Knappe Kassen in Freising und im Landkreis:Blinde Sparwut ist der falsche Weg

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Nicht jeder Radweg muss stets mustergültig ausgebaut sein. Besser ist es in Zeiten knapper Kassen, Sanierungen zu schieben, um das Geld in soziale Bereiche umzuschichten. (Foto: Johannes Simon)

Stadt und Landkreis müssen beim Streichen von freiwilligen Leistungen vorsichtig agieren, um den sozialen Frieden nicht zu gefährden.

Kommentar von Peter Becker, Freising

In diesen Tagen macht es nicht wirklich Spaß, Kämmerer der Stadt Freising oder Kämmerin des Landkreises zu sein. Fürs Erste vorbei sind die Zeiten, als das Geld nur so in die Kassen sprudelten. Das Leben glich einem Wunschkonzert. Wer immer sich eine Buslinie von A nach B wünschte, der Kreistag beeilte sich, diesen Wunsch zu erfüllen. Freisinger und Freisingerinnen freuten sich über Volksfest, Altstadtfest und Rocknacht auf dem Marienplatz. Dann kam Corona und anschließend fiel es Putin ein, die Ukraine zu überfallen. Die Geldströme versiegten, jetzt weiß keiner mehr, wie all die freiwilligen Leistungen, die jüngst im Sozialausschuss des Kreistags als Wohltaten bezeichnet wurden, bezahlt werden sollen.

Nüchternheit machte sich breit. Landkreis und Stadt sehen sich gezwungen, die Bürger und Bürgerinnen auf den Abschied von Liebgewonnenem vorzubereiten. Der Landkreis erwägt, defizitäre Buslinien einzustellen. Der ÖPNV ist eine freiwillige Leistung des Landkreises. Die Stadt fragt sich mittlerweile, ob Volksfest, Altstadtfest und Rocknacht auf die bewährte Weise noch veranstaltet werden können.

Sparzwang herrscht allenthalben. Die Verantwortlichen müssen aber genau hinschauen, wo sie den Rotstift ansetzen. Der Kreisausschuss des Kreistags hat jüngst beschlossen, die gründliche Sanierung eines Radwegs zwischen Eching und Günzenhausen zu verschieben. An Baukosten waren dafür 775 000 Euro vorgesehen. Aber es ist besser und zumutbar, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer eine Zeit lang mit einem holprigen Radweg zurechtkommen müssen, als dass der Landkreis sinnvolle Ausgaben etwa bei den Jugendhilfen streicht. Viele Radfahrende sind ohnehin sportlich mit dem Mountainbike unterwegs, das holprige Gehwege aushält.

In der Stadt denkt man ähnlich. Lieber will man am Unterhalt von Gebäuden und Straßen sparen, als etwa die Zuschüsse für Sportvereine zu streichen. Deren Bedeutung, insbesondere, was die Integration von Jugendlichen anbelangt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch wenn Volksfest und Altstadtfest das gesellschaftliche Leben bereichern. Augenmaß ist beim Streichen von freiwilligen Leistungen gefordert, nicht blinde Sparwut. Besser ist es, auf holprigen Radwegen zu fahren, als Entscheidungen zu treffen, die sozialen Frieden gefährden. Das dadurch eingesparte Geld ist im sozialen Bereich besser aufgehoben. Auch kleine Wohltaten sind gut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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