Süddeutsche Zeitung

In der Luitpoldhalle Freising:Das frivole Hotel am Starnberger See

Die Freisinger Laienspieler führen die Boulevardkomödie "Weekend im Paradies" von Franz Arnold und Ernst Bach auf. Stephan Leitmeier gibt Debüt als Regisseur

Von Laura Dahmer, Freising

Es ist ein Stück, das vom Timing und der Verwechslung lebt. Die eine Tür geht auf, die andere zu, durch die Drehtür am Eingang kommt eine dritte Person dazu, oft in einem anderen Outfit als vorher. "Weekend im Paradies" heißt das diesjährige Stück der Laienbühne Freising, es ist eine Boulevardkomödie, die den Zuschauer in das Deutschland der Goldenen Zwanziger zurückversetzt. Ein paar wenige Proben bleiben dem Ensemble noch, bevor die Inszenierung am 18. Oktober in der Luitpoldhalle Premiere feiert.

Eine Premiere ist es auch für Stephan Leitmeier, der zwar schon sein halbes Leben bei der Laienbühne spielt, aber in diesem Jahr zum ersten Mal Regie führt. "Das war für mich natürlich sehr ungewohnt, diesmal nicht auf, sondern vor und ab den Aufführungen dann hinter den Bühnen zu stehen", sagt der 32-Jährige. Sein Schauspieldebüt hatte er 2003 in "Der Himmelskanonier" in einer kleinen Nebenrolle als Veitl. "Komisch ist es auch, dass fast unser ganzes Ensemble ein ganzes Stück älter ist als ich. Die meisten habe ich schon als Kind auf der Bühne spielen sehen, und jetzt gebe ich ihnen die Anweisungen", sagt Leitmeier lachend.

Dass der junge Regisseur davor keine Scheu hat, zeigt sich in der Probe. Immer wieder unterbricht er kurz die Dialoge, um die Schauspieler besser auf der Bühne zu positionieren oder weil er sich deutlichere Gestik wünscht. Eineinhalb Stunden proben sie den zweiten Akt, der bei der Aufführung 40 Minuten dauern soll. Aber: Es ist auch eine der ersten Proben, die das Ensemble in der Luitpoldhalle, dem eigentlichen Aufführungsort, hat. Seit März haben sie in der Lebenshilfe in Freising geprobt. "Die provisorische Bühne ist kleiner, die Türen habe ich versucht, mit Hütchen nachzuahmen. Aber im tatsächlichen Bühnenbild zu stehen, ist natürlich was anderes", sagt Leitmeier. Und das Bühnenbild lässt sich sehen. Es ist der Eingang des prunkvollen "Hotel Paradies", mit Drehtür und Blick auf den Starnberger See. Von dort aus führt eine Treppe mit Marmorstatue hinunter ins Foyer. Auf den Zimmertüren befinden sich große Gemälde von Frauen der Zwanzigerjahre, im Flapper-Stil und leicht bekleidet. Denn das "Hotel Paradies" ist eines der sogenannten Weekend-Hotels, in dem sich betuchte, verheiratete Männer, mit ihren Seitensprüngen vergnügen. "Ehebruch war damals noch eine Straftat. Der glücklose Regierungsrat Wurmser, um den es geht, wittert darin die Chance auf einen Skandal, der seiner Karriere neuen Schwung geben könnte", erzählt Leitmeier.

Zeitgenössische Inszenierung

Weil die Handlung sich nicht so gut in die heutige Zeit versetzen lässt, bleibt die Inszenierung zeitgenössisch. Außerdem, sagt der junge Regisseur, könne man sich in den Zwanzigerjahren gut "austoben, was Bühnenbild und Kostüme angeht". Kulissenmaler, Maskenbildner und eine Schneiderin haben an der Umsetzung gearbeitet, die Malereien und Türen stammen vom Freisinger Kirchenmalermeister Bernd Flassak. Neben dem Eingang zum "Hotel Paradies" gibt es noch ein zweites Bühnenbild, in dem der erste und der dritte Akt spielen. Damit die Wechsel kurzweilig werden, hat sich Leitmeier etwas Besonderes ausgedacht: "Wir haben an der Schlütervilla einen schwarz-weißen Stummfilm gedreht, der die Ankunft der Gäste vor Hotel Paradies zeigt", sagt er. "Dafür haben wir drei Oldtimer und ein Motorrad aus der Zeit organisiert." Dieses Video wird dann zwischen erstem und zweitem Akt abgespielt, zwischen dem zweiten und dritten ist ohnehin Pause.

Insgesamt stehen 14 Darsteller auf der Bühne, darunter zwei Rückkehrer: Nach 16 beziehungsweise 18 Jahren feiern Helmut Wagner und Michael Schwaiger ihr Comeback bei der Laienbühne. "Weekend im Paradies" lebt von seiner Schnelllebigkeit, flachen Witzen und dem ein oder anderen Freisinger Lokalbezug. Vom 18. Oktober bis 14. Dezember zeigt die Laienbühne Freising zwölf Vorstellungen, Tickets sind noch für jeden Termin erhältlich.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2019/beb
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