Mainburger Krankenhaus:Übers Knie gebrochen

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Mainburger Krankenhaus (Foto: Joerg Rudloff; OH)

Initiative zur Rettung des Mainburger Krankenhauses bedauert die Entscheidung des Kelheimer Kreistags, die Klinik herabzustufen. Das knappe Abstimmungsergebnis wird trotz der Niederlage als Erfolg monatelanger Bemühungen betrachtet.

Von Peter Becker, Freising

Seit vergangener Woche ist es Fakt: Nach einem Beschluss des Kelheimer Kreisausschusses wird das Mainburger Krankenhaus zu einer Level-1-i-Klinik herabgestuft. Das bedeutet, dass es künftig zur Notfallversorgung nicht mehr angefahren wird. Die Initiative „Rettet das Krankenhaus Mainburg“ bedauert in einer Pressemitteilung diese Entscheidung.

Sie sei nur mit knapper Mehrheit zustande gekommen, teilt Annette Setzensack, eine der Sprecherinnen der Initiative, mit. Eine mögliche Ursache dafür sehen die Fürsprecher und Fürsprecherinnen des Mainburger Krankenhauses darin, dass in der Kreistagssitzung die Herabstufung auf Level-1-i ihrer Meinung nach als alternativlos dargestellt worden sei.

Die Initiative sieht das knappe Abstimmungsergebnis trotz der Niederlage als Erfolg monatelanger Bemühungen an. Zum einen wirkte sie in intensiven Gesprächen auf Kreisräte und Kreisrätinnen ein, zum anderen verweist sie auf die mehr als 45 000 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern aus mehreren Landkreisen.

Roland Engehausen, Geschäftsführer des Bayerischen Instituts für Krankenhaus-Organisation und Betriebsführung (BIK), hatte in seinem Gutachten erläutert, dass eine stationäre Notaufnahme nur mit einer deutlichen wirtschaftlichen Aufstockung kostendeckend arbeiten könne. Aus Sicht der Initiative habe das Gutachten ihr Ziel verfehlt. Sprecherin Annette Setzensack erinnert daran, dass laut eines Beschlusses vereinbart worden sei, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Notaufnahme weiter über 24 Stunden lang betrieben werden könne. „Von einem wirtschaftlichen Betrieb war hier nicht die Rede.“ Das Konzept sei nicht vorgestellt, wahrscheinlich gar nicht erarbeitet worden, wirft die Initiative dem Gutachter vor.

Während einer Pressekonferenz hatten bereits Bürgermeister aus dem nördlichen Landkreis den Kelheimer Landrat Martin Neumeyer vorgeworfen, etwa eine wie auch immer geartete Kooperation mit dem Freisinger Krankenhaus gar nicht überprüft zu haben. Er habe „die ausgestreckte Hand von Landrat Helmut Petz nicht ergriffen“, hieß es. Der Wille, tiefergreifende Gespräche oder Verhandlungen zu führen, sei bei Neumayer nicht vorhanden gewesen, kritisiert auch die Initiative.

Auf eine Idee oder ein Konzept, wie die Notfallversorgung der Bevölkerung nach Umstellung auf Level-1-i konkret funktionieren soll, hätten die Zuhörer vergeblich gewartet, heißt es in der Pressemitteilung. Es sei nach Ansicht der Initiative deutlich geworden, dass überhaupt nicht klar ist, ob und welche stationären Leistungen dann noch angeboten werden dürfen. Der Kreistag habe seine Entscheidung übers Knie gebrochen, kritisiert die Initiative. Schließlich werde sich die Gesetzeslage nach deren Ansicht etwa erst Mitte des kommenden Jahres klären. Warum deshalb Eile geboten war, das ist der Initiative ein Rätsel.

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