Von Entspannung kann keine Rede sein am Montag nach dem dramatischen Wochenende im Landkreis Freising. Wie bereits am Sonntag prognostiziert worden war, hatte sich die Hochwasserwelle amperabwärts verlagert und sorgte in den angrenzenden Gebieten für erhebliche Probleme. Gegen Mittag hatten die Pegel der Amper ihren historischen Höchstwert überschritten: Bereits um 1 Uhr morgens, so meldete das Landratsamt, wurde der Höchststand von 3,66 Meter vom 15. April 1994 in Inkofen gerissen. Er stieg dann weiter bis 3,97 Meter.
Mittlerweile seien wohl an die 200 000 Sandsäcke befüllt und verteilt worden, sagte Kreisbrandrat Manfred Danner am Montag während der Pressekonferenz in der Einsatzzentrale in der Freisinger Feuerwache. Lieferungen seien auch aus dem Nachbarlandkreis Erding und aus München gekommen.
Sehr spät am Sonntagabend habe er noch einen Anruf von Regierungspräsident Konrad Schober erhalten, sagte der Freisinger Landrat Helmut Petz. Dieser habe das große Engagement der Einsatzkräfte im Landkreis Freising gelobt. Auch die Bundeswehr ist im Landkreis Freising mittlerweile im Einsatz. Sie stellt hochwassertaugliche Fahrzeuge zur Verfügung, auch einen Krankenwagen.
Petz hatte sich laut eigener Aussage am Montagmorgen selbst einen Überblick über die Lage in Allershausen und Hohenkammer verschafft. Er berichtete von „erschütternden Bildern und menschlichen Schicksalen“, aber auch von großem nachbarschaftlichem Zusammenhalt. „Da helfen alle zusammen, nehmen sich in den Arm und packen mit an.“
Große Probleme bereiten den erschöpften Helfern Schaulustige. Sie hielten selbst im Berufsverkehr einfach am Straßenrand an und sorgten so wieder für gefährliche Situationen, berichtete ein Polizeisprecher. Das sei auch nicht final zu lösen. „Wenn man die einen vertrieben hat, kommen die nächsten schon wieder nach“, sagte er weiter. Weiter im Blick hat die Polizei außerdem die Überwachung von evakuierten Bereichen und den Schutz vor Plünderungen. In Hohenkammer beispielsweise sei in der vergangenen Nacht einfach ein Mann über den Zaun eines fremden Grundstücks gestiegen, um dort die Obstbäume abzuernten.
Durchweichter Amperdamm wird überspült
In der Nähe der Wittibsmühle bei Moosburg wurde gegen Mittag der durchweichte Amperdamm überspült. Die Menschen, die sich in dem von der Überflutung betroffenen Bereich befanden, wurden aus den Häusern geholt. Auch das läuft wohl nicht immer reibungslos ab. Nicht immer wollten die Bewohner den dringenden Ratschlägen der Rettungskräfte Folge leisten, ihr Haus zu verlassen, hieß es. Die Staatsstraße 2085 musste gesperrt werden, nachdem der Damm überspült worden war. Schülerinnen und Schüler, die gerade mit Bussen auf dem Heimweg waren, kamen deutlich später nach Hause als sonst, weil die Straße weiträumig umfahren werden musste.
Bereits am Sonntagabend hatte man vorsorglich eine Asylbewerberunterkunft in der Gemeinde Wang evakuiert, weil das Wasser so schnell gestiegen war, sagte ein Sprecher der Feuerwehr während der Pressekonferenz in der Einsatzzentrale der Freisinger Feuerwache. Die Gruppe Asyl am Landratsamt hat die Betreuung der Bewohner und Bewohnerinnen übernommen. Sie seien entweder in andere Unterkünfte gebracht oder seien von Bekannten aufgenommen worden, sagte ein BRK-Sprecher.
Am Montag gegen Mittag meldete die Verwaltungsgemeinschaft Zolling, dass das Pumphaus in Inkofen für die Kanalisation ausgefallen sei. Die Bewohner der Gemeinde Haag wurden gebeten, den Wasserverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, nicht zu duschen, zu baden, Wäsche zu waschen oder abzuspülen. Außerdem sollten keine Toilettenspülungen vorgenommen werden.
Hochleistungspumpen halten den Grundwasserpegel in der Bonau stabil
Mit Sorgen blickte man weiter in Richtung Moosburg. Die Amper fließt dort in den Amperüberleitungskanal. Was man auf alle Fälle verhindern will, ist eine Überflutung des Wohngebiets in der Moosburger Bonau. Zwei Hochleistungspumpen des Technischen Hilfswerks (THW) sowie eine Pumpe von der Feuerwehr Erding pumpten in Moosburg seit Montagmorgen 51 000 Liter pro Minute aus dem Amperüberleitungskanal an der Kippe in die Isar, um den Grundwasserpegel in der Bonau stabil zu halten, sagte Michael Wüst, Ortsgruppenleiter vom THW.
Noch während die Pressekonferenz am Montag lief, musste Wüst schnell wieder aufbrechen. Am Langer Weg bei Moosburg stand das Wasser in mehreren Gebäuden meterhoch im Erdgeschoss, nach dem der Amperdamm bei Wittibsmühle überspült worden war. „Die Lage ist dynamisch“, hatte Kreisbrandrat Manfred Danner eingangs gesagt. Sie wird es wohl vorerst bleiben.