Fahrradfreundliche Umgestaltung der Kammergasse:Zu teuer, zu komplex, der Traum ist geplatzt

FREISING: Rad-Spur Kammergasse

"Der Wille war da, aber der Traum ist geplatzt", sagt Robert Weller (FW) über die fahrradfreundliche Umgestaltung der Kammergasse.

(Foto: Johannes Simon)

Die fahrradfreundliche Umgestaltung der Freisinger Kammergasse wäre laut einer Machbarkeitsstudie mit hohen Kosten und teils gravierenden Konsequenzen verbunden. Manche Stadträte wollen zumindest Teile umsetzen

Von Peter Becker, Freising

"Der Wille war da, aber der Traum ist geplatzt." Dieses Fazit zog Robert Weller (FW) aus der Machbarkeitsstudie zur fahrradfreundlichen Umgestaltung der Kammergasse in der Sitzung des Planungsausschusses des Freisinger Stadtrats. Der Aufwand wäre groß, die Kosten dementsprechend hoch gewesen. Was für die Kammergasse eine Verbesserung gewesen wäre, hätte andernorts zu Verschlechterungen geführt. Die Stadträte nahmen die Machbarkeitsstudie zur Kenntnis. Jetzt rücken wieder Pläne zur Umgestaltung der Mainburger Straße in den Vordergrund.

Die Widmung der Kammergasse als Fahrradstraße hatte sowohl im Ausschuss als auch in den sozialen Medien für kontroverse Diskussionen gesorgt. Die einen wollen eine autofreie Innenstadt, die anderen sehen genau darin eine Gängelung. Pablo Frank von der Planungsgesellschaft Stadt - Land - Verkehr und Tobias Kramer von den Freisinger Toponauten präsentierten nun auf Initiative der Stadt ihre Ideen, wie sich Kammergasse sowie Hayd- und Alois-Steinecker-Straße zu einem "Altstadtring" rund um die Innenstadt gestalten ließen.

Ziel wäre es gewesen, den innenstadtnahen Verkehr zu beruhigen. Eine Voraussetzung, dass das funktioniert, wäre die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung in Hayd- und Steinecker-Straße gewesen. Mit zum Teil gravierenden Konsequenzen: Im Vortrag war viel die Rede von Umgestaltung von Kreuzungen, Verlegung von Bushaltestellen, Änderung von Busrouten, das alles verbunden mit einem zusätzlichen Schilderwald.

Besonders negativ: Das Verkehrsaufkommen auf der Steinecker-Straße im Bereich zwischen Klinik und Mainburger Straße würde enorm ansteigen. Und durch Abbiegeverbote würde sich ein Teil des Durchgangsverkehrs auf die Wippenhauser Straße verlagern, was im Hinblick auf das dort geplante Schulzentrum unerwünscht ist.

"Da sind viele Fallstricke drin", kommentierte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) die Studie. Durch eine Umsetzung würden seiner Ansicht nach viele Verkehrsverstöße geradezu provoziert. Es dürfe nicht viel Zeit und Energie darauf verwendet werden, die Kammergasse perfekt zu machen. Wenn man die nördliche Stadt entlasten wolle, dann müsse man die Leute auf die Westtangente bringen, wenn man diese schon habe, sagte Manfred Drobny (Grüne). Karl-Heinz Freitag (FW) forderte, statt der Kammergasse lieber die Mainburger Straße in Angriff zu nehmen. Emilia Kirner (ÖDP) riet, zu schauen, was man aus der Studie umsetzen könne und was nicht allzu viel koste.

"Wir brauchen gute und schnelle Lösungen", forderte sie. Zumindest Teile aus der Studie solle man umsetzen, meinte Monika Schwind (FSM). Besonders gefällt ihr die Idee einer Radverbindung durch den Hofgarten am Parkplatz Kammergasse Ost. Charlotte Reitsam (Grüne) riet, der Bevölkerung besser zuzuhören. In dieser spiele die Kammergasse keine Rolle. Die beschäftige sich mehr mit der Korbinianskreuzung und der Unterführung am Bahnposten 15. Im Übrigen müsse man das Positive aus der Studie herausziehen. Und in die Tonne treten, so wie es Emilia Kirner (ÖDP) zu hören glaubte, wollte Weller die Studie nicht wirklich. "Aber sie gehört in die Schublade", empfahl Weller. Um bei Bedarf nachzuschauen, was sich später verwirklichen lasse.

Autofahrer mögen sich freuen, dass sich zunächst an der Verkehrsführung im nördlichen Innenstadtbereich nichts ändert. "Wir kommen aber nicht drum rum, dem einen oder anderen etwas weh tun", prognostizierte Werner Habermeyer (Grüne). Die Verkehrsführung müsse für Autofahrer so unattraktiv gestaltet werden, dass der Umstieg aufs Rad leichter falle. Habermeyer schlug vor, sich zur Lösung der Verkehrsprobleme "überfraktionell" zusammenzusetzen. Denn: "Wir stochern punktuell rum und erreichen wenig dabei."

Was eine mögliche Verlagerung des Radverkehrs aus der Innenstadt auf eine fahrradfreundliche Kammergasse anbelangt, wird es keine Analyse geben. Die sei nicht umsetzbar, beantwortete Dominik Fuchs, verantwortlich bei der Stadt für deren Mobilitätskonzept, einen Antrag der FDP.

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