und 36 Jahren sowie eine 53-jährige Frau, die beim Drogenhandel geholfen haben soll, vor der vierten Strafkammer des Landshuter Landgerichts verantworten.

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Die Ermittlungen waren ins Rollen gekommen, weil ein Student der Freisinger Polizei am 11. März 2021 gemeldet hatte, dass es aus einem Nachbarappartement im Studentenwohnheim seit geraumer Zeit stinke - vermutlich nach Drogen. Dieser Verdacht sollte sich schließlich bestätigten. Zwei Beamte der Freisinger Polizeiinspektion fuhren in das Wohnheim, wo sie den 36-Jährigen, der als Student gemeldet war und wie der 30-Jährige an einer anderen Adresse in Freising wohnte, schließlich antrafen. Als der 36-Jährige das betreffende Appartement aufsperrte, vernahmen die Beamten bereits deutlichen Marihuana-Geruch, wie die Kripo seinerzeit berichtete.

Laut Anklage fanden die Polizisten bei der Durchsuchung des Zimmers rund 2,3 Kilogramm tetrahydrocannabinolhaltige Betäubungsmittel, 230 Gramm der synthetischen Droge MDMA, 3,2 Kilogramm Amphetamin und gut 150 Gramm Kokaingemisch. Zudem wurden in dem Zimmer gemäß Anklage 2480 Euro Bargeld in einem Kuvert aufgefunden und sichergestellt. Es sei davon auszugehen, dass das sichergestellte Bargeld aus dem Verkauf von Betäubungsmitteln durch den 36-Jährigen stamme. Am 16. März seien dann in einer anderen Wohnung in Freising gut 1,1 Kilo Marihuana gefunden worden, das der 36-Jährige dort zum gewinnbringenden Weiterverkauf verwahrt haben soll.

Drogenfund in Freising
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Nach dem Hinweis eines Studenten wegen starker Gerüche entdeckt die Polizei kiloweise Drogen im Wohnheim an der Giggenhauser Straße. Bei einer Pressekonferenz präsentiert die Erdinger Kriminalpolizei ihren Fund.

Von Alexander Kappen

Während des Einsatzes am 11. März im Studentenwohnheim fiel den Freisinger Polizisten nach Angaben der Kripo im Gang auch der 30-jährige Angeklagte auf, der offenbar versuchte, wieder umzudrehen. Doch Beamten hielten ihn auf und kontrollierten ihn. Laut Anklage fanden sie bei ihm knapp 30 Gramm Kokain. Der Angeklagte hatte außerdem einen Schlüssel zu einem weiteren Appartement, in dem schließlich der Großteil der sichergestellten Drogen gefunden wurde. Laut Anklage handelte es sich um knapp 22 Kilogramm Marihuana, Haschisch und Cannabis-Konzentrate, 86 Gramm XTC-Pillen, 1,1 Kilogramm MDMA-Pulver, elf Gramm Lysergid-Lösung und zehn Gramm Kokain-Gemisch.

Der 30-jährige Angeklagte soll in dem Appartement dann versucht haben, einen Beutel mit Kokaingemisch aus dem Fenster zu werfen. Zudem soll er Widerstand gegen die Polizei geleistet und einen Beamten leicht verletzt haben. Bei den 525 Euro Bargeld, das die Polizei im Geldbeutel des Angeklagten fand, geht die Anklage davon aus, dass es aus dem Verkauf von Drogen stammt.

Nach dem 27-jährigen Angeklagten mit Wohnsitz in München wurde zunächst noch gefahndet. Am 25. Juni nahm ihn dann die Bundespolizei in Hamburg fest. In seinem Koffer befand sich unter anderem Bargeld in Höhe von 27 950 Euro. Laut Anklageschrift wurden auf dem Geld daktyloskopische Spuren von vier Personen festgestellt, sie allesamt schon wegen Drogendelikten polizeibekannt seien. Daher gehe man davon aus, dass das Geld aus Drogengeschäften stamme.

Die 53-jährige, zuletzt in Ismaningwohnhafte Angeklagte, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll im Auftrag des 27-Jährigen Geld aus dessen Drogengeschäften auf ihr Konto eingezahlt und von dort auf Konten des 27-Jährigen sowie auf das eines anderen Mannes überwiesen haben, gegen den ein gesondertes Verfahren läuft. Laut Anklage soll die Frau gewusst haben, dass das Geld aus Drogengeschäften stammte.

© SZ vom 05.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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