Der Freisinger SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter möchte mehr Investitionen in die Schiene – und fordert, die „richtigen Prioritäten“ zu setzen. Angefangen bei der S1: Die S-Bahn-Strecke zwischen München und Freising/Flughafen gilt als die unzuverlässigste des Münchner Netzes. Zwar sind im Rahmen des Projektes „Bahnausbau Region München“ Maßnahmen im Landkreis Freising geplant, zufrieden aber ist Mehltretter noch nicht.
So sollen durch das „Überwerfungsbauwerk“ künftig die S1 und die S8 abhängig voneinander fahren. Von der Einführung einer Regional-S-Bahn (S21X) bis nach Landshut, die mit der Eröffnung der zweiten Stammstrecke in München eingerichtet werden soll, könnten Gemeinden wie Marzling und Langenbach profitieren. Aber insgesamt, so Mehltretter, ist die „Priorisierung aus meiner Sicht nicht so wie sie sein sollte“.
Wenn sich „das größte Nadelöhr“ des Netzes tatsächlich hier, also entlang der S-1-Strecke, befindet, wie die Pünktlichkeitsstatistik suggeriert, dann sollten Maßnahmen in der Region Vorrang haben. „Es ist dringend notwendig, die Zuverlässigkeit und Kapazität auf der Bahnstrecke zwischen München und Moosburg massiv zu erhöhen.“
Für einen seiner letzten Wahlkampftermine mit der Presse hat Mehltretter das Thema Bahn und Mobilität gewählt. Das kommt nicht überraschend: Die S1 ist stark genutzt, viele Pendlerinnen und Pendler ärgern sich über die häufigen Verspätungen. Vor zwei Jahren hat der SPD-Bundestagsabgeordnete eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Bahnstrecke München-Freising gefordert. Inzwischen hat die Bahn die Studie in Auftrag gegeben, so Mehltretter.
Die Ergebnisse stehen noch aus, er ist sich aber sicher, dass die Studie zu dem Ergebnis kommen wird, dass ein Ausbau „verkehrspolitisch sinnvoll“ ist – zumindest bis Neufahrn. „Dann sollte der Ausbau so schnell wie möglich in die Umsetzung gehen“, fügt er hinzu. Am sinnvollsten ist für den SPD-Politiker der Bau einer Bahntrasse entlang der Autobahn, um die Ortschaften nicht mit zusätzlichen Gleisen zu belasten. Er plädiert auch für den Ausbau des neuen digitalen europäischen Zugsicherungssystems ETCS (European Train Control System) in München und Umgebung.
Nicht alle Mobilitätsmaßnahmen, die in der Region geplant sind, hält er für sinnvoll. Im Bundesverkehrswegeplan, der die verkehrspolitischen Weichen für die nächsten zehn bis 15 Jahre stellt, ist auch der sechsspurige Ausbau der Autobahn A92 vom Kreuz Neufahrn bis zum Flughafen enthalten. Mehltretter bezeichnet es als „absolut unnötiges Projekt“, das dazu führe, „dass Finanzmittel und Kapazitäten zum Fenster rausgeschmissen“ werden.
Die Pro-Kopf-Investitionen in die Schiene sind gestiegen, aber der Weg sei „noch lang“
Anwesend bei dem Termin waren auch Jan Plobner, verkehrspolitischer SPD-Sprecher der Landesgruppe im Bundestag aus dem Wahlkreis Roth, und der Neufahrner SPD-Gemeinderat Maximilian Heumann. Plobner sagte, 2024 seien rund 17 Milliarden Euro in Infrastruktur-Projekte der Deutschen Bahn investiert worden, deutlich mehr als in den Jahren davor. „Die Weichen sind in die richtige Richtung gestellt“, bewertete er die Arbeit der Ampel-Regierung. In die Schiene wurde mehr investiert als in Straßen, aber der Weg sei noch lang, so Plobner: In der Schweiz oder in Österreich werde pro Kopf doppelt so viel Geld in die Bahn investiert wie in Deutschland.
Gemeinderat Heumann brachte die Perspektive der Kommunen ein und brachte das Beispiel der Brücke am Kurt-Kittel-Ring in Neufahrn. Die Brücke gilt schon lange als sanierungsbedürftig und soll 2027 gebaut werden. „Wir haben uns glücklicherweise im Gemeinderat dafür entschieden, die Brücke etwas breiter zu bauen, damit eventuell noch ein viertes Gleis darunter passt.“ Ob das vierte Gleis verlegt wird oder nicht, ist noch offen. Fest steht: Auch die Kommunen brauchen Planungssicherheit seitens der Deutschen Bahn.