Freising:Mamas hat er gefunden, jetzt sucht Kasper Rentner

Nach der Aufregung auf Facebook wegen seines ungewöhnlichen Stellenangebots kommen Sat.1 und der Bayerische Rundfunk in Michi Kaspers Agentur.

Von Eva Zimmerhof, Freising

"Noch habe ich keine Klagen im Briefkasten. Aber wenn eine kommt und die dann öffentlich wird, würden eine Menge Muttis ziemlich böse", sagt Michi Kasper. Vor etwa zehn Tagen ist seine unkonventionelle Stellenausschreibung "MAMA gesucht!" online gegangen und hat nicht nur auf Facebook für Wirbel gesorgt. Beim Rundfunkprogramm Bayern 1 lief am vergangenen Montag ein Interview mit dem Agenturchef von Kasper Communications, der Fernsehsender Sat.1 kommt am Dienstag bei ihm vorbei. Die Aufmerksamkeit der Medien ist Michi Kasper in diesen Tagen gewiss, ebenso bekommt er sie in den sozialen Netzwerken.

Auch wenn er mit seiner Stellenanzeige, die darauf abzielt eine Mutter einzustellen, gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) verstößt, häufen sich die Likes auf Facebook, in den Kommentaren wurde gejubelt - nur wenige äußerten Kritik gegen den Gesetzesverstoß. Dass Männer und Kinderlose sich durch das Gesuch diskriminiert fühlen können, räumt Kasper ein. Sein Lösungsvorschlag an jene ist, besonders kreativ zu sein.

Insgesamt scheint die Netzwelt vor allem dankbar für Kaspers Aktion zu sein. "In vielen Unternehmen, und da müssen wir uns nichts schön lügen, läuft es doch so, dass Mütter erstmal aussortiert werden", schreibt einer im Facebook-Kommentar. "Ich habe da in ein Wespennest gestochen", sagt Kasper, "es scheint ein echtes Problem in der Gesellschaft zu sein." Immer wieder würden ihm Frauen berichten, dass sie schon bei Bewerbungsgesprächen ganz offen wegen ihrer Kinder oder wegen ihres Kinderwunsches abgelehnt wurden. "Dabei bleiben Mütter meist vor Ort, sie sind super vernetzt und Stress gewöhnt", gerade diese Qualifikationen sind für Kasper entscheidend.

"Knapp 100 Bewerbungen habe ich mittlerweile, sogar eine Professorin hat sich gemeldet"

"Mittlerweile habe ich knapp 100 Bewerbungen. Das hat mich doch ziemlich umgehauen - auch von den Qualifikationen her, die die Bewerberinnen mitbringen", sagt Kasper. "Es würde sicher auch mit vielen passen: Darunter sind top ausgebildete Bürokauffrauen, Frauen mit Doktortitel, sogar eine Professorin hat sich bei mir gemeldet. Eine Arbeitsvermittlung für Mütter wäre mal eine Sache." Dazu fühlt er sich allerdings nicht berufen. "Ich bin kein Fan von Quoten und ich bin sicher nicht qualifiziert dafür, zur Galionsfigur für Mütter, die arbeiten wollen, zu werden. Dafür habe ich wohl das falsche Geschlecht."

Schon mit seiner kreativen Image-Kampagne im Sommer 2016 für die Freisinger Metzgerei Hack machte Kasper den Metzgermeister Steffen Schütze zum Facebook-Star. Auch hier fand die Facebook-Stellenausschreibung der Metzgerei "Berufswunsch: "Irgendwas mit Tieren..." ein gewaltiges Echo im Netz. Kaspers Agentur besteht seit 2011 offiziell, ihren Namen Kasper Communications hat sie jedoch erst seit vergangenem Jahr. "Ich mache schon lange selbständig Marketing und bis zur Hack-Kampagne lief es gut", sagt Kasper. "Seitdem musste ich aber auch Sachen absagen - oft schweren Herzens. Darum suche ich ja Mitarbeiter." Auf zwei Bewerberinnen hat er sich bereits festgelegt: eine Mutter mit zwei Kindern und eine Freelancerin, "die mal Mutter werden möchte", so Kasper. Aktuell sucht er zusätzlich "eine Mutti fürs Büro". Eigentlich hatte er noch eine weitere Anzeige geplant, die er veröffentlichen wollte. "Ich suche jemanden Ü-55, sehr gut ausgebildet, als Finanzberater", sagt der Agenturchef. "Die Anzeige ist eigentlich fertig, aber wenn ich sie bei der ganzen Aufmerksamkeit jetzt auch noch poste, heißt es hinterher, ich wolle eine Mütter-Rentner-Partei gründen."

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