Ob in Freising, Moosburg oder Eching:"Live ist live"

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Nach fast zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen hoffen der Freisinger Kulturamtsleiter Markus Bader und der Moosburger Kulturreferent Rudi Heinz heuer wieder auf einen weitgehend normalen Veranstaltungsbetrieb.

Von Petra Schnirch, Freising/Moosburg/Eching

Die Kultur-Branche geht mit gewissem Optimismus ins neue Jahr, die Planungen für die Saison sind weitgehend abgeschlossen. "Wir sind durch das Pandemie-Geschehen ein bisschen geübt", sagt Freisings Kulturamtsleiter Markus Bader - auch darin, notfalls Veranstaltungen verschieben oder absagen zu müssen. Allerdings hoffen alle, dass endlich wieder ein weitgehend normaler Kultur-Betrieb möglich sein wird. "Man muss einfach planen, man kann die Hände nicht in den Schoß legen", so Bader, auch aus Verantwortung den Künstlern und den privaten Gastspieltheatern gegenüber. Zu den Highlights zählen das Sommerfestival in Moosburg, der Theatersommer in Freising und einige neue Musikproduktionen.

"Der Terminkalender ist nicht in Stein gemeißelt", sagt Bader, einige Veranstaltungen wurden bereits mehrmals verschoben. Vor allem bei Tourneetheatern sei das jedoch oft nicht möglich, weil die Reiserouten durch die Republik akribisch geplant werden. "Sie können am Tag nicht mehr als 300 Kilometer fahren." Wer nicht geimpft ist, kann nicht in Hotels absteigen. Das macht es kompliziert. Dennoch habe man versucht, den Künstlern treu zu bleiben und keinen Termin platzen zu lassen, schildert der Kulturamtsleiter. Vieles soll 2022 nachgeholt werden, aber auch Neues steht im Spielplan. Zwei der Höhepunkte in der Luitpoldhalle sind bewusst erst für das Frühjahr 2023 terminiert. Erstmals wird das Landestheater Niederbayern mit der Italo-Pop-Revue "Azzurro" kommen, außerdem ist mit "Spatz und Engel" eine "kleine, feine musikalische Produktion" über die Freundschaft von Edith Piaf und Marlene Dietrich geplant.

Open-Airs und Volksfeste im Landkreis Freising
:"Abspecken können wir immer noch"

Die Echinger "Brass Wiesn" soll 2022 nach zwei Jahren Pandemie-Pause stattfinden. Auch andernorts geht man vorsichtig davon aus, dass Volksfeste oder die Gartentage stattfinden können.

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"Das sind viele Unwägbarkeiten"

Nicht einfach ist der Betrieb im Echinger Bürgerhaus, einer kleineren Spielstätte. Die Herausforderungen seien nach wie vor groß, sagt Leiterin Ulla Grabow, auch bei einer 50-prozentigen Auslastung des Saals. Sie versucht, abgesagte Veranstaltungen aus den Jahren 2020/21 nachzuholen. Waren die ausverkauft, steht Grabow vor dem Problem, dass sie zu wenig Plätze hat, selbst wenn nicht alle kommen. Und nicht alle Künstler seien bereit aufzutreten, wenn das Publikum die ganze Zeit Maske tragen muss, erzählt sie. "Das sind viele Unwägbarkeiten." Geplant ist im Sommer auch das 2020 geplatzte Kulturfest.

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In Moosburg zeigt sich Kulturreferent Rudi Heinz zuversichtlich, dass es im Sommer bei den geplanten Open-Air-Events keine oder nur geringe Einschränkungen geben wird. "Aber die Unsicherheit schwingt immer noch mit." Hinzu kämen "unschöne Konstruktionen", wie Heinz es nennt. Er meint damit die AGBs, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, mit denen es sich der Veranstalter offen hält, dass sich der gebuchte Platz ändert oder der Besuch ganz storniert werden muss.

Das Programm des Moosburger Sommerfestivals, das um ein Jahr verschoben wurde, entspricht in etwa den Planungen für 2021. Die Hip-Hop-Band Dicht & Ergreifend wird allerdings wegen Terminüberschneidungen nicht dabei sein. Dafür soll sie für das folgende Festival gebucht werden, verspricht Heinz. Auftreten werden von 27. bis 31. Juli die Wellküren und Andreas Rebers, Künstlerinnen und Künstler aus der Region wie Auf d'Sait'n, Tom Appel und Häns Czernik sowie das Kammerorchester Moosburg. An einem Abend ist die Show "Abba forever" zu sehen. Es gibt einen Jazzfrühschoppen und die Dellnhauser Musikanten spielen zum Tanz auf.

Die großen Hallen sind reserviert

Der Moosburger Kleinkunstfrühling ist dagegen wegen der aktuell hohen Inzidenzen verschoben worden. Das Gastspiel von Michael Fitz soll am 29. September nachgeholt werden, Lars Redlich kommt nun am 18. Mai. "Wir rechnen dann mit einem Stück weit Normalität", sagt Heinz optimistisch. Auch seien die großen Hallen reserviert, um gegebenenfalls Abstände einhalten zu können.

Eine Stütze in Freising ist für das Kulturamt der hohe Abonnenten-Stamm von 250 bis 280 Personen pro Arrangement. "Andere Städte beneiden uns darum", sagt Bader Das bedeutet aber auch, dass bei der aktuell reduzierten Belegung in der Luitpoldhalle ein freier Kartenverkauf nicht möglich ist. Ein "Segen" sei auch, dass das Kulturamt an der freiwilligen Kontaktdatenerhebung festgehalten habe, schildert Bader. Wenn eine Vorstellung kurzfristig abgesagt werden müsse, könnten die Leute kurzfristig per E-Mail oder Telefon informiert werden. Er habe teils noch abends, von zu Hause aus, die Letzten angerufen.

"Einige wären sonst pleite"

Auch Bader hofft, dass keine Absagen mehr nötig sein werden. In der Herbst-Winter-Saison 2020/21 konnte in jeder der beiden Abo-Reihen nur eine von fünf Aufführungen durchgezogen werden. Ein finanzielles Defizit erwartet Bader nicht, eben weil das meiste gar nicht stattfinden konnte. Die staatliche Förderung, die die Stadt für ausgefallene Veranstaltungen erhalten habe, seien eins zu eins an die Privattheater weitergereicht worden. "Einige wären sonst pleite." In diesem Jahr versuche man, das finanzielle Risiko zu splitten, die Lasten zu verteilen, um flexibler zu sein, erklärt Heinz, etwa indem die Mindestgage nicht zu hoch angesetzt wird. Sonst könnte kein Veranstalter kalkulieren.

In Moosburg soll auch die 1250-Jahr-Feier nachgeholt werden, der Terminkalender ist deshalb ziemlich voll. Die Leute sehnten sich danach, dass es in Richtung Normalität geht, sagt Heinz, die Künstler sowieso. Positive Signale kämen auch von den Sponsoren. "Ohne Kultur geht es nicht", sagt der Moosburger Kulturreferent. Ein digitales Konzert mit Luz Amoi habe zwar wunderbar funktioniert. "Aber live ist live." Zuversicht verbreitet auch Markus Bader: "Ich bin optimistisch", sagt er, "sonst würde ich jeden Tag mit einem Mühlstein ins Büro gehen".

© SZ vom 02.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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