Mitten im Landkreis:Alltagslyrik statt Amtsdeutsch
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Wenn sich was reimt, tut es nur halb so weh.
Kolumne von Alexander Kappen
Eine Politikerrede folgte der anderen. Und da dachte sich Philipp Fincke, wenngleich er als FDP-Bürgermeisterkandidat selbst zur Riege der Politiker zählt, dass die gut 400 Besucher des "Festes für Menschlichkeit und Toleranz" am Moosburger Viehmarktplatz nun genügend politische Reden gehört hatten. Natürlich ließ auch er es sich am Dienstagabend nicht nehmen, das Wort gegen rechte Hetze, Intoleranz, Hass und Gewalt zu ergreifen - nur halt nicht in einem banalen Redebeitrag. Fincke, offenbar eine Art Rilke der Kommunalpolitik, verpackte seine Botschaft in ein Gedicht.
Eine charmante Idee, die in anderen, von sperrigem Amts- und Behördendeutsch geprägten Bereichen unseres Alltags bestimmt nachahmenswert wäre. Man muss sich dabei ja nicht zwingend auf dem Level international anerkannter Top-Lyriker bewegen. Oft reicht es, sich auf verständlichem, bürgernahen Narrhalla-Niveau einzupendeln: Es sollte sich irgendwie reimen (Reim dich oder ich fress' dich!), der Zuhörer beziehungsweise Leser muss verstehen, was man ihm vermitteln möchte - und mit etwas Glück kommt das Ganze vielleicht auch noch annähernd locker und ungezwungen daher, so dass der Adressat sich selbst beim Überbringen nicht ganz so erfreulicher Nachrichten nicht gleich auf den Schlipps getreten fühlt. So wird etwa ein Bußgeldbescheid wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung im Straßenverkehr zur leicht verdaulichen Frühstückslektüre:
Sie wurden geblitzt, drum war's so hell
Sorry, aber Sie waren einfach zu schnell
Deshalb, lieber Herr Kappen
Müssen Sie jetzt 80 Euro berappen
Auch die jährliche Abfallentsorgungsgebühr erscheint so gleich in einem viel freundlicheren Licht:
Bei Regenwetter und bei Sonne
Die Müllabfuhr leert immer die Tonne
Sie kommt trotz Eis und Schneeflocken
Macht für's letzte Jahr 120 Ocken
Und auch die jährliche Versicherungsrechnung macht endlich wieder Spaß:
Das neue Jahr steht vor der Tür
Hier kommt Ihre Versicherungsgebühr
Die ist jetzt höher, so wie immer
Dafür zahlen wir viele Sachen nimmer
Das klingt schräg, nicht schön, nicht gut
Muss aber sein, weil's sich sonst nicht reimen tut.
Narrhalla-Marsch!