Freisinger Jugendstadtrat:"Es bringt immer etwas, sich zu engagieren"

Philomena Böhme

Philomena Böhme, 19, setzt sich politisch dafür ein, in ihrer Geburts- und Heimatstadt Freising Positives für junge Leute zu bewegen.

(Foto: Lukas Barth)

Als Vorsitzende des Freisinger Jugendstadtrats will Philomena Böhme mit ihren Mitstreitern nicht lamentieren, sondern was verändern. Sie meint, es sei wichtig, schon früh politisch aktiv zu werden und mitzubestimmen.

Interview von Nadja Tausche, Freising

Philomena Böhme, 19, ist Vorsitzende des Jugendstadtrats in Freising. Im Interview erzählt sie, was das Gremium für die Stadt erreicht hat - und ob die Jugend gerade politisch wird.

Was ist das Ziel des Jugendstadtrats?

Er soll Politik für Jugendliche greifbar machen und ihnen die Möglichkeit geben, in ihrer Stadt mitzubestimmen. Der Jugendstadtrat ist eine Möglichkeit, sich in der Politik zu engagieren, aber ohne diese trockenen Sitzungen - wie sie ja manchmal sind. Wir haben noch nicht diese starren Strukturen, an die wir uns halten müssen.

Warum ist es wichtig, dass sich junge Leute in ihrer Stadt engagieren?

Gerade in der heutigen Zeit, wo sich viel verändert, finde ich, dass wir früh anfangen müssen uns zu engagieren: Damit es uns weiterhin so gut geht. Und damit die Politik demokratisch bleibt. Man sollte sich nicht nur beschweren, sondern selbst mitbestimmen und so etwas verändern.

Was haben Sie im Jugendstadtrat zum Beispiel schon verändert?

Unser erstes großes Projekt war die Unterführung am Bahnposten 15, bei der wir die Wände gestaltet haben. Außerdem organisieren wir seit einigen Monaten den Senioren-Smartphone-Kurs, da kommen einmal im Monat Senioren mit ganz unterschiedlichen Themen: Manche fragen, wie ihr Handy angeht - andere wollen wissen, wie man die I-Cloud einrichtet. Die Senioren sind da sehr dankbar. Ein anderes Projekt: Wir haben schon zwei Mal die "Party on Ice" organisiert, mit Musik, Licht und einer Nebelmaschine. Wir haben auch einen Antrag gestellt, in der neuen Eishalle dauerhaft Licht dafür zu montieren.

Sie sagen, Sie haben einen Antrag gestellt. Kann der Jugendstadtrat Dinge bindend entscheiden?

Wir sind angebunden an den Agenda-21-Sozialbeirat. Wenn wir ein größeres Projekt machen, stellen wir dort unser Konzept vor und beantragen Geld.

In Freising hört man immer wieder die Kritik, es gebe zu wenig Ausgehmöglichkeiten für junge Leute. Macht der Jugendstadtrat da etwas dagegen?

Wir haben das Thema schon in mehreren Sitzungen diskutiert, auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat sich dafür schon mit uns zusammengesetzt. Das Schwierige ist, einen Clubbesitzer zu finden, der sich hier ansiedelt. Wenn es jemanden gäbe, könnte man überlegen, wie man ihm unter die Arme greift - etwa eine neue Buslinie anlegen. Aber solange niemand kommt, ist es für uns schwer, etwas zu verändern.

Man hat das Gefühl, dass die Jugend sich im Moment politisiert, etwa durch die Fridays-for-future-Demonstrationen. Wie sehen Sie das?

Ich engagiere mich selbst politisch und habe in meinem Umfeld schon das Gefühl, dass viele Leute etwas tun. Aber wenn ich aus meinem Umfeld rausgehe, ist das anders. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Engagement durch die Fridays-for-future-Streiks mehr geworden ist - aber ich könnte mir auch vorstellen, dass das jetzt einfach mehr Menschen sehen, weil die Leute auf die Straße gehen. Das ist eben sichtbarer als ein Jugendstadtrat, der im Rathaus sitzt.

Die Jugendlichen werden auch immer wieder zurückgepfiffen. Die Urheberrechtsreform etwa wurde beschlossen, obwohl junge Leute in Massen dagegen auf die Straße gegangen sind. Haben Sie das Gefühl, dass die Politik die jungen Leute überhaupt hört - dass es etwas bringt, sich zu engagieren?

Ich bin der Meinung, dass es immer etwas bringt, sich zu engagieren. Ich weiß nicht, ob es die Auswirkungen hat, die sich die Jugendlichen wünschen - aber man setzt ein Zeichen, man zeigt anderen Leuten, was einem wichtig ist. Man kann dadurch vielleicht mehr Leute dafür begeistern. Und je mehr Leute dabei sind, desto eher muss die Politik etwas tun. Dass wir auf die Straße gehen und unsere Meinung frei äußern dürfen, ist ein Zeichen für Demokratie. Und so kann die Politik später nicht sagen: Ihr habt ja nichts gesagt.

Rennen Sie in Freising auch manchmal gegen Wände?

Von Seiten der Stadt sind wir noch nicht gegen Wände gelaufen. Wir werden unglaublich unterstützt und bekommen viel Rückhalt von der Stadt. Allerdings hatten wir bisher noch kein