Süddeutsche Zeitung

Petition gegen Landkreis-Wappen:Der "Freisinger Mohr" soll verschwinden

Eine Petition an den Landtag fordert die Änderung des Landkreis-Wappens. Das Freisinger Landratsamt weist die Vorwürfe zurück.

Von Peter Becker, Freising

Der Mohr soll aus dem Wappen des Landkreises Freising verschwinden. So lautet die Forderung einer Petentin, die sich mit ihrem Ansinnen an den Bayerischen Landtag gewendet hat. Selbiges verlangt sie von den Städten Garmisch-Partenkirchen und Coburg, die ebenfalls einen so genannten Mohren in ihren Wappen führen. Das Bayerische Innenministerium hat das Freisinger Landratsamt über diese Petition in Kenntnis gesetzt und um eine Stellungnahme gebeten. Das wiederum bezeichnet laut Robert Stangl, Pressesprecher des Landratsamts, die Begründung der Petentin durchweg als nicht zutreffend und bat darum, die Eingabe zurückzuweisen. "Der Landkreis Freising identifiziert sich mit dem Afrikaner in seinem Wappen und will von der Öffentlichkeit durch dieses Motiv identifiziert werden", stellt Stangl auf Nachfrage klar.

Entgegen der Auffassung der Petentin zeige das Wappen nicht den Heiligen Mauritius. Das bekrönte Mohrenhaupt gehe auf das Herrschaftssymbol der Freisinger Bischöfe zurück, die dieses wohl seit 1294 in ihrem Wappen führten. Eine Inventaraufstellung aus dem Jahr 1316 bezeichne die Wappenfigur als "Äthiopierkopf". Der Heilige Mauritius soll aber laut seiner Vita aus Ägypten stammen. Dessen Verehrung habe aber zur Zeit der Entstehung des Wappens keine Rolle in Freising gespielt, erklärt Stangl. Es sei davon auszugehen, dass die Freisinger Bischöfe ihre Überlegenheit gegenüber weltlichen Fürsten durch einen dunkelhäutigen Sympathieträger darstellen wollten. Ob es sich dabei um eine reale oder fiktive Person handele, sei ungeklärt.

Rein gar nichts, betont Stangl, habe der Freisinger Mohr mit dem deutschen Kolonialismus zu tun. Das Kaiserreich habe sich erst gegen das Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Kolonialmacht entwickelt. "Das Mohrenbild hat seinen Ursprung in der Kunst des 14. Jahrhunderts, in der heutigen Form existiert es seit den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts", betont Stangl. Auf gar keinen Fall stelle der Mohr einen bayerischen Sklaven dar und führe deshalb nicht zur Entstehung von Vorurteilen. Kein Würdenträger wolle sich mit einer Darstellung präsentieren, die er selber verachte oder die in der Öffentlichkeit gering geschätzt werde.

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