Sicherheit:Security soll Randale im Freisinger Landratsamt verhindern

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Ein Unternehmen soll die Organisation des Freisinger Landratsamts beleuchten und bewerten. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Behörde will erneut Sicherheitskräfte anfordern. Schließlich kommt es immer wieder zu heiklen Situationen, in denen deren Anwesenheit nötig ist.

Von Peter Becker, Freising

Nein, zur Zierde stehen die Sicherheitskräfte am Landratsamt nicht herum. Auch wenn Kreisrat Josef Deliano (CSU) das Gefühl hat, sie wären nur Deko. "Mich hat noch niemand kontrolliert", stellte er im Kreisausschuss des Kreistags fest. Es ging um die Frage, ob der Landkreis Freising wieder zwei Sicherheitskräfte bis Ende des Jahres 2024 anstellen soll. Die Kosten dafür betragen in etwa 102.000 Euro. Im Gegensatz zu Deliano und Josef Dollinger (FW) sieht der Rest des Kreisausschuss aufgrund diverser Vorfälle dennoch Bedarf an mehr Sicherheit in der Behörde.

Ereignisse in der Vergangenheit haben durchaus gezeigt, dass Sicherheitspersonal in Behörden angebracht ist. Nicht alle sind so dramatisch wie eine Geiselnahme im November 2017 im Landratsamt Pfaffenhofen. Ein Mann hatte dort eine Sachbearbeiterin des Jugendamts in seine Gewalt gebracht, weil ihm das Sorgerecht für seine Kinder entzogen worden war. Am Freisinger Amtsgericht wurde vor Jahren ebenfalls ein Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er im Landratsamt randaliert hatte. Auch ihm war das Sorgerecht entzogen worden.

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Eher alltäglich sind emotional aufgeladene Situationen im Jugendamt oder im Ausländeramt. Da wird schon mal laut geschimpft, gedroht oder beleidigt. Norbert Seidl, Sachgebietsleiter Organisation am Landratsamt, sagte, dass den Beschäftigten bei Bedarf unauffällig angebrachte Nothilfeknöpfe zur Verfügung stünden. Würden sie gedrückt, machten sie die Kolleginnen oder Kollegen im Nebenzimmer auf eine Gefahrenlage aufmerksam. Ob diese aber immer genau wüssten, wie sie zu handeln hätten, bezweifelt Seidl.

In den vergangenen Jahren ist nichts Gravierendes mehr am Landratsamt vorgefallen. Seidl vermutet, dass deshalb das Wissen um diese Möglichkeit des Hilferufs etwas eingeschlafen ist. Und das, obwohl die Security regelmäßig Zwischenfälle meldet und auch Hausverbote erteilt worden sind. Seit Januar 2018 ist zu den Öffnungszeiten des Landratsamts ein Sicherheitsdienst mit zwei Kräften unterwegs. Zu deren Aufgabengebiet gehört das Streife gehen auf dem Gelände und im Haus, die Durchsetzung des Hausrechts, die Gefahrenerkennung und -abwehr, die Unterstützung des Personals in kritischen Situationen sowie die Deeskalation.

Während der Pandemie haben die Sicherheitskräfte Einlasskontrollen durchgeführt

Während der Pandemie haben die Sicherheitskräfte Einlasskontrollen durchgeführt, um die Gefahr für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, so gering wie möglich zu halten. 2020 hätte die Vergabe für Sicherheitsdienstleistungen eigentlich erneut ausgeschrieben werden müssen. Wegen der unübersichtlichen Lage während der Pandemie und der Ukraine-Krise arbeitete die Behörde aber einstweilen mit dem aktuellen Dienstleister zusammen. Die Sicherheit im Gebäude und das Personal sollte weiter gewährleistet sein.

Der Rechnungsprüfungsausschuss forderte die Verwaltung jedoch auf, rasch ein neues Vergabeverfahren zu eröffnen, damit alles seine Ordnung hat. Die Beschäftigten selbst nehmen die Anwesenheit des Sicherheitsdienstes positiv auf. Laut einer Abfrage bei den Sachgebietsleitern heißt es, dass das Personal des Landratsamts sich bei der Anwesenheit eines Sicherheitsdienstes wohler fühlen. Denn laut Tobias Diepold, Leiter der Zentralverwaltung, komme es immer häufiger zu "heiklen Gesprächen" im Amt.

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