Klinikum Freising:Vorreiter bei der Brustkrebs-Behandlung

FREISING: Aussenansicht KLINIKUM / KREISKLINIK / KRANKENHAUS

In Deutschland sind es mittlerweile etwa 40 Kliniken, in der magnetische Nanopartikel zum Einsatz kommen. Auch Freising ist dabei.

(Foto: Johannes Simon)

Das Klinikum Freising zählt zu den ersten Krankenhäusern in Deutschland, die eine neue, schonendere Untersuchungsmethode einsetzen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Am Klinikum Freising gibt es seit Kurzem für Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind, eine neue und innovative Untersuchungsmethode. Das Krankenhaus ist eines der Ersten in Deutschland, das in seiner Gynäkologie-Abteilung vor einer Brustkrebs-Operation ein schonendes Verfahren einsetzt, um nach eventuellen Streuungen des Tumors zu suchen. Statt einer radioaktiven Lösung kommen nun magnetische Nanopartikel zum Einsatz.

Das Verfahren werde bereits weltweit praktiziert, hauptsächlich aber in den USA, berichtet Dario Vincenti, Leiter des Brustzentrums des Freisinger Klinikums. In Deutschland sind es mittlerweile etwa 40 Kliniken. Er sei glücklich, dass Freising dazu zähle.

"Wir haben damit Mitte Juli begonnen", sagt Vincenti. Er habe bei einem Kongress von der neuen Methode erfahren - und sich kurz danach im Klinikum rechts der Isar in München das Verfahren, das dort bereits angewandt wurde, angeschaut - dort gebe es auch entsprechende Workshops. "Ich dachte mir, dass das auch etwas für uns ist", erzählt Vincenti. Bislang habe man radioaktiven Stoff verwendet, um den Wächter-Lymphknoten zu finden. Dieser wird - neben dem Tumor-Gewebe - bei einer Brustkrebsoperation untersucht. Er ist der erste Lymphknoten, der im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit eines bösartigen Tumors liegt. Falls sich bereits Krebszellen vom ursprünglichen Herd gelöst haben, sei dieser Knoten wahrscheinlich als Erster betroffen, erklärt Vincenti. Ihn zu finden und zu untersuchen sei äußerst wichtig, um abzuklären, in welchem Stadium der Krebserkrankung sich die Patientin befindet.

Auf der Suche nach den Wächter-Lymphknoten

Für die Suche nach dem Wächter-Lymphknoten injizierten Nuklearmediziner bisher vor der OP eine leicht radioaktive Lösung - den sogenannten Tracer - in Brust und Achselhöhle, wie Vincenti erklärt. Von dort wanderte diese dann zum Wächter-Lymphknoten und markierte ihn für die Entnahme. Bei dem neuen Verfahren werden nun magnetische Nanopartikel, eine Art natürliche Trägersubstanz, verwendet. Mit Hilfe einer speziellen Sonde lassen sich diese - und damit der Wächter-Lymphknoten - schnell und exakt finden. Die Methode sei nicht nur mindestens genauso zuverlässig wie die zuvor angewandte, sondern zudem deutlich schonender. "Denn damit können die Patientinnen und auch das Personal vor einer unnötigen radioaktiven Strahlung bewahrt werden. Auch gibt es keine allergischen Reaktionen", so Vincenti weiter. Eine große Umstellung habe das nicht bedeutet, die Untersuchung sei ähnlich, nur dass nun eben eine andere Substanz verwendet werde. "Der Umstieg ist für erfahrene Operateure kein Problem." Für die Patientinnen aber sei es nun wesentlich angenehmer, auch da sich die Untersuchung flexibler gestalte. Bei der früheren Methode fand diese am Tag vor der OP statt, da die radioaktiven Partikel zerfallen. Die Nanopartikel dagegen können schon früher injiziert werden, sie sind bis zu drei Wochen im Lymphknoten nachweisbar und verlieren ihren Magnetismus nicht.

Acht Frauen bereits behandelt

Acht Frauen seien im Klinikum mittlerweile so behandelt worden, "es läuft hervorragend". Bislang habe man nur gute Erfahrungen gemacht, auch die Patientinnen seien "hoch zufrieden". Etwa 80 an Brustkrebs erkrankte Frauen werden jedes Jahr am Klinikum behandelt. Eigentlich könnte man aber mehr aufnehmen, sagt Vincenti. "Wir sind noch nicht an unserer Kapazitätsgrenze angelangt." Brustkrebs, so sagt er, sei bei Frauen die häufigste Krebserkrankung. Jede zehnte Frau erkranke daran. Viele fürchteten, dass Brustkrebs nicht heilbar sei. Werde der Tumor aber rechtzeitig entdeckt und behandelt, lägen die Heilungschancen bei über 90 Prozent.

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