Etwa 3000 Funde haben Archäologen auf einer Fläche von gut 2,75 Hektar auf dem Wollersdorfer Feld II bei Mauern aufgedeckt. Zu den spannendsten gehören die Überreste zweier Menschen, die zwischen 4450 und 3970 vor Christus bestattet worden waren sowie das Skelett eines Hundes. Weiterer Grabungsort war Neufahrn mit seiner Römerstraße aus der Bronzezeit. Als wahre Fundgrube erwies sich Moosburg mit seinen Baustellen am Rathaus, Auf dem Plan und auf der Leinbergerstraße.
Die Grabungen haben im Oktober 2022 begonnen und liefen dieses Jahr im Oktober aus. Schon vor der Maßnahme hatten die Forschenden mit vielen Funden gerechnet, denn die Grabungsstelle befindet sich innerhalb eines bekannten Bodendenkmals. In den vergangenen Jahren waren nach Angaben des Landratsamts jungsteinzeitliche Siedlungsreste der Linearbandkeramik (circa 5400 bis 4900 v. Chr.) und der Münchshöfener Kultur (circa 4500 bis 3800 v. Chr.) zum Vorschein gekommen.
Die Funde auf dem Wollersdorfer Feld II waren unterschiedlich erhalten. Pfostengruben wiesen zum Teil nur noch eine Tiefe von wenigen Zentimetern auf, andere waren bis zu 1,70 Meter tief. Zu den ältesten Siedlungsspuren gehören die Grundrisse von etwa 30 Häusern, die der Linearbandkeramik zu Beginn der Jungsteinzeit angehören. Jüngeren Datums ist die Münchshöfener Kultur. Aus dieser Zeit stammt der Fund einer Doppelbestattung, bestehend aus den sterblichen Überresten zweier Individuen. Diese waren in einer ehemaligen Vorratsgrube zusammen mit zwei Keramikgefäßen und wohl den Überresten eines Hasen beigesetzt worden.
Rätsel geben der Wissenschaft immer noch sogenannte Schlitzgruben auf. Weil diese überwiegend keine Funde enthalten, wie es im Jahresrückblick der archäologischen Abteilung des Landratsamts heißt, fällt ihre Interpretation schwer. Die Gruben in Mauern weisen vermutlich hölzerne Einbauten auf. „Die Ergebnisse aus Mauern können somit einen wertvollen Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung leisten“, heißt es im Jahresrückblick.
Ein weiterer spannender Fund bestand aus dem Skelett eines Hundes, der in schlafender Position niedergelegt worden war. Weitere Ergebnisse seien nach Analyse und Bewertung des Befundes durch die Staatssammlung für Paläoanatomie München zu erwarten. Es wurde eine genauere Altersbestimmung mittels 14-C-Analyse in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse werden im Laufe des nächsten Jahres erwartet. Die Kreisarchäologie kündigt eine Zusammenfassung der Grabungsfunde in Mauern in Zusammenarbeit mit der Grabungsleitung an.
2023 haben die Ausgrabungen im Baugebiet „Nord-West“ in Neufahrn begonnen. 2024 sind sie abgeschlossen worden. Durch das Baugebiet verläuft eine alte Römerstraße. Sie stammt nach Angaben der Kreisarchäologie aus der Kaiserzeit und ist Bestandteil der sogenannten Isartalstraße von Augsburg Richtung Donau. Aufgrund der Ausgrabungen habe der Schnitt der Straße trotz der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche nebst den sie begleitenden Gräben geklärt werden können. Die Grabungen förderten eine gut erhaltene Spiralhülsenfibel aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus zutage.

1412 wurde das Moosburger Rathaus erstmals erwähnt und 1866 in neugotischer Form erneuert. Derzeit findet dort die Sanierung der Grundleitungen statt, welche die Kreisarchäologie 2024 wieder begleitete. Neben alten Mauern und Gewölben kamen Keramikstücke aus dem Mittelalter sowie eine Silbermünze aus dem 17. oder 18. Jahrhundert zum Vorschein.
Seit 2021 laufen die Vorbereitung des Moosburger Platzes „Auf dem Plan“. Das Grabungsteam stieß auf zahlreiche Strukturen aus dem Hoch- und Spätmittelalter sowie der Vorgeschichte. 2024 begann die Entfernung der oberen Bodenschichten sowie des Straßenaufbaus. Die Kreisarchäologie ging von einer hohen Funddichte und -tiefe aus. „Viele Bodendenkmäler wurden dort konservatorisch überdeckt und erhalten“, heißt es im Jahresbericht. Dieses Vorgehen habe nicht nur die Denkmäler geschützt, sondern auch Kosten gespart.
Die Archäologen stoßen immer wieder auf Gräber
Südlich des Südportals des Kastulusmünsters stieß das Grabungsteam auf Gräber mit menschlichen Überresten, die in West-Ost-Richtung angelegt waren. Es handelt sich hierbei nach Vermutung der Kreisarchäologie um die Fortführung des bekannten Friedhofs, der nach bisherigen Erkenntnissen mindestens seit dem Hochmittelalter belegt wurde. Bisher seien sowohl Männer- als auch Frauenbestattungen zu verzeichnen. Weitere Ergebnisse sollen wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Nach Angaben der Kreisarchäologie wurden im vergangenen Jahr etwa 40 Gräber aufgedeckt. Elf Bestattungen wurden freigelegt, der Rest konservatorisch behandelt. Seit Beginn der Grabungen im Jahr 2021 stieß das mit den Arbeiten beauftragte Team auf etwa 180 Bestattungen.
Grabungen begleiteten auch den Vollausbau der Leinbergerstraße in Moosburg sowie die Kanalarbeiten. Die Kreisarchäologie registrierte 40 relevante Funde, darunter Keramikstücke aus dem Spätmittelalter.
Ziegel und menschliche Überreste förderten Grabungen aus Anlass von Bauarbeiten an der Marzlinger Kirche zum Vorschein. In Absprache mit dem Kirchenpfleger seien Knochen zur Wiederbestattung von der Kirche aufbewahrt worden.
Interessant für diejenigen, die sich für die Geschichte der Stadt Freising und des Landkreises interessieren, sind vor allem zwei Vorträge, welche die Kreisarchäologie im Laufe des Jahres plant. Am Donnerstag, 6. Februar, referiert Christian Later vom Landesamt für Denkmalpflege über das „unterirdische Freising – Archäologische Aspekte der Stadtwerdung vom frühen bis zum späten Mittelalter“ in der Klosterbibliothek. Elena Maier vom Büro für Archäologie Neupert, Kozik und Simm stellt am Donnerstag, 20. März, die jüngsten Ergebnisse der Untersuchung auf dem Wollersdorfer Feld II bei Mauern vor.