Kein Uferlos-Festival, keine Brass Wiesn, keine Ausstellungen, keine Konzerte, kein Kabarett. Fast ein Jahr war es still im Lindenkeller-Unterhaus und in der Freisinger Luitpoldhalle. Zu Beginn des Jahres 2021 sah es lange so aus, als würde es die ohnehin schon schwer gebeutelte Kulturszene im zweiten Jahr der Pandemie noch heftiger treffen. Und dennoch: Corona zum Trotz haben sich die Veranstalter und Kulturschaffenden aufgerappelt und einiges auf die Beine gestellt.
Im Herbst war endlich Schluss mit der Grabesruhe im Lindenkeller und in der Luitpoldhalle. Das Kulturamt der Stadt Freising und die Stadtjugendpflege hatten ein abwechslungsreiches Programm mit Kleinkunst, Kabarett und Konzerten zusammengestellt. Hygienekonzepte und Bestuhlungspläne wurden den neuesten Verordnungen angepasst.

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Und dann ging es am 18. September endlich wieder los im Lindenkeller mit einem Auftritt des preisgekrönten Percussion-Duos Double Drums. 60 Besucher kamen, mehr waren wegen der Abstandsregelung nicht zugelassen und die haben diesen Abend genossen
Das schon 2020 während der Pandemie ins Leben gerufene Format "Sommerwunder" wurde im Juli 2021 neu aufgelegt. Mit Kunst und Kultur sollte die Lebensfreude wieder Einzug halten. Gesungen und musiziert wurde coronakonform open-air im Lindenkeller-Biergarten und an den anderen Tagen im idyllischen Amtsgerichtsgarten, der sich als Location für kulturelle Veranstaltungen immer mehr empfiehlt. Vipo Maat und Thomas Sedlmeier von der Uferlos Kultur und Veranstaltungs GmbH waren als Mitveranstalter froh, so nach der erneuten Absage des Uferlos-Festival nicht vollkommen untätig sein zu müssen. Wesentlich beteiligt waren die beiden an der Aktion "Kickstart Kultur, einer neuen Initiative der Freisinger Bank und der Freisinger Uferlos Kultur und Veranstaltungs GmbH.
Mit der Aktion sollten die Künstlerinnen und Künstler aus dem Freisinger Einzugsgebiet unterstützt werden. Das kulturelle Leben stand wegen Corona zwar lange komplett still, Konzerthäuser, Theater, Galerien und Clubs waren geschlossen, Festivals fielen aus. Die Initiatoren von Kickstart Kultur glaubten aber, dass gerade dann in den Köpfen der Künstler und Kulturschaffenden viele neue Ideen reifen - und die sollten umgesetzt werden. Das kostet nicht nur jede Menge Energie, sondern auch Geld. Genau hier sollte Kickstart Kultur ansetzen, auch wenn man damit gegen die großen Sorgen und Nöte wohl wenig ausrichten konnte.
Vieles ist auf diesem Weg in der Tat entstanden. Die Künstlermeile am Attenkirchener Bahndamm zum Beispiel. Es war etwas ganz Besonderes, was der Attenkirchener Kulturverein Tutuguri an einem Spätsommerwochenende im September auf die Beine gestellt hat. Ein Verbindungsweg zwischen Attenkirchen und Thalham wurde in eine Open-Air-Galerie der Bildenden Kunst verwandelt, kombiniert mit Musik, Tanz, Geschichten und allerlei Skurrilitäten.
Der Freisinger Künstler Alexis Dworsky wiederum hat im Rahmen der Initiative "Kickstart Kultur Freising" drei besondere Freisinger Orte mit Hilfe von Fotogrammetrie virtuell nachgestellt: Vom Korbiniansbrünnlein, dem "Pumptrack" in der Luitpoldanlage und der Bestiensäule auf dem Domberg. Der junge Musiker Clemens Ripp erfüllte sich seinen Traum, mit Freisinger Musikern zusammenzuarbeiten und ein Album zu produzieren. Simone Saitenfeder, zertifizierte Erzählerin und Liedermacherin, bewarb sich bei "Kickstart Kultur" erfolgreich mit ihrem Projekt "Erzählkunst im Rosengarten". Über einen auf Schildern abgedruckten QR-Code konnten alle Besucherinnen und Besucher des Freisinger Rosengartens mit einem Smartphone den Online-Link zu den Märchen abrufen und sich diese anhören.
Im Spätsommer und Herbst hatte man dann fast den Eindruck, es sei vorbei mit der Pandemie. Bei der "Nacht der Musik" verbrachten Hunderte den Abend in der Freisinger Innenstadt, dicht an dicht gedrängt, beim Feiern und Tanzen. Schon am Wochenende davor, als das Freisinger Nachtcafé erstmals wieder geöffnet hatte, sah man an diesem Abend nur glückliche Gesichter in der Freisinger Altstadt. Als sich die Dämmerung über die Häuser senkte, wurde es nicht still und fad wie im Lockdown, sondern von überall her klangen Stimmengewirr und Musik.
Dann war da noch das Biergarten-Open-Air "Kulturbote" am Vöttinger Weiher vom 27. August bis 12. September. Die Bandbreite reicht von Austro-Pop über alpenländischen Hip-Hop bis hin zu Folk und Gypsy-Rock. Auch für Techno-Fans war was Passendes dabei. Als Headliner war eigentlich Konstantin Wecker angekündigt. Doch der musste absagen, weil ihm die Stimme abhanden gekommen war. Gefeiert wurde an diesem Abend am Vöttinger Weiher trotzdem.
