Smart-City-Projekt zu Luftschadstoffen:Jetzt messen die Gemeinden selbst

Wanderausstellung - Launch interkommunales Luftqualitäts-Projekt

Erklärvideos, Infotafeln und ein Live-Zugang zu den Luftqualitäts-Messstationen bietet die Wanderausstellung, die in Hallbergmoos gestartet ist.

(Foto: Andreas Gebert)

In den Mitgliedskommunen der Nordallianz sammeln 35 Stationen Daten über Luftschadstoffe, Interessierte können die Ergebnisse jederzeit im Internet oder bei einer Wanderausstellung abrufen.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Alle waren sie da, die acht Bürgermeister der Nordallianz, als am Dienstagmorgen die Ausstellung zur Luftqualität im Hallbergmooser Sportpark eröffnet worden ist. Schließlich fiel mit der Vernissage auch der Startschuss für das erste Smart-City-Projekt des interkommunalen Zusammenschlusses. 35 Messstationen sammeln nun Daten über Luftschadstoffe, die von interessieren Bürgern auf einer Homepage oder eben bei der kleinen interaktiven Wanderausstellung abgerufen werden können. Damit, betonte Geschäftsstellenleiterin Anna-Laura Liebenstund, verfüge die Nordallianz über das deutschlandweit engmaschigste Luftschadstoff-Messsystem, "das heißt, wir haben sehr lokale Werte".

Die Kosten für die einzelnen Messstationen - kleine Kästen, die meist in vier Meter Höhe an Straßenlampen hängen - trägt jede Kommune für sich. Vier Sensoren kämen dabei, sagte Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) auf 20 000 Euro. Wo die Sensoren aufgehängt wurden, auch das legte man in jedem Ort eigenständig fest. Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) zum Beispiel berichtete, man habe sich bei einem der zwei Sensoren für einen eher wenig belasteten Standort im Süden der Gemeinde entschieden, um Vergleichswerte zu bekommen. Dieter Gruchmann aus Garching erzählte, man habe zwei Kindertagesstätten nahe der Autobahn A 9 im Ort, wo sich die Eltern stets sorgten. Dort wolle man nun für Klarheit bei der Belastung sorgen. Ähnliches erhofft sich auch sein Hallbergmooser Kollege Harald Reents (CSU) von der Messstelle beim Rathaus, wo sich die Einfahrt zur örtlichen Grundschule befindet. Er kann sich vorstellen, dass sich in den dort gemessenen Werten auch der in der Regel motorisierte Bring- und Hol-Dienst der Eltern niederschlägt.

In meisten Gemeinde entschied man sich, Brennpunkte mit hoher Belastung abzubilden

In Eching hofft man laut Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) zusätzlich zu den gewonnenen Erkenntnissen auf neue Argumente im Dauerkampf für ein Lastwagen-Durchfahrtsverbot auf der Staatsstraße. Lärm- und Fahrzeugzahlen habe man schon, nun folgten noch die Schadstoffe. Die meisten Gemeinden entschieden sich nach Aussagen ihrer Bürgermeister dafür, die Brennpunkte der Orte in Sachen Luftschadstoffe abzubilden. In Unterföhring, so Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählergemeinschaft), interessiere man sich besonders für die Feinstaub-Werke des Münchner Heizkraftwerks, das dort steht. Die Stadtwerke messen zwar regelmäßig und die Werte liegen auch stets unterhalb der Grenzwerte, "aber es interessiert uns schon, wie unsere Vergleichswerte aussehen", so Kemmelmeyer. Das Versprechen, Transparenz bei der Schadstoffbelastung zu schaffen, hält man hoch. "Wenn wir gewollt hätten, es zu schönen, hätten wir an anderen Standorten, zum Beispiel im Schlosspark, gemessen", sagte Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD).

Die Wanderausstellung, die nun bis 17. November im Hallbergmooser Sportpark steht und dann nach Unterföhring und in die übrigen Nordallianz-Kommunen weiterzieht, zeigt, wie differenziert die Messwerte abgerufen werden können. Sehr gut abzulesen ist auch, wie der Berufsverkehr die Belastung in die Höhe treibt. Wer sich die Standorte der Messstellen und die gemessenen Werte ansehen möchte, kann dies auf der Homepage der Nordallianz unter www.nordallianz.de/luftqualitaet abrufen. Stündlich werden die Werte für zwei unterschiedliche Feinstaub-Größen, Stickstoffdioxid und Ozon aktualisiert. Dort stehen auch die Termine, zu denen die Wanderausstellung in den jeweiligen Kommunen zu sehen ist. Wie der Hallbergmooser Bürgermeister Reents bei der Begrüßung betonte, ist das Smart-City-Projekt nur der Anfang. Hat man erst einmal Erfahrungen mit Datensammlung und -verwertung, sollen zum Beispiel Verkehrsdaten folgen. "Letztendlich", so Reents, "können uns die Sensoren helfen, politische Entscheidungen zu treffen."

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