"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen", besagt ein afrikanisches Sprichwort. Eigentlich heißt dies, dass Erziehung keineswegs den Eltern allein überlassen sein soll. Vor allem nicht in der modernen Gesellschaft, in der oft beide Elternteile damit beschäftigt sind, das Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Das gilt vor allem für solche Ballungsräume wie rund um München herum. Die Koordinierungsstelle für Familienbildung am Landratsamt hat deshalb vorgeschlagen, zur Unterstützung der Eltern sieben Familienstützpunkte im Landkreis Freising einzurichten. Drei davon sind jetzt fix und sollen in Freising, Moosburg und Neufahrn entstehen. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags hat jetzt mehrheitlich einem Finanzierungsmodell zugestimmt und sich auf die jeweiligen Träger festgelegt.
Die Zahl der Familien mit Kindern im Landkreis wird bis zum Jahr 2038 wachsen. Diese Erkenntnis entwickelte die Koordinierungsstelle aus einer Erhebung aus den Jahren 2020 und 2021. Dies ist Voraussetzung für die weitere Förderung der Stelle durch das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
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Angebote wünschten sich werdende Eltern, das zeigte eine Umfrage, vor allem zu den Themen Erziehung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hieß es in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Februar des vergangenen Jahres, als die Koordinierungsstelle ihr Konzept vorstellte. Besonders stark nutzten die Befragten bereits Kurse zu Schwangerschaft und Geburt. Die überwiegende Zahl wolle Veranstaltungen zur Familienbildung vor allem in der eigenen oder einer nahe gelegenen Kommune nutzen.
Leisten sollen Familienstützpunkte eine allgemeine Beratung. Ebenso kommt ihnen eine "Lotsenfunktion" zu: Sie sollen über bestehende Angebote und Anlaufstellen informieren. Bildung mittels Vorträge oder Workshops spielen ebenfalls eine Rolle. Womöglich sollen die Stützpunkte örtliche Angebote erweitern, etwa durch Kickerturniere zwischen Eltern und Kindern. Sie sind auch als generationsübergreifende Begegnungsorte mit Wohlfühlcharakter zu verstehen. Beispiele wären Babytreffs, Elterncafés oder die Möglichkeit "Leihomas" zu finden.
Die Koordinierungsstelle begründet ihr Konzept mit fehlenden Plätzen in Kindertagesstätten, erschwertem Kontakt zu anderen Familien, finanziellem Druck, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie immer häufigerem Fehlen von Großeltern am Ort. Diesen Anliegen sollen die geplanten Familienstützpunkte gerecht werden. Dem Konzept stimmte damals der Jugendhilfeausschuss zu.
Der Landkreis sattelt bei seiner finanziellen Unterstützung noch mal drauf
Die Koordinierungsstelle hatte dazu ein Finanzierungsmodell entwickelt, das sie bei einem Treffen im Oktober vorstellte. Im Gespräch mit den Kommunen und Trägern, die Familienstützpunkte einrichten wollen, stellte sich heraus, dass dieses deren finanzielle Möglichkeiten angesichts klammer Kassen überstieg. Der Landkreis sattelt deshalb als freiwillige Leistung als Anschubhilfe für die Familienstützpunkte noch mal drauf. Statt der ursprünglich vorgesehenen 5000 Euro plant er jetzt pro Stützpunkt eine Summe von etwa 23 026 Euro ein, wofür bei deren drei insgesamt 69 078 Euro in den Haushalt einzustellen sind. Dem stimmte der Jugendhilfeausschuss zu.
Eltern aus Moosburg, Freising und Neufahrn bekundeten das größte Interesse an der Einrichtung von solchen Stützpunkten. Für diese Standorte galt es Träger zu finden. Für Moosburg übernimmt dies die Caritas, die als einzige Organisation Interesse bekundet hatte. In Freising kommt ebenfalls die Caritas zum Zug. Mitbewerber war das Katholische Kreisbildungswerk. Inhaltlich gibt es zwischen beiden kaum Unterschiede, beide sind bestens als Familienstützpunkte geeignet. Die Entscheidung fiel aber mit 10:7 Stimmen zugunsten der Caritas aus, sagte die Pressestelle des Landratsamts auf Nachfrage.
Was Neufahrn anbelangt, hatte die Verwaltung zwei Optionen zur Auswahl gestellt. Zum einen eine Trägerschaft durch die Neufahrner Nachbarschaftshilfe, zum anderen ein interkommunales Projekt zwischen Neufahrn, Eching und Hallbergmoos. Für dieses sprach sich der Jugendhilfeausschuss am Ende einstimmig aus.
Achtung, bei diesem Text handelt es sich um eine berichtigte Version. Im letzten Absatz hatte es irrtümlich geheißen: Umstrittener war die Auswahl der Trägerschaft für Neufahrn. Die Kommune hatte sich ursprünglich alleine beworben, wofür dann die Nachbarschaftshilfe Trägerschaft angemeldet hatte. Hallbergmoos und Eching gesellten sich dazu. Die Mehrheit im Jugendhilfeausschuss stimmte deshalb für ein interkommunales Projekt zwischen den drei Gemeinden. So lautete der Vorschlag der Verwaltung. Nach Auskunft der Pressestelle war Beate Frommhold-Buhl damit nicht einverstanden. Sie hält die Nachbarschaftshilfe für ebenso geeignet.