Klimademo in Freising:"Macht endlich euren Job!"

Klimademo in Freising: Am weltweiten Klima-Protesttag gingen auch in Freising Menschen auf die Straße, insgesamt 1800 - ein Rekord

Am weltweiten Klima-Protesttag gingen auch in Freising Menschen auf die Straße, insgesamt 1800 - ein Rekord

(Foto: Marco Einfeldt)

1800 Menschen demonstrieren am Freitag in Freising für mehr Klimaschutz. Redner kritisieren kurzlebige Billigmode, fordern besseren öffentlichen Nahverkehr, fairen Handel und Verbot von Einwegplastik.

Von Thilo Schröder, Freising

Die Freisinger Demo von Fridays for Future (FFF) hat mindestens zwei Rekorde aufgestellt: 1800 Menschen sind am Freitag für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen, fast doppelt so viele wie bei der bislang größten Auftaktdemonstration. Das bestätigten sowohl die Veranstalter als auch die Polizei. Außerdem war es die "längste angemeldete Demo bis jetzt", sagte FFF-Pressesprecherin Klara Wrusch. Zweieinhalb Stunden wurde friedlich demonstriert, dieses Mal nicht nur vom Kriegerdenkmal zum Bahnhof und über die Saarstraße zurück, sondern weiter bis zur Kammergasse, über die Amtsgerichtgasse und den Marienplatz.

Die Demonstration war Teil eines globalen Klimastreiks unter dem Motto "Global denken, lokal handeln". In 150 Ländern gingen die Menschen auf die Straße, allein in Deutschland bei knapp 600 Veranstaltungen. Zeitgleich tagte das Klimakabinett in Berlin, am Wochenende kommen die Vereinten Nationen in New York zum Klimagipfel zusammen. Die Verschränkung von globaler und lokaler Ebene spiegelte sich auch in Freising wider.

Die Polizei sperrt kurzfristig Straßen, weil deutlich mehr demonstrieren

Um halb zwölf, eine halbe Stunde vor Beginn der Demonstration, ist der Platz am Kriegerdenkmal bereits fast voll. Aus der Ziegelgasse und der Wippenhauser Straße nähern sich größere Schülergruppen. Mehrere Schulen unterstützen die Veranstaltung. Am Josef-Hofmiller-Gymnasium gab es vormittags einen Klimaaktionstag, das Camerloher-Gymnasium und das Dom-Gymnasium entließen ihre Schüler früher vom schulinternen Wandertag. Gegen zwölf Uhr sperrt die Polizei die umliegenden Straßen, inzwischen voller Menschen. Aus der Situation heraus habe man sich dazu entschlossen, wie Sprecher Ernst Neuner später sagt. Denn angemeldet waren nur 1000 Demonstranten.

"Heute werden viele Weichen gestellt, wir wollen endlich Ergebnisse sehen", sagt Sarah Manza zu Beginn. "Wenn ich mir unsere Regierung so anschaue, was haben wir bekommen? Ein Foto von Markus Söder, der einen Baum umarmt. Wir wollen, dass ihr endlich euren Job macht!" Es sind verschiedene Experten geladen, die Kurzvorträge halten. "Jeder muss Ahnung haben, ihr müsst die Leute da draußen überzeugen, mit stichhaltigen Argumenten", sagt Manza. Das Publikum applaudiert.

"Das sind keine Extrem-Forderungen, das muss die Politik kapieren", sagt eine Schülerin

Die Redner sprechen von der erdrückenden wissenschaftlichen Bestätigung des menschengemachten Klimawandels, von einer "Alternativlosigkeit", wie Alois Heißenhuber, TUM-Professor im Ruhestand, sagt und damit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) parodiert. Er kritisiert Fast Fashion, also kurzlebige Billigmode, einen unfairen Handel, Freihandelsabkommen, die nicht einklagbare Klimaschutzkapitel enthielten. "Freiwilligkeit ist gut, aber es braucht auch Gesetze. Da sind wir dann bei der CO₂-Bepreisung", sagt er.

Die Demonstration ist bunt gemischt. Da sind Schülerinnen, wie die 17-jährige Helen McNeilly und die 18-jährige Luise Bauer von der FOS/BOS. Sie wollen zeigen, "dass Klimaschutz wichtig ist, dass es keine Extremforderungen sind, damit die Politik das kapiert. Es gibt ja Beweise dafür". Da sind Rentnerinnen wie Annelie Schwarz, die 75-Jährige betont: "Wir kämpfen schon seit 30 Jahren für dasselbe. Und auch, wenn das Lebensende absehbar ist, ist es wichtig, sich für einen lebenswerten Planeten einzusetzen."

Die Veranstalter arbeiten an Freising-Forderungen, wollen aber auch das große Ganze im Blick behalten

Da sind Väter wie Oktay Degirmenci mit Tochter Pauline. Sie wollen "den Verantwortlichen Druck machen", sagt der 51-Jährige. Ein Verbot von Einwegplastik, ein besserer ÖPNV, ein Fairer Handel zählen sie auf. "Dinge, die eigentlich auf der Hand liegen", sagt die 16-jährige Pauline. Da sind Wissenschaftler wie Matthias Drösler, Professor für Vegetationsökologie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er und seine Mitarbeiter hätten für die Demoteilnahme von der Hochschule freibekommen, sagt der 55-Jährige. Da sind Passanten wie Alexandra Grahl, die den Demozug vom Bürgersteig aus beobachtet. "Super" fände sie das, sagt die 48-Jährige. "Es ist schön, dass die Jungen endlich wieder Position beziehen." Mitlaufen würde sie heute nicht mehr, das habe sie früher, etwa beim Protest gegen die dritte Startbahn in Frankfurt getan. "Wichtig ist ja, dass man Position bezieht", betont sie noch einmal.

Über die Zusammensetzung der Demonstranten freuen sich die Veranstalter. "Ich bin froh, dass der Schulterschluss zwischen Jungen und Alten geklappt hat", sagt Klara Wrusch. "Das gibt mir Hoffnung." Für Freising arbeite man derzeit an Forderungen, unter anderem für ein Mobilitätskonzept. Heute stehe aber das Überregionale im Fokus: "Man darf nicht das große Bild aus den Augen verlieren."

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