Süddeutsche Zeitung

Kitas in Freising in der Corona-Krise:Das Geld reicht nicht

Viele private Kitas und Einrichtungen in freier Trägerschaft stehen vor finanziellen Problemen und könnten gezwungen sein aufzugeben. Beim BRK Freising hofft man auf die Unterstützung durch die Kommunen.

Von Gudrun Regelein und Alexandra Vettori, Freising

Es hört sich zunächst nach viel Geld an: Mit 170 Millionen Euro springt der Freistaat in die Bresche und übernimmt für drei Monate die Elterngebühren für die Kindertagesstätten. Denn die Einrichtungen sind seit Mitte März wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus geschlossen und bieten nur noch eine Notbetreuung. Die meisten Eltern hüten ihre Kinder selbst, müssen aber weiter bezahlen. Als die Proteste immer lauter wurden, beschloss die bayerische Landesregierung einen finanziellen Ausgleich.

Mittlerweile aber kommt Kritik von den Trägern der Kindertagesstätten. Denn die pauschalen Zuschüsse, die nach jetzigem Stand für die Monate April bis Juni vom Staat gezahlt werden, reichen offenbar nicht aus. So gibt es für ein Kindergartenkind neben der bisherigen Förderung zusätzliche 50 Euro im Monat, für ein Krippenkind 300 Euro, für die Tagespflege 200 und für ein Hortkind 100 Euro. Das aber, so monieren private Träger, deckt die tatsächlichen Kosten in vielen Fällen nicht ab.

Die SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Sozialausschusses, Doris Rauscher, hat deshalb vergangene Woche Alarm geschlagen. "Rund ein Viertel der privaten Kitas und Einrichtungen in freier Trägerschaft könnten wegen Geldproblemen gezwungen sein, aufzugeben", so ihre Befürchtung. Sie fordert deshalb einen kostentragenden Ausgleich.

Der Träger muss sich an die Gemeinde richten, schreibt das zuständige Ministerium

Im Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales dagegen verweist man darauf, dass sich die pauschalen Erstattungsbeträge an den "Erfahrungswerten für moderate und angemessene Elternbeiträge" orientieren. "Das Konzept wurde von den Kommunalen Spitzenverbänden und der Freien Wohlfahrtspflege einhellig begrüßt und mitgetragen", heißt es auf die Anfrage der SZ. Zusätzlich zu den Pauschalen gebe es auch weiter die gesetzliche Betriebskostenförderung nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz. Außerdem sei Kinderbetreuung in Bayern Aufgabe der Kommunen. Bleiben Defizite, "muss sich der Träger grundsätzlich an die jeweilige Gemeinde richten".

Das aber sieht man wohl nicht in jedem Rathaus so. Aus Neufahrn heißt es, mit den Pauschalen würden die Einnahmeausfälle nicht vollständig aufgefangen. Um das tatsächliche Defizit auszugleichen, wären nach Berechnungen der Gemeindeverwaltung zusätzlich zu den bereits genehmigten 18 000 Euro weitere 88 000 Euro nötig. Das sei eine freiwillige Leistung der Gemeinde, die während einer Haushaltssperre "kritisch zu beurteilen" seien.

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Freising ist Träger von einem Kindergarten und vier Krippen, zwei davon in Neufahrn. BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl wartet noch auf die Entscheidung, ob die Gemeinde das Defizit übernimmt. Söhl hofft das, denn sonst würde ihm für die drei Monate ein Minus von etwa 18 000 Euro entstehen. "Das ist schon viel Geld", sagt er. Immerhin hat er für die Krippe in Hallbergmoos von der Gemeinde bereits die Zusage für eine Kostenerstattung, auch für die Krippe am Flughafen müsse nicht das BRK das Minus tragen. Im Kindergartenbereich dagegen gehe die Rechnung auf, sagt er. Da decken die Pauschalen, die der Freistaat für April bis Juni zahlt, die Kosten ab. "Wir hoffen auf eine Null", sagt Sarah Putzhammer vom Freisinger Verein "Brummkreisel". Die Kita besuchen 45 Kinder, darunter sind etwa sieben, die unter drei Jahre alt sind. Mit den relativ hohen Pauschalen für diese Krippenkinder müsse das klappen, sagt Putzhammer. Die meisten Familien, deren Kind den Kindergarten besuchen, müssen im Monat nämlich nur knapp 70 Euro bezahlen, also nur 20 Euro mehr, als durch die Pauschale gedeckt werde. "Dieser Differenzbetrag wird hoffentlich durch die hohe Krippen-Pauschale ausgeglichen", sagt Putzhammer. "Eine totale Katastrophe zumindest wird es für uns nicht werden."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4911677
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.05.2020/nta
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.