Süddeutsche Zeitung

Trockenheit in Freising:Deutlicher Hinweis auf den Klimawandel

Der Winter ist bisher außergewöhnlich mild. Bleibt es so trocken, bereitet das der Forst - und Landwirtschaft Probleme: Die Böden trocknen aus, damit steigt die Waldbrandgefahr erheblich.

Von Nadja Tausche, Freising

Es wird wärmer. Im Dezember lag die Lufttemperatur in Freising etwa drei Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Nicht nur der Winter ist bisher ungewöhnlich mild: Das ganze Jahr 2019 war in Bayern das drittwärmste seit 1881. Das geht aus Angaben der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft mit Sitz in Freising hervor. Problematisch werden die höheren Temperaturen vor allem im Sommer. Anschaulich gesehen hat man das 2018: Wegen des Hitzesommers mussten Landwirte hohe Ernteeinbußen hinnehmen, der Bund hat für die Schäden Millionen als Ausgleich bereitgestellt.

Ob der bisher außergewöhnlich milde Winter darauf hindeutet, dass es auch im kommenden Sommer zu trocken bleibt, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es könne im Frühjahr noch zu ergiebigen Niederschlägen kommen, sagt Lothar Zimmermann von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft: Entscheidend sei der Füllstand der Bodenwasserspeicher zu Beginn der Vegetationsperiode Anfang Mai. Aber auch bei hohem Füllstand müsse es den Sommer über regelmäßig stärker regnen.

Trotzdem ändern manche Landwirte schon jetzt im Winter ihre Methoden, damit die Pflanzen später mehr Wasser haben, berichtet Johann Pleßl, Landwirt aus Neufahrn. Einige Landwirte säen seit einigen Jahren auch im Winter vermehrt Pflanzen auf den Feldern an, wie er berichtet - zum Beispiel Kleegras. Denn: "Ein durchwurzelter Boden kann Wasser besser halten als ein kahler." Pleßl findet: "Da muss man als Landwirt mittlerweile ein gewisses Management betreiben." Ansonsten könne man aber im Winter nicht viel machen: Jetzt schon die Felder zu bewässern, mache keinen Sinn. Auch Pleßl hatte 2018 einen deutlich niedrigeren Ertrag als im Jahr davor. Die kritische Phase ist dabei aber anders als oft angenommen nicht der Hochsommer. Entscheidend für das Getreide sei der Frühling: "Wenn die Pflanzen in die Höhe wachsen, brauchen sie einfach Wasser", so Pleßl. Wenn es im Juli nicht regne, sei das für Getreide kein großes Problem - anders als für Mais und Soja, die auch im Sommer noch einiges an Wasser bräuchten.

In einem trockenen Sommer brennt es in der Region deutlich häufiger

Klar ist: Wenn es warm ist, gibt es vermehrt Waldbrände. Das hat sich auch 2018 gezeigt, Zimmermann hat dazu Zahlen: "2018 betrug die Waldbrandfläche in Bayern 113 Hektar, 2010 bis 2017 betrug die jährliche Waldbrandfläche 43 Hektar", berichtet er. Das sei im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands zwar wenig. Trotzdem brannte es im Jahr 2018 in Bayern insgesamt 132 Mal - fast doppelt so oft wie in den Jahren zuvor im Durchschnitt. Große Waldbrände konnten dabei aber vermieden werden, so Zimmermann.

Für den Landkreis Freising bestätigt das Florian Wöhrl, Pressesprecher der Freisinger Feuerwehr. "Die Gefahr für große Waldbrände ist bei uns in der Region eher gering", sagt er. Dass es auch in einem heißen Sommer wahrscheinlich nicht zu Riesenbränden kommt wie sie seit Monaten in Australien wüten, liege unter anderem am Mischwald: "Der ist wesentlich robuster gegen Waldbrand." Deutlich gefährlicher sind hierzulande laut Wöhrl sogenannte Vegetationsbrände: Also zum Beispiel ein Feld, das zum Brennen anfängt, weil ein Erntefahrzeug in Flammen aufgeht. "Das kommt schon vor", sagt Wöhrl, wenn im Einsatzgebiet der Freisinger Feuerwehr auch eher selten. Besonders riskant ist auch hier nicht der Sommer: "Die Waldbrandgefahr ist im Frühjahr höher als im Sommer."

Das liegt daran, dass die Bäume im Frühjahr noch kein dichtes Kronendach ausgebildet haben, auch am Boden wächst noch nicht viel. "So kann die Sonnenstrahlung den Waldboden gut austrocknen", erklärt Zimmermann. Auf dem Boden lägen außerdem trockene und damit leicht brennbare Zweige - "kombiniert mit viel altem, vertrockneten Gras." Auch wenn es nicht brennt, schadet Trockenheit den Wäldern. So sind 2018 in Nordbayern laut Zimmermann vermehrt Kiefern und Buchen abgestorben, überall in Bayern haben sich Forstschädlinge wie der Borkenkäfer massenhaft vermehrt.

Das veränderte Klima ist laut Zimmermann eindeutig eine Folge des Klimawandels

Hängen die milden Temperaturen in diesem Winter und im Sommer 2018 nun mit dem Klimawandel zusammen - oder ist eine trockene Saison ab und zu normal? Glaubt man Zimmermann, ist die Sache recht eindeutig. Zwar habe es auch früher einzelne heiße trockene Sommer gegeben. Aber, so sagt er: "Die Häufung von Jahrhundertsommern in den letzten 20 Jahren mit bisher noch nie gemessenen Lufttemperaturen sowie lang anhaltender Trockenheit, besonders extrem 2018, ist neu." Auch zwei "Ausnahmesommer" wie die von 2018 und 2019 seien "ein deutlicher Hinweis auf den Klimawandel, der sich in solchen Witterungsextremen zeigt."

Der Landkreis Freising hat dabei zumindest in Sachen Regen mehr Glück als andere Regionen Bayerns. Während der Niederschlag im Dezember 2019 bayernweit um rund ein Fünftel unter dem langjährigen Mittel lag, blieb er in Freising ziemlich genau im Durchschnitt. "Häufig haben wir hier im Landkreis Freising auch Böden mit mittlerer bis hoher Speicherkapazität, so dass die Niederschläge gut zwischengespeichert werden können", sagt Zimmermann.

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SZ vom 16.01.2020/lada
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