Süddeutsche Zeitung

An der Angerstraße in Freising:"Müllberge über Müllberge"

Internetnutzer beschweren sich über verwahrloste Waschanlage. Der Betreiber kämpft schon länger auch mit Vandalismus. Die Stadt geht der Sache nach.

Von Thilo Schröder, Freising

Überquellende schwarze Tonnen und aufgerissene blaue Müllsäcke stapeln sich an den Wänden und im angrenzenden Gebüsch, zwischen den Betonplatten wächst Gras hervor. Daneben verstreute Gegenstände wie ein kaputter Tischkicker, eine alte Matratze, Möbelteile. Dieses Bild bietet sich Besuchern einer Selbstbedienungs-Autowaschanlage an der Angerstraße 27 in Freising. "Dort sieht es mittlerweile aus wie Dresden '45, nachdem ein paar Bomben gefallen sind. Müllberge über Müllberge und noch mehr Müllberge." So schildert es Facebooknutzer Daniel Treu. "Richtig widerlich und kein schönes Zeichen für eine Stadt wie Freising", findet er. Wer ist dafür verantwortlich?

Das, sagt Betreiber Markus Heumann, wüsste er auch gerne. Im vergangenen Jahr habe er zwei Mal eine 40 Kubikmeter große Tonne Müll entsorgt. "Teilweise sind das halbe Wohnzimmer, die Leute sind da schmerzfrei." Auch mit Vandalismus habe man zu kämpfen. Er habe schon die Polizei um Hilfe gebeten, doch weil die Fläche ein Privatgrundstück sei, könne man nichts machen, habe es geheißen. "Für uns ist das mit immensen Kosten verbunden", ärgert sich Heumann. "Und das ist ja auch Umweltverschmutzung."

Für den Betreiber entstehen hohe Kosten, er überlegt, Kameras aufzustellen

Heumann vermutet, dass es sich um einzelne Müll-Täter handelt. "Es müssen dieselben sein", sagt er mit Verweis auf eine wiederkehrende Sorte von Müllsäcken. Seit einem Jahr gebe es das Müllproblem in diesem Ausmaß, zuletzt sei das Aufkommen immerhin etwas weniger geworden. Vorsorglich stehe auf dem Gelände immer ein Container bereit. Die Anlage sei in den vergangenen Jahren weniger genutzt worden aufgrund einer angrenzenden Langzeitbaustelle und Baufahrzeugen, die Staub und Matsch verursachen.

Der Ort scheint schon seit Längerem verwahrlost, zeigt die Aussage eines benachbarten Geschäftsinhabers. "Ich weiß gar nicht, ob das noch in Betrieb ist, gewartet wird's jedenfalls schlecht", sagt Thomas Berlinger. Müll liege dort schon "seit Jahren" herum. "Da ist halt kein Licht und keine Kamera, da fahren die Leute hin und laden ihr Zeug ab", glaubt er.

Stadt Freising und Polizei können nicht helfen, weil es sich um ein Privatgrundstück handelt

Rezensionen im Netz unterstreichen diese Einschätzung. "Einer der schlimmsten Orte, die es gibt. Wer hier hinfährt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", schrieb vor sieben Monaten ein Nutzer namens Tim Harders auf Google. "Insbesondere sind hier die geizigen Leute gemeint, welche den Platz als illegale Müllentsorgung verwenden." Ein Beitrag von vor einem Jahr kritisiert den Zustand der eigentlichen Anlage: "Staubsauger verstopft, komplettes Gelände vermüllt und schmutzig. Waschgeräte uralt, Münzwechsler defekt, Programme außer Betrieb und Bürste sandig", schreibt Nutzer Andreas Baumer.

Die Stadt Freising ist über die Müllsituation im Umfeld der Waschanlage mittlerweile informiert. Man habe das Anliegen weitergegeben ans zuständige Fachamt, sagt Hauptamtsleiter Rupert Widmann. "Dem gehen wir selbstverständlich nach." Betreiber Markus Heumann überlegt nun, im Umfeld der Waschanlage Kameras aufzustellen, um Täter durch Anzeigen und Bußgelder abzuschrecken. "Da wird man nicht drum herumkommen, wenn das dauerhaft so bleibt."

Hinweis: In einer ersten Version des Artikels stand die Aussage des Betreibers der Waschanlage noch aus; sie wurde nun eingefügt.

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SZ vom 11.09.2020/ilos
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