Special Olympics:Zwischen Frust und Erfolg

Special Olympics: Am 17. Juni beginnen in Berlin die Special Olympics World Games. Mehr als 7000 Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt wollen ein Zeichen für Inklusion, Teilhabe und Vielfalt setzen. Auch Freising ist "Host Town".

Am 17. Juni beginnen in Berlin die Special Olympics World Games. Mehr als 7000 Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt wollen ein Zeichen für Inklusion, Teilhabe und Vielfalt setzen. Auch Freising ist "Host Town".

(Foto: Lebenshilfe Freising)

Inklusion im Sport ist ein wichtiges Thema und eigentlich auch kein Problem, sagen Experten. Doch das Engagement bei vielen Sportvereinen ist nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Was vor der Pandemie noch möglich war, ist nun offenbar nicht mehr so leicht umzusetzen.

Von Lena Meyer, Freising

Es dauert gar nicht mehr lange, da wird der Landkreis Freising die Gelegenheit haben, seine Gastfreundschaft zu demonstrieren. Schon in der kommenden Woche nämlich wird eine Delegation von kenianischen Athletinnen und Athleten hier eintreffen und von Montag, 12., bis Freitag, 17. Juni, Land und Leute kennenlernen. Danach werden die etwa 92 Sportler zu den Special Olympics nach Berlin aufbrechen, um während der dortigen Wettkämpfe ihr Können unter Beweis zu stellen. Special Olympics ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung.

Freising wird also zur "Host Town" und den Gästen eine reiche Palette an oberbayerischer Kultur darbieten - Schuhplattler-Vorführung inklusive. Dem Anlass entsprechend wollte der Landkreis zeigen, wie unkompliziert Inklusion im Sportverein funktionieren kann und lud Vereinsfunktionäre zu einem informativen Abend mit zwei Experten von Special Olympics Bayern, Anna-Lena Stuhlinger und Peter Landisch, ein.

Nun war an jenem Abend allerdings eines besonders spürbar: Die Frustration der Vertreter und Vertreterinnen diverser Sportvereine. Denn wirklich neu erschienen die Informationen, die Stuhlinger und Landisch mitteilten, nicht. Im Gegenteil: Diejenigen, die der Einladung gefolgt waren, betreiben selber seit Jahren Inklusionsarbeit in ihren Vereinen. Genau da saßen Frust und Enttäuschung der Vereinsvertreter - während sie um eine stärkere Inklusion im Sport bemüht seien, gebe es viele Institutionen, die diese Möglichkeiten noch nicht anbieten. Die brauche es aber, um genügend Möglichkeiten für alle zu schaffen. "Die Spirale geht wieder rückwärts", monierte Michael Reimann vom SC-Freising-Fußball.

Dass sich weniger Sportvereine engagierten, beobachtet auch Saskia Hobmeier, Leiterin der Offenen Behindertenarbeit der Freisinger Lebenshilfe. Woran das liegen könnte? Saskia Hobmeier hält interne Herausforderungen für möglich, die durch die Corona-Pandemie bedingt wurden. Denn vor Pandemiebeginn habe es bereits verschiedene Kooperationen der Lebenshilfe mit diversen Vereinen gegeben, erinnert sie sich. Die Offenheit war also da. "Die Pandemie hat sicherlich viel ausgebremst", vermutet Hobmeier deswegen.

Special Olympics: Peter Landisch vom Team der Special Olympics Bayern.

Peter Landisch vom Team der Special Olympics Bayern.

(Foto: privat)

Dennoch habe sich bereits schon sehr viel im Bereich der Inklusion im Sport getan, findet sie. "So etwas geht nicht von heute auf morgen", sagt Hobmeier. Viel eher sei Inklusion ein langer Prozess. Peter Landisch vom Team der Special Olympics Bayern sieht das ähnlich. Mehr noch: Die Special Olympics seien mittlerweile "an der Stelle, an der die Paraolympics vor zehn oder fünfzehn Jahren waren", so Landisch. Das Thema werde also zunehmend einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und vorgestellt. Zudem bieten die anstehenden Wettkämpfe eine Möglichkeit, über Inklusion im Sport zu berichten.

Die Special Olympics, die dieses Jahr in Deutschland ausgetragen werden, sind laut Hobmeier daher eine "große Chance", um mehr mediale Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken und Sportvereine zu animieren, ebenfalls tätig zu werden.

Dazu tragen auch diverse Infoveranstaltungen bei, wie etwa jene von Peter Landisch und seinem Team. "In der Regel haben die meisten Vereine Interesse, aber noch wenig Ahnung", erklärt er. In Freising war das offenkundig anders. Die Inklusionsarbeit der dortigen Sportvereine nennt Landisch daher "unschlagbar". Für diese aber steht eines fest: die Aufmerksamkeit muss dauerhaft auf dem Thema liegen, nicht nur, wenn ein Wettbewerb naht oder internationale Gäste erscheinen. Denn: "Jeder Mensch muss gleichberechtigt sein", betonte Werner Kinner vom MSC Freisinger Bär.

"In den Köpfen entstehen gemeinsame Erfolge."

Und gerade der Sport biete eine "tolle Möglichkeit für ein Verständnis und eine Gemeinschaft", findet Hobmeier. Das Miteinander verbinde, wodurch Hemmschwellen und Ängste abgebaut werden könnten. "In den Köpfen entstehen gemeinsame Erfolge", erklärt sie. Peter Landisch appelliert daher an Vereine, die noch keine entsprechenden Angebote besitzen, dies nachzuholen. "Es muss möglich sein, dass jeder Athlet, der will, einen Verein findet." Dabei sei Inklusion schon allein mit gutem Willen möglich, so Landisch. Die größten Hürden seien Berührungsängste, die für Peter Landisch allerdings unbegründet sind. Der jeweilige Verein müsse sich einfach ausprobieren - learning by doing also.

Um über das Engagement und Programme untereinander zu wissen, sei es für die Institutionen wichtig, sich zu vernetzen, um somit in Kontakt zueinander zu stehen. Das sei ein entscheidender Aspekt für die Inklusion im Sport, so Marianne Heigl, aus dem "Host Town" Team. Ihr Ziel: "Der Landkreis Freising soll der inklusivste Landkreis in ganz Bayern werden."

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