Freisinger Lindenkeller:Bauarbeiten zur Unzeit

Freisinger Lindenkeller: Im Lindenkeller ist nach monatelanger Zwangspause endlich wieder Betrieb. Doch im September muss das Lokal schon wieder schließen.

Im Lindenkeller ist nach monatelanger Zwangspause endlich wieder Betrieb. Doch im September muss das Lokal schon wieder schließen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Weil in dem Gebäudekomplex die Lüftung umfassend saniert werden muss, wird das Lokal im Herbst wohl wieder für drei Monate schließen müssen. Für die Pächter ist das nach dem langen Corona-Lockdown hart.

Von Kerstin Vogel, Freising

Kulturreferentin Susanne Günther sprach im Finanzausschuss des Stadtrats von einer "mittelprächtigen Katastrophe", Pächter Klaus Thermer hat dazu naturgemäß sehr viel mehr zu sagen, auch wenn er und seine Partnerin Anja Duppelfeld sich inzwischen "damit abgefunden haben": Im Freisinger Lindenkeller muss von September an die Lüftung umfassend saniert werden. Geschätzt drei Monate sollen die Arbeiten dauern - betroffen ist neben den Veranstaltungsräumen im Ober- und Unterhaus auch die Gastronomie.

Für die Stadt Freising ist das ärgerlich, weil sich die Kosten dafür auf mittlerweile gut 600 000 Euro summieren. Für die Pächter aber kommen die Arbeiten nach der langen Corona-Zwangspause zur absoluten Unzeit. Denn weil auch die Küche ohne Lüftung sein wird, kann während der Bauzeit nicht gekocht werden, "das darf ich gar nicht", sagt Thermer. Die Konsequenz: "Wir dürfen jetzt endlich aufsperren und in drei Monaten sperren wir wieder für mindestens weitere drei Monate zu."

"Für den Wirt da oben ist das noch mal ein kräftiger Schlag ins Gesicht", hatte es Kulturreferentin Günther formuliert und kritisiert, dass man für die Sanierungsarbeiten nicht die Zeit genutzt habe, als das Stadtcafé Pandemie-bedingt ohnehin geschlossen war und auch keine Veranstaltungen möglich gewesen seien. Hochbauamtsleiter Robert Naujokat erklärte zwar, dass die Gastronomie wegen der Sanierungen "nur im Extremfall" geschlossen werden müsse. Man versuche trotzdem Veranstaltungen zu ermöglichen, versicherte er.

Ohne Veranstaltungen wird es im Herbst schwierig

Bei Pächter Thermer ist das bisher allerdings anders angekommen. Nach seinen Informationen wird eher nichts stattfinden können, "weil das ganze Haus betroffen ist und auch die empfindliche Technik ausgelagert werden soll". Ohne die Veranstaltungen aber wäre die Lindenkeller-Gastronomie im Herbst und Winter auch ohne Bauarbeiten schon kein einfaches Geschäft. Eigene Parkplätze gibt es auf dem Berg kaum, die Konkurrenz in der Innenstadt ist für viele, die essen gehen wollen, einfacher zu erreichen - und unter anderem mit dem Einzug des "Augustiner" ins ehemalige Café Zentral kommt demnächst noch ein großer Mitbewerber dazu.

Natürlich habe man gewusst, dass die Sanierung der Lüftungsanlage irgendwann anstehe, räumt Thermer ein. Tatsächlich geht aus den Wartungsprotokollen der vergangenen Jahre hervor, dass ein Großteil der Anlagenkomponenten "erhebliche funktionsrelevante Mängel" aufweist. "Aber wir haben gedacht, dass wir mal zur Volksfestzeit 14 Tage zusperren oder so", schildert der Pächter die ursprünglichen Überlegungen. Doch dann kam Corona - und der Lockdown brachte auch für die Pächter des Lindenkellers erhebliche finanzielle Einbußen. Die Stadt sei sich dessen bewusst, sagt Thermer: "Die wissen, dass wir kein Geld mehr haben und diese Verluste jetzt auch nicht in drei Sommermonaten aufholen können."

Pächter wünschen sich mehr Einfluss auf die Belegung

Er erwartet deshalb für die Bauzeit eine Entschädigung, die über einen Pachterlass hinaus geht. Und er ist optimistisch, dass sich bei den nach bald fünf Jahren anstehenden Gesprächen über die Verlängerung des Pachtvertrages auch eine neue Struktur für die Arbeit im Lindenkeller finden wird. Thermer und Duppelfeld wünschen sich mehr Einfluss auf Belegungen und Programm der Veranstaltungsstätte. Bis dahin werden sie sich nun erst einmal auf die Suche nach Personal für die zwangsweise auf drei Monate begrenzte Wiedereröffnung machen. Denn auch das ist ein Problem, das sich durch die neuerliche Zwangspause verschärft hat: Im Lockdown haben sich die meisten Aushilfskräfte notgedrungen anders orientiert und arbeiten in anderen Jobs. Im Konkurrenzkampf um die verbliebenen Kräfte kann Team Lindenkeller nun wieder nur befristete Verträge anbieten.

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