Corona-Krise im Landkreis Freising:Hoffen auf den Kulturfonds

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Die Einbußen sind auch für Veranstalter von Ausstellungen oder Lesungen in Freising spürbar. Das "Modern Studio" fürchtet, nicht genügend Sponsoren für den "Literarischen Herbst" gewinnen zu können.

Von Nadja Tausche, Freising

Am kommenden Dienstag, 19. Mai, öffnet auch wieder der Schafhof. Die Ausstellung "Fokus Europa I" wird verlängert, sie gibt einen Einblick in das künstlerische Schaffen aus verschiedenen Kulturen. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Künstler und die Veranstalter von Kunstausstellungen ist es keine leichte Zeit: Coronabedingt waren Ausstellungen zuletzt verboten, Museen blieben geschlossen. Am Montag hat die bayerische Staatsregierung die Regelung zwar gelockert, die Einbußen sind trotzdem spürbar - etwa beim Freisinger Kulturverein Modern Studio.

Um die Zuschüsse für Selbständige habe man sich nicht bewerben können, berichtet die Vorsitzende Irmgard Koch: "Wir sind ja Veranstalter, keine produzierenden Künstler." Gedanken macht man sich bei dem Kulturverein vor allem um den "Literarischen Herbst". In dieser Veranstaltungsreihe finden jedes Jahr im Herbst hochwertige Autorenlesungen für die Öffentlichkeit und an Freisinger Schulen statt. Dafür brauche der Verein Sponsoren, so Koch: "Da sehen wir in der aktuellen Situation Schwierigkeiten." Das Programmheft finanziere man über Anzeigen - Koch befürchtet, dass es einigen Geschäften nach den coronabedingten Schließungen so schlecht geht, dass sie in diesem Jahr auf Anzeigen verzichten werden. Helfen könnte Kulturschaffenden ein Zuschuss aus dem bayerischen Kulturfonds. Damit fördert der Freistaat Bayern jedes Jahr Kulturprojekte - unabhängig von Corona, aber gerade jetzt könnte die Förderung besonders wertvoll sein. Heuer stehen insgesamt 5,3 Millionen Euro zur Verfügung, wie das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kunst in der vergangenen Woche bekannt gegeben hat. Beim Freisinger Stadtmuseum überlegt man, sich für eine Förderung zu bewerben. "Für die Einrichtung und Neugestaltung des Museums wäre das sehr hilfreich", sagt Museumsleiterin Ulrike Götz.

Aktuell wird das Asamgebäude, wo das Stadtmuseum seine Heimat hat, renoviert - derweil sind die Objekte auf verschiedene Standorte verteilt, das Museum beteiligt sich an Ausstellungen und organisiert einzelne Vorträge. Schon im Jahr 2015 erhielt das Stadtmuseum 10 000 Euro aus dem Kulturfonds, wie Götz berichtet, damals für eine Ausstellung zu Schützenscheiben. Es handle sich um "kostbare, kulturgeschichtliche Aspekte", so Götz, "und sie sind wie eine Chronik der Freisinger Geschichte."

Auch das Modern Studio will in diesem Jahr einen Zuschuss aus dem Kulturfonds beantragen. Vor einigen Jahren habe man das schon einmal versucht, allerdings nichts bekommen, so Koch. Mit welchem Projekt man sich bewerben werde, müsse man noch prüfen. "Aber mit dem Literarischen Herbst haben wir eigentlich ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal", glaubt sie.

Das Freisinger Landratsamt dagegen hat noch nie einen Zuschuss aus dem bayerischen Kulturfonds beantragt. Der Landkreis vergibt jedes Jahr den Jugendkulturpreis sowie jedes zweite Jahr den Kulturpreis. Auch in diesem Jahr sei nicht geplant, sich um eine solche Förderung zu bemühen, so Pressesprecherin Eva Zimmerhof. Auch bei der Stadt Freising ist abgesehen vom Stadtmuseum aktuell nicht geplant, sich um einen Zuschuss zu bewerben: "Es deutet einiges darauf hin, dass besondere Projekte gefördert werden, nicht so sehr der alltägliche Kulturbetrieb", glaubt Ingo Bartha vom Referat für Kultur und Tourismus. Wann Veranstaltungen des Kulturamts wieder stattfinden könnten, sei aber derzeit "völlig unklar".

Beim Europäischen Künstlerhaus Schafhof hat man schon vier Mal Geld aus dem Kulturfonds bekommen, wie Eike Berg, Leiter der Einrichtung, berichtet. Hier seien aufwendige Ausstellungen gefördert worden - "Projekte, die über normale Ausstellungen hinausgehen", wie er sagt. Man bewerbe sich, "wenn die Ausstellung von Bedeutung für die bayerische Kultur ist", so Berg - und über den einzelnen Ort hinaus interessant sei. Durch das höhere Budget könne man die Ausstellung wiederum aufwendiger gestalten. Ob sich der Schafhof in diesem Jahr um einen Zuschuss bewerben wird, weiß Berg noch nicht. Es sei noch nicht endgültig geklärt, welche Ausstellungen stattfinden, sagt er, danach richte sich die Entscheidung. Die vorübergehende Schließung des Künstlerhauses sei zuletzt vor allem für die Künstler schwierig gewesen, berichtet er. Weil der Eintritt frei ist, seien der Einrichtung selbst keine Einnahmen entgangen. Während dieser Zeit hat es per Videostream regelmäßig Gespräche mit Künstlern gegeben, die live im Internet übertragen wurden. "Kunst und Kultur ist ein Grundbedürfnis", findet Berg.

Von 19. Mai an kann das dann wieder mit persönlichen Besuchen befriedigt werden: Die Ausstellung "Fokus Europa I" wird verlängert, sie gibt einen Einblick in das künstlerische Schaffen aus verschiedenen Kulturen. Derzeit erstelle man dafür das entsprechende Schutz- und Hygienekonzept, so Berg.

Träger von kulturellen Projekten können sich bis zum 1. Oktober 2020 um einen Zuschuss aus dem bayerischen Kulturfonds bewerben. Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.

© SZ vom 16.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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