Süddeutsche Zeitung

Projekt in Freising:Jazz und Theater im Kulturhaus

Was die Kriechbaum-Stiftung auf dem Gelände an der Wippenhauser Straße plant, wäre ein Gewinn für die Stadt. Vorgesehen sind in dem Gebäudekomplex auch Wohnungen und ein Supermarkt.

Von Petra Schnirch, Freising

Für Freisings Kulturszene wäre es ein echter Gewinn: Die Kriechbaum-Stiftung will auf ihrem Filetgrundstück an der Wippenhauser Straße 1 neben Wohnungen und Studentenappartements einen Supermarkt und ein Kulturhaus für Theater, Kino und Konzerte errichten. Projektsteuerer Gerhard Schranner sieht darin keine Konkurrenz zu bestehenden Kulturstätten wie Luitpoldhalle, Asamsaal, Lindenkeller oder Furtner, sondern eine Ergänzung. "Es gibt in Freising bisher keine Heimat für den Jazz."

Das dreigeschossige Kulturhaus im vorderen Teil des Grundstücks an der Wippenhauser Straße ist das Aushängeschild des Projekts "Kriechbaum Maxhof". In dem quadratischen Quader sollen ein Bistro sowie zwei Säle und ein Kinofoyer Platz finden. Der größere Raum ist für bis zu 120 Besucher geeignet, der kleinere für 50. Bis zu fünf Veranstaltungen sollen dort pro Woche stattfinden: Kabarett, Dichterlesungen, Kunst-Performances, Jazz- und Klassikkonzerte, Kinoabende und Filmreihen. Schranner denkt hier beispielsweise an eine Auswahl von Filmfestival-Beiträgen.

Die Räume könnten auch für Fortbildungen genutzt werden

Freie Theatergruppen in Freising sollen im Kulturhaus einen Spielort finden. Tagsüber könnten die Räume für Fortbildungen genutzt werden. Für das Gebäude selbst sieht der von Architekt Michael Deppisch angefertigte Entwurf viel Glas vor, es soll offen und durchlässig wirken. Mit drei Gymnasien und den Hochschulen "hat Freising ein hohes Potenzial", sagt Schranner. Das Publikum für ein solches Programm sei da. Teile des Defizits aus dem Kulturbetrieb wolle die Stiftung tragen. Auch bei den Nachbarn stoße das Vorhaben auf Zustimmung.

Über eine Brücke soll der Glasbau mit dem benachbarten Wohn- und Geschäftshaus verbunden werden. Dort ist im Erdgeschoss eine 400 Quadratmeter große Fläche für einen Supermarkt reserviert, Interessenten gibt es laut Schranner bereits. Außerdem sind 13 Wohnungen mit Größen von 60 bis 110 Quadratmeter vorgesehen sowie zwei Büros für Supermarkt und Kulturhaus. Im Studentenhaus gegenüber sind etwa 20 Appartements mit 25 und 35 Quadratmetern geplant.

Der Anstoß kam 2012 von Maximiliane Kriechbaum

Der Anstoß für das Projekt mit einem Kulturhaus als Mittelpunkt kam 2012 von Maximiliane Kriechbaum. Sie habe sich überlegt: "Was wünschen sich die Menschen, die in der Stadt wohnen", erklärt Schranner. Bei einer Bürgerversammlung sei zudem die Klage laut geworden, dass es auf dieser Seite der Freisinger Innenstadt keinen Nahversorger gibt. Ein großes Parkhaus, wie von der Stadt vorgesehen, wollte Kriechbaum auf dem Areal keines.

Der Planungsprozess zieht sich nun schon über sechs Jahre hin. 2013 wurden der Stadtverwaltung laut Schranner erste Entwürfe vorgelegt, 2015 war die Planung fertig. 2017 reichte die Stiftung eine Bauvoranfrage ein, um die Verhandlungen mit den Partnern einer gemeinsamen Tiefgarage voranzubringen. Mitte Oktober 2019 befasste sich der städtische Planungsausschuss mit dem Bauprojekt. Eine Perspektive, wann es verwirklicht werden kann, gibt es aber nach wie vor nicht.

Hauptproblem ist die Frage der Parkplätze

Hauptproblem ist die Frage der Parkplätze. Im Entwurf für das Projekt "Kriechbaum Maxhof" ist eine Tiefgarage mit 37 Stellplätzen vorgesehen. Laut Verordnung sind das zu wenig. Als Ersatz könnte laut Schranner ein weiteres Grundstück der Stiftung an der nur wenige Gehminuten entfernten Haydstraße übergangsweise als Parkfläche genutzt werden. Auch die übrigen Kulturstätten in der Innenstadt verfügten über keine eigenen Stellplätze, sagt er. Ein Verkehrsgutachten habe zudem bestätigt, dass ausreichend Parkmöglichkeiten in sechs Gehminuten Entfernung zur Verfügung stehen.

Mittelfristig will die Stadt zwischen Kriechbaum-Areal und Schönmetzlerstraße mit der Stiftung eine gemeinsame Tiefgarage mit zusätzlichen öffentlichen Parkplätzen bauen. Deshalb befürwortete der Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung eine quartiersbezogene Bauleitplanung, also einen größeren Umgriff. Projektsteuerer Schranner begrüßt, dass überhaupt etwas vorangehe. Er hätte aber einen projektbezogenen Bebauungsplan bevorzugt, weil dann mit einem baldigen Baubeginn zu rechnen gewesen wäre.

Mehrere Stadträte äußerten im Planungsausschuss Bedenken, dass weitere Verzögerungen das Kulturhaus gefährden könnten, weil die Gefahr bestehe, dass die Investoren die Geduld verlieren und lediglich die Wohngebäude verwirklichen. Dann gäbe es wohl keine Probleme mehr mit Abstandsflächen, Emissionen und Parkplätzen. Ganz unbegründet ist diese Sorge nicht, wie Schranner andeutet.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2019/axka
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