Klinikum Mainburg:Die zündenden Ideen fehlen

Lesezeit: 3 Min.

Das Mainburger Krankenhaus (Foto: Joerg Rudloff; OH)

Der Landkreis möchte zum Erhalt des Mainburger Krankenhauses beitragen, um die medizinische Versorgung der Menschen im nördlichen Landkreis zu sichern. Er weiß nur nicht wie. Maren Kreuzer, Geschäftsführerin des Klinikums Freising, rät überdies davon ab, sich in Rettungsaktionen zu verstricken.

Von Peter Becker, Freising

Der Landkreis Freising sieht derzeit keine Möglichkeit, wie er dazu beitragen soll, das Mainburger Krankenhaus zu erhalten. Dieses Fazit zog Landrat Helmut Petz (FW) während der Bürgermeister-Dienstbesprechung. „Die Landkreise Pfaffenhofen und Kelheim haben die Hebel in der Hand“, sagte er. Von deren Seite aus soll im Juni eine Entscheidung fallen, wie es mit dem Krankenhaus weitergehen soll.

Derzeit rät aber laut Petz auch Maren Kreuzer, Geschäftsführerin des Freisinger Klinikums davon ab, sich in Rettungsaktionen für den Mainburger Standort zu verstricken. Angesichts der Tatsache, dass das hiesige Krankenhaus in den vergangenen Jahren wieder Verluste eingefahren habe, sieht sie keine Handlungsmöglichkeit. „Wir haben selber Probleme“, lautet ihre Botschaft.

Petz sprach von einer „Ambulantisierung der Kliniklandschaft“. Was im Prinzip nichts Schlechtes ist, weil nicht jede Patientin oder jeder Patient unbedingt eine Nacht in einem Krankenhaus verbringen muss. Nun ist es so, dass die Ilmtal-Kliniken in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingefahren haben, die sich die Landkreise Pfaffenhofen und Kelheim teilen. In einem Gutachten empfiehlt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC), das Mainburger Krankenhaus von einer stationären Einrichtung in ein regionales Gesundheitszentrum herabzustufen. Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative.

Für die etwa 40 000 Menschen im nördlichen Landkreis ergibt sich daraus das Problem, dass sich bei lebensbedrohlichen akuten Krankheiten oder Unfällen die Rettungswege verlängern. Denn Mainburg liegt „im Herzen der Hallertau“, wie es auf der Homepage der Stadt heißt. Die Krankenhäuser in Ingolstadt, Kösching, Pfaffenhofen und Freising umschließen das Versorgungsgebiet ringförmig, während sich bei der Umsetzung des PwC-Vorschlags nach Befürchtungen der Bürgerinitiative in der Mitte ein Loch auftun würde, was die medizinische Notfallversorgung anbelangt.

Landrat Petz zeigt für die Belange der Bevölkerung des nördlichen Landkreises durchaus Verständnis. „Es ist ein Interesse, für das ich durchaus gerade stehe“, versicherte er in der Bürgermeister-Dienstbesprechung. Allein, bis jetzt fehlen die zündenden Ideen, wie das geschehen soll.

„Das geht nicht, dass die Notaufnahme dicht macht.“

Michael Hobmaier, Bürgermeister in Hörgertshausen, erinnerte an ein Förderprogramm von 100 Millionen Euro, das der Freistaat für kleinere Krankenhäuser auf dem Land aufgelegt habe. Dazu gehört das in Mainburg mit seinen neunzig Betten, von denen derzeit nur 60 belegt sind, allemal. Und 40 000 Unterschriften zeigten, dass es für die Hallertau erhaltenswert sei. Nandlstadts Bürgermeister Gerhard Betz berichtete aus seiner Erfahrung als Rettungssanitäter. „Das geht nicht, dass dort die Notaufnahme dicht macht.“ Viele Patienten und Patientinnen seien dorthin zur Intensivstation gefahren worden.

Die Entscheidung, das Mainburger Klinikum zu einem Versorgungszentrum herabzustufen, sei traurig für den nördlichen Landkreis Freising, bedauerte Uwe Gerlsbeck (CSU). Er malte das Menetekel an die Wand, dass dies sicher nicht das letzte Klinikum sein werde, das dieses Schicksal treffe. Doch das Freisinger Krankenhaus verursache selbst ein Defizit von sieben Millionen Euro, was sich auch auf die Höhe der Kreisumlage niederschlage.

