Die Gymnasien im Landkreis Freising sind längst keine Inseln der Seligkeit mehr. Die Schulleitungen stellen zunehmenden Betreuungsbedarf der Kinder und Jugendlichen an ihren Schulen fest. Prognostiziert wird überdies ein starker Zuwachs an Schülern und Schülerinnen in den kommenden Jahren. Das bedeutet größere Klassenstärken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die Schulleitungen Jugendsozialarbeiter an ihren Gymnasien beantragt. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags stimmt dieser Bitte mit einer Gegenstimme zu. Allerdings sollen im Zuge der Haushaltsberatungen für das kommende Jahr vorzugsweise Stellen nachbesetzt werden, die derzeit offen sind. Wie zum Beispiel an der Jo-Mihaly-Mittelschule in Neufahrn.
Beate Frommhold-Buhl (SPD) wies darauf hin, dass aktuell eine beliebte und kompetente Jugendsozialarbeiterin die Neufahrner Mittelschule verlassen hat. Offenbar werde diese Stelle derzeit aufgrund des eingeschlagenen Sparkurses am Landratsamt nicht nachbesetzt. Es sei aber ein Widerspruch, neue Stellen an Gymnasien zu besetzen, offene an Mittelschulen dagegen nicht. Dort sei der Bedarf sicher größer als an einem Gymnasium. Evelin Altenbeck (Grüne) ergänzte, dass die Neufahrner Stelle zur Zeit der Haushaltsberatungen noch besetzt gewesen sei. In der Zwischenzeit habe die Jugendsozialarbeiterin aber gekündigt.
Landrat Helmut Petz (FW) begründete die nicht sofortige Nachbesetzung an der Neufahrner Mittelschule mit den immensen Sparzwängen des Landkreises und der Absicht, die Kreisumlage auf einem erträglichen Niveau zu halten. Dies sei aber der falsche Weg zu sparen, erwiderte Samuel Fosso (FSM). Jedes Geld, das in die Jugendsozialarbeit investierte werde, sei gut angelegt. Die Stelle in Neufahrn solle nicht erst zum nächsten Haushalt, sondern so rasch wie möglich beschlossen werden. Diese sei wichtiger als Stellen an Gymnasien, betonte auch Christian Fiedler (ÖDP). Er habe Probleme damit, weitere 2,5 Stellen zu beschließen, während hingegen zwei bereits genehmigte Stellen offen blieben.
Martin Hellerbrand (CSU) vermisst immer noch die beschlossene Besetzung einer Jugendsozialarbeiterstelle an der Realschule in Au. Freisings Polizeidienststellenleiter Andreas Wegmaier plädierte dafür, zunächst die Stellen zu besetzen, an denen Jugendsozialarbeit dringend notwendig sei. Neufahrn müsse dringend berücksichtigt werden, „auch wenn es weh tut“, wenn woanders keine Stelle besetzt werden könne.
Ein Tag pro Woche an den Gymnasien reiche nicht, da sind sich die Schulleitungen und die Sachgebietsleiterin einig
Die Schulleiter der fünf Gymnasien im Landkreis hatten bereits vor einem Jahr Interesse an Jugendsozialarbeit bekundet. Der Jugendhilfeausschuss hatte deshalb im vergangenen Oktober den Auftrag erteilt, ein Modell auf freiwilliger Basis auszuarbeiten. Dies sollte ein Mindestangebot von einem Tag pro Woche an jedem Gymnasium ermöglichen. Dies stellte sich als wenig praktikabel heraus. Die Schulleitungen kritisierten, dass dieses Angebot den tatsächlichen Bedarf nicht abdeckt. Für ausführliche Gespräche, so ihre Argumentation, bliebe keine Zeit, Krisen könnten nicht aufgearbeitet werden.
Martina Stolz, Sachgebietsleiterin für Jugendsozialarbeit an Schulen im Landratsamt, ergänzte, dass es keinen Sinn mache, das Angebot nur an einem Tag pro Woche anzubieten. Die Zeit sei zu knapp bemessen. Kinder und Jugendliche könnten nur schwer Vertrauen zu der Person des Jugendsozialarbeiters aufbauen.