Stadt Freising:Die Last mit den Lastenrädern

Stadt Freising: Beschwerden gab es über die Station für die Mietlastenräder im Steincenter. Jugendliche hatten die Fahrzeuge für Rennen missbraucht.

Beschwerden gab es über die Station für die Mietlastenräder im Steincenter. Jugendliche hatten die Fahrzeuge für Rennen missbraucht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für das Mietsystem braucht es neue Regeln, um Vandalismus zu verhindern, und die städtische Förderung für den Kauf fällt Spaßmaßnahmen zum Opfer. Trotzdem können beide Projekte als Erfolg gewertet werden.

Von Kerstin Vogel, Freising

Dass die Sache mit den Lastenrädern für die Stadt an mancher Stelle zur Last werden könnte, war für den Stadtrat nicht abzusehen gewesen, als er vor einiger Zeit entschied, zum einen ein Lastenrad-Mietsystem in Freising aufzubauen und zum anderen großzügige Förderungen für den Kauf von Lastenrädern zu gewähren. Doch auch wenn bei beiden Projekten am Ende nun ein wenig nachgebessert werden musste: Unter dem Strich können beide getrost als erfolgreicher kleiner Baustein zur Mobilitätswende gewertet werden.

Das Problem mit den Miet-Lastenrädern, die bislang in der ersten halben Stunde kostenlos ausgeliehen werden konnten, lässt sich an der Statistik zu ihrer Nutzung ablesen, wenn auch nicht auf den ersten Blick: Demnach wurden die meisten "29-Minuten-Buchungen" an der Station am Steinpark gezählt, doch genau von dort gab es auch "sehr, sehr negative Rückmeldungen", wie es Mitte November im Planungsausschuss hieß: Offenbar hatten sich Jugendliche einen Spaß daraus gemacht, mit den Lastenrädern in der gebührenfreien Zeit Rennen zu fahren und sie kurz vor dem Fallen der Bezahlschranke zurückzustellen - Lärm und Beschädigungen inklusive. Die Polizei registrierte mindesten vier Anzeigen deswegen.

Lastenräder sollen eine Alternative zum eigenen Auto darstellen

Eröffnet hatte die Stadt das Lastenradmietsystem im August 2022, als niedrigschwelliges Angebot für Bürgerinnen und Bürger, die damit für den Transport des wöchentlichen Einkaufs oder der Kinder eine Alternative zum eigenen Auto haben sollten. Passend gab es dafür über das Modellprojekt "Lastenrad mieten. Kommunen entlasten" eine Förderung vom Freistaat Bayern. Der übernahm immerhin 80 Prozent der investiven Kosten von etwa 160.000 Euro. Die Ausleihe lief über eine App, sollte ab 16 Jahren möglich sein und eben erst nach einer halben Stunde kostenpflichtig werden

Tatsächlich kam das Angebot gut an, bereits im August wurden die 16 Lastenräder der Statistik zufolge insgesamt 425-mal gebucht, im September 435-mal. Gelobt wurden die leichte Bedienung des Rads, der Spaßfaktor sowie die gute Verfügbarkeit. Doch an der LastenradBayernApp, die für das Modellprojekt erstellt wurde, gab es Kritik, die im Planungsausschuss präzisiert wurde. Vor allem die fehlende Ausweis- und damit auch Altersprüfung beim Mieten des Lastenrades wurde bemängelt, diese nämlich könnte eine Hemmschwelle für Diebstahl, Vandalismus und eben die Rennen der Jugendlichen bilden.

Künftig wird von der ersten Minute an eine Gebühr fällig

Die Stadt soll deshalb nun darauf hinwirken, dass eine Ausweisprüfung in die LastenradBayernApp integriert wird. Außerdem wurden die Nutzungsgebühren geändert. Künftig kostet die gesamte erste Stunde 1,50 Euro, die jeweils zusätzlich angefangene halbe Stunde weiterhin 1,50 Euro. Dadurch bleibe die Fahrt attraktiv für kurze Wege, die Spaßfahrten von Jugendlichen aber würden vielleicht unterbunden.

Mit Geld hatten auch die Sorgen zu tun, die ein bereits im Juli 2019 auf den Weg gebrachtes Förderprojekt der Stadt zuletzt bereitet hat - ganz einfach, weil keines mehr dafür da ist. Bürgerinnen und Bürger, die sich ein Lastenrad kaufen wollten, erhielten dafür eine finanzielle Unterstützung. Das Projekt war ebenfalls ein Erfolg, denn in den knapp drei Jahren seither gingen 268 Anträge ein, von denen ein Großteil positiv beschieden wurde, wie es jetzt im Planungsausschuss hieß. Die gesamte Fördersumme beläuft sich demnach auf knapp 142.000 Euro.

Stadt Freising: Die Nutzung von Lastenfahrrädern ist erwünscht, die Förderung aber muss beschnitten werden.

Die Nutzung von Lastenfahrrädern ist erwünscht, die Förderung aber muss beschnitten werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Weiter gehen kann es damit jedoch nicht. Im Haushalt der Stadt klafft bekanntlich ein 60-Millionen-Loch, weshalb im Ausschuss nun sowohl die Richtlinie für die Vergabe der Förderung gestrafft als auch die zur Verfügung stehende Summe drastisch reduziert wurde: auf nur noch 3000 Euro im Jahr. Speziell soll damit nun vor allem die Anschaffung von Lastenanhängern gefördert werden, die deutlich günstiger sind als Lastenräder - und: Profitieren sollen von einer Förderung am besten nur noch finanzschwache Haushalte, darüber herrschte bei den Ausschussmitgliedern Einigkeit, ebenso wie im Bedauern über die Notwendigkeit dieser Kürzung. Trost kam von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: Man könne die Regelung ja wieder anpassen, wenn es mit den Finanzen der Stadt wieder besser aussehe.

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