Über die Zukunft des Mainburger Krankenhauses haben Angestellte des Mainburger Krankenhauses, Vertreter der Bürgerinitiative "Rettet das Mainburger Krankenhaus" mit SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Mehltretter und Sozialdemokraten aus dem Landkreis Freising gesprochen. (Foto: oh)

Unterdessen hat sich die Bürgerinitiative „Rettet das Freisinger Krankenhaus“ mit dem Freisinger SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Mehltretter und weiteren Vertretern der Sozialdemokraten aus dem Landkreis Freising zu einem Gespräch im Auer Rathaus getroffen. Beatrix Sebald, Dritte Bürgermeisterin der Marktgemeinde Au, wies auf die weiten Entfernungen der Landgemeinden zu den umliegenden Rettungswachen und Notarztstandorten hin. Wenn Mainburg als Akutklinik entfalle, sei eine deutliche Benachteiligung des Freisinger Landkreisnordens in der stationären Notfallversorgung zu befürchten.

Laut den Zahlen, die der Bürgerinitiative vorliegen, habe die Mainburger Notaufnahme im vergangenen Jahr 11 000 Notfälle behandelt. Lege man die Anzahl der Bürger „mit mehr als 30 PKW-Minuten Entfernung zum nächsten Krankenhaus zugrunde“, liege der Standort Mainburg mit 42 700 Hallertauer Bürgern auf Platz 14 von 161 Grundversorgern in Bayern, argumentierte Rettungssanitäter Werner Pitzl.

Annette Setzensack, Mitinitiatorin der Bürgerinitiative, kritisierte die hohen Strukturanforderungen, welche die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an Kliniken wie das Mainburger stelle. Sie seien der Tod für kleine Krankenhäuser. Es müsse hier unbedingt eine auskömmliche Betriebskostenfinanzierung, beziehungsweise Härtefallregelungen und sofortige Hilfsgelder für Kliniken wie Mainburg geben. Von einem Sicherstellungszuschlag für ländliche Krankenhäuser könne diese ihrer Ansicht nach weder jetzt noch in Zukunft profitieren. Paradoxerweise sei dafür die dicht besiedelte Hallertau verantwortlich.

SPD-Bundestagsabgeordneter Mehltretter verspricht einen Termin bei Lauterbach

Notarzt Karl Naguib sagte, dass die Qualität eines Krankenhauses nicht nur von dessen Größe abhänge. Die Herzkatheter-Versorgung etwa sei in Mainburg genauso hochwertig umgesetzt wie in mancher Großklinik. Die kleinen Kliniken hätten viel Erfahrung mit leichten und mittelschweren Notfällen, womit man den größeren Versorgern den Rücken freihalte.

Bundestagsabgeordneter Mehltretter betonte, dass es keine medizinischen Versorgungslücken geben dürfe. Die Ampel-Reform der Krankenhausfinanzierung solle genau dafür bessere Voraussetzungen schaffen, indem nicht nur „Fälle“, sondern auch das Vorhalten der Versorgungsstrukturen in Zukunft über „Vorhaltepauschalen“ finanziert werden. Er versprach, sich um einen direkten Kontakt ins Bundesgesundheitsministerium zu bemühen, an den sich die Initiative wenden könne. Entscheidend sei aber, dass der Freistaat endlich eine anständige Krankenhausplanung durchführe, die notwendige Standorte so definiere, dass alle Regionen gut versorgt und alle Standorte wirtschaftlich tragfähig seien.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGebrüder Asam
:Moderne Kunst-Stars ihrer Zeit

Cosmas Damian und Egid Quirin Asam erarbeiteten sich auch mit dem Freisinger Mariendom den Ruf als bedeutende Vertreter des Spätbarock und wurden fürstlich bezahlt. Egid baute sich gar seine ganz persönliche Kirche mitten in München mit Privatblick auf den Altar: die Asamkirche in der Sendlinger Straße.

Von Francesca Polistina und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: