Gleich gleich Preisträger für den Landkreis Freising. Das hat es in der Geschichte des SZ-Tassilo-Kulturpreises noch nicht gegeben. Darum war der Abend im Münchner Künstlerhaus am Donnerstag bei der offiziellen Preisverleihung auch ein ganz besonderer. Es könnte übrigens sein, dass es im Freisinger Café Übrig in den nächsten Tagen sehr viel Obazdn gibt. Möglicherweise auch ein paar Sandwiches belegt mit Pulled Beef und Romanasalat, oder auch Ciabatta. Das wurde den geladenen Gästen an diesem Abend serviert und es blieb viel übrig. Philip Metzner, Jens Krause und Cora Huhn-Kücükakyüz vom Freisinger "Verein Übrig" haben dann ganz spontan das gemacht, was sie immer machen. Sie retteten die übrig gebliebenen Lebensmittel.
Das Team des Freisinger Café Übrig, in dem das Lebensmittelretten schon seit einiger Zeit so erfolgreich praktiziert wird, ist am Donnerstag mit dem Tassilo-Sozialpreis ausgezeichnet worden. "Da gab es überhaupt keine Diskussion, das war ganz klar, dass sie einen Preis bekommen", berichtete Patin Sophie Pacini auf der Bühne von der Jurysitzung. Und sie gab zu, dass sie jetzt auch in den eigenen Kühlschrank schaut, um zu prüfen, ob man mit dem, was sich dort an Resten findet, nicht doch noch etwas zubereiten könnte, bevor es im Abfall landet.
Hauptpreis für die Sängerin "Belli"
Musikalisch durch den Abend begleitet wurden die Gäste im Künstlerhaus von der Freisinger Sängerin "Belli", die im richtigen Leben Isabella Löscher heißt. Wie allen anderen Preisträgern war ihr zuvor nicht gesagt worden, welchen Preis sie an diesem Abend bekommen würde. Als dann der erste Schwung der sieben Förderpreise verteilt worden war, konnte sie dann sicher sein, sie würde zu den Hautpreisträgerinnen gehören. Einen Plan B habe sie nicht, antwortete die 20-Jährige dann auf der Bühne auf die Frage von Moderator Florian Haamann, was sie denn tun werde, wenn es mit der musikalischen Karriere doch nichts wird. Belli will es als Sängerin schaffen, das hat sie sich vorgenommen. Ein nächstes großes Projekt sei auch schon in Arbeit, sagte sie. Verraten konnte sie noch nicht, um was es da geht. Man darf gespannt sein.
Und dann kann man sich im Landkreis Freising noch darüber freuen, dass Moosburgs Stadtarchivar Wilhelm Ellböck, Michael Kerscher, Christine Fößmeier sowie Tina Naumovic, Günther Strehle und Karl Rausch vom Moosburger Stalag-Verein auf die Bühne gerufen wurden. Das Kollektiv hat den Tassilo-Kulturpreis für die vierteilige Ausstellungsreihe "Überlebenskunst" mit den Kunstwerken der Inhaftierten in dem früheren Moosburger Kriegsgefangenlager Stalag VII A erhalten. Und eben auch für den hartnäckigen Kampf des Stalag-Vereins, die noch bestehenden Stalag-Baracken zu erhalten, obwohl sich so mancher in Moosburg vorstellen könnte, dass dort mal etwas anderes stehen könnte.
Dabei ist Moosburg wegen der Stalag-Baracken mittlerweile fast auf der ganzen Welt bekannt, denn auch die Gefangenen kamen von weit her. Die Mehrheit alle Besucheranfragen aus dem Ausland nehmen Bezug zum Stalag. Bis aus Australien kommen Besucher, um zu sehen, wo der Großvater einst im Krieg inhaftiert war. Viele berührende Dankschreiben erreichen den Stalag-Verein nach diesen Besuchen. Darum ist es ihm wirklich zu wünschen, dass sein Plan, auf dem Gelände ein modernes Dokumentationszentrum zu errichten, aufgehen möge. Übrigens war bei der Preisverleihung am Donnerstag auch Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger dabei. Er schien sehr stolz zu sein, denn er ließ es sich nicht nehmen, mit dem Handy selber ein Erinnerungsfoto zu machen.