Fahrradschutzstreifen in Lerchenfeld:„Weg von der Egosicht“

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Die neuen Radschutzstreifen und Parkzonen in Lerchenfeld verärgern die Anwohner. Die Radfahrenden aber finden sie gut, wie Vertreter vom „Radentscheid Freising“ jetzt unterstrichen haben. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Wegfall von Parkplätzen ärgert Lerchenfelder Autofahrer und Gewerbetreibende. Vertreter vom „Radentscheid Freising“ erklären, warum sehr viel mehr Menschen von den neuen Schutzstreifen profitieren, als man meint.

Von Norick Huß, Freising

Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass mit dem Radentscheid ein Maßnahmenpaket beschlossen wurde, das den Radverkehr in der Stadt Freising angenehmer und sicherer gestalten sollte. In der Erdinger Straße und der Straße Gute Änger sind nun die ersten beiden konkreten Projekte umgesetzt worden. Die Folge: Beschwerden von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die sich nach dem Wegfall von Parkplätzen übergangen fühlen.

Vertreter vom „Radentscheid Freising“, Emilia Kirner, Jürgen Maguhn, Ulrich Vogl und Andreas Kagermeier, erläuterten bei einem Pressegespräch am Mittwoch ihren Standpunkt. Für September wurde außerdem eine große Fahrraddemo angekündigt.

Bereits 2019 hatte die Stadt Freising ein Mobilitätskonzept vorgelegt, das ebenfalls Maßnahmen für den Radverkehr beinhaltete. Keine schlechten, sagte Andreas Kagermeier vom ADFC. Es sei jedoch zu befürchten gewesen, dass diese „in einer Schublade landen und verstauben“, sagt er. Mit dem Radentscheid hätten darum die Pläne des Mobilitätskonzeptes konkreter werden sollen.

Die Maßnahme an der Erdinger Straße und im Gewerbegebiet Gute Änger sind ein Bestandteil dieses Vorhabens. Ein Schutzstreifen für Radfahrer wurde am Straßenrand markiert, wodurch die Parkplätze am Straßenrand wegfielen. Stattdessen wurden einige Parkplätze in die Mitte der Straße verlegt und einige Kurzzeitparkplätze eingeführt. So fehlen zwar einige Parkplätze, der angebliche Parkdruck, so die Vertreter beim Pressegespräch, sei jedoch übertrieben dargestellt. Schließlich sei in den Seitenstraßen definitiv ausreichend Platz zum Parken.

Man müsse generell darüber nachdenken, welche Wege man überhaupt mit dem Auto zurücklegen müsse, meinte Andreas Kagermeier. Und Emilia Kirner vom Radentscheid forderte, Gewerbetreibende sollten ihren Mitarbeitern auf dem eigenen Grundstück Parkplätze bieten können.

Bis zu 8000 Menschen profitieren täglich

Allgemein seien die Gegner der Schutzstreifen einfach lauter als ihre Befürworter, sagte Ulrich Vogl, der für die ÖDP im Stadtrat sitzt. Täglich 4000 Radfahrer fahren über die Korbinianbrücke, 2500 kämen aus der Richtung der Erdinger Straße, erklärt Emilia Kirner. Diese freuten sich zwar über ein sichereres Fahrgefühl, täten dies aber nur selten kund. Ulrich Vogl erinnerte zusätzlich an die Busfahrer sowie die Passagiere. Jetzt seien die Straßen freier und Fahrpläne könnten besser eingehalten werden.

Rechne man das alles zusammen, komme er auf 7000 bis 8000 Menschen, die täglich von den Schutzstreifen allein auf der Erdinger Straße profitierten, sagte Vogl. Es stünden also ein paar Dutzend unzufriedene Anwohner 8000 zufriedenen Verkehrsteilnehmern gegenüber, gibt er zu bedenken. Kagermeier fügte hinzu, dass es übergeordnete Bedürfnisse wie das Gemeinwohl oder das Klima gebe, die über den persönlichen Bedürfnissen stünden. Man müsse „weg von der Egosicht“ und stattdessen anderen ihre Sicherheit gönnen, sagte er. Wobei ein Fahrradschutzstreifen im Übrigen nur die geringste Sicherheitsstufe für Radfahrer darstelle, ergänzte Jürgen Maguhn hinzu.

Den Ärger der Anwohner kann Kagermeier aber nachvollziehen. Auf Kommunikationsebene sei nicht alles optimal gelaufen. Ein Schild, das über die Neuerungen informiert, wäre sinnvoll gewesen, sagte er. Auch die Umleitung über die Kulturstraße, die an einer Schule und einem Kindergarten vorbeiführe, sei verbesserungswürdig. Grundsätzlich seien Umleitungen aber das Grundprinzip der Verkehrsberuhigung, so Kagermeier an. Dass auf der Straße Gute Änger nun der Radweg nicht mehr auf dem Fußweg verlaufe, bedeute zudem eine Entlastung des Gehsteigs. „Ein Miteinander, das man sehen muss“, betont Kagermeier.

Unter dem Motto „Miteinander – aber sicher!“ ruft der Radentscheid Freising darum auch zu einer Fahrraddemo am 21. September auf. Um 14 Uhr startet diese mit einer Kundgebung an der Kirche St. Lantpert an der Erdinger Straße und bewegt sich anschließend über die Guten Änger, den Südring und die Katharina-Mair-Straße über die Jagdstraße und die Kepserstraße, in denen in den nächsten Jahren noch Verbesserungen der Radfahrmöglichkeiten anstehen, zurück zum Ausgangspunkt in der Erdinger Straße. Dort wolle man ein eindrucksvolles Bild für ein fahrradfreundliches Freising präsentieren, heißt es in einer Pressemitteilung.

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