Langenbach:Sicherheit für afghanische Helfer

Ein Bundeswehrsoldat (l.) und ein Dolmetscher (r.) 2011 im Einsatz in der Nähe von Kundus, Afghanistan.

Ein Bundeswehrsoldat (l.) und ein Dolmetscher (r.) 2011 im Einsatz in der Nähe von Kundus. Helfer wie diese sind den Taliban nach dem Rückzug der Bundeswehr jetzt schutzlos ausgeliefert.

(Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

In der Gemeinschaftsunterkunft sind afghanische Ortskräfte, Dolmetscher, Köche oder Fahrer, untergebracht, die in ihrer Heimat mit der Bundeswehr zusammengearbeitet haben.

Von Peter Becker, Langenbach

Die Verästelungen der internationalen Sicherheitspolitik reichen jetzt bis in die Gemeinde Langenbach hinein. Dort betreibt die Regierung von Oberbayern seit fünf Jahren eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Diese wird jetzt als Übergangswohnheim genutzt. Denn seit Kurzem sind dort Afghanen, sogenannte Ortshelfer, mit ihren Familien eingezogen, die in ihrer Heimat mit der Bundeswehr zusammengearbeitet haben. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Regierung hervor. Diese hat die neue Nutzung mit Betroffenen von Gemeinde und Landkreis besprochen.

Die Regierung koordiniere und steuere die Unterbringung der Neuankömmlinge, teilt Robert Stangl, Pressesprecher am Landratsamt dazu mit. Sozialamt und Jobcenter am Landratsamt seien informiert worden. Ein Sprecher der Regierung von Oberbayern ergänzt, dass neben der Langenbacher Bürgermeisterin Susanne Hoyer Gemeindemitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt waren, die in Verbindung mit dem örtlichen Helferkreis stehen. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Flüchtlings- und Integrationsberatung am Landratsamt und der Polizei hätten teilgenommen.

"Langenbach ist weltoffen"

Für Bürgermeisterin Susanne Hoyer (FW) war es selbstverständlich, die Regierung bei den Ortshelfern zu unterstützen. In der Pressemeldung wird sie mit den Worten zitiert: "Langenbach ist bekannt als weltoffene und familiäre Gemeinde. Unsere soziale Dorfgemeinschaft ist geprägt von einem starken Verbund ehrenamtlich tätiger Bürger und Bürgerinnen, gemeinnützigen Organisationen und Diensten, die das kommunale Handeln unterstützen." Seit Bestehen der Gemeinschaftsunterkunft habe die Gemeinde schutzbedürftige Menschen willkommen geheißen und ein gemeinsames Miteinander gestaltet.

Hintergrund der teilweisen Nutzung als Übergangswohnheim ist der Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Die Bundesregierung musste sich in diesem Zusammenhang den Vorwurf gefallen lassen, sie lasse ihre afghanischen Helfer im Stich. Sie seien den vorrückenden Taliban, die sie als Kollaborateure einstuften, schutzlos ausgeliefert. Bei den Personen handelte es sich beispielsweise um Dolmetscher, Fahrer oder Köche. Die sogenannten Ortskräfte waren "Augen und Ohren" der Soldaten und Entwicklungshelfer, die der Bundeswehr halfen, Taliban-Kämpfer aufzuspüren.

Inzwischen hat die Bundesregierung mehr als 2400 Visa an Ortskräfte und deren Familien ausgegeben. Seit Ende Juli befinden sich die ersten Ankömmlinge in Deutschland. Sie werden zunächst in Übergangswohnheimen untergebracht. Dort wohnende Personen sind nach Auskunft der Regierung legal über eines der bestehenden Aufnahmeprogramme in die Bundesrepublik Deutschland eingereist. Sie müssen nach ihrer Ankunft kein Asylverfahren mehr durchlaufen. Die Regierung plant die Aufnahme von bis zu 30 Menschen aus dieser Personengruppe und nutzt dabei frei werdende Kapazitäten. Derzeit leben dort 44 Bewohnerinnen und Bewohner.

Zur SZ-Startseite

Afghanistan
:"Wenn ich getötet werde, ist die Bundesregierung dafür verantwortlich"

Nach dem Abzug der Bundeswehr sind deren einheimische Helfer in höchster Gefahr. Sie sollen mit ihren Familien nach Deutschland kommen können. Ein geregeltes Verfahren gibt es dafür aber nicht.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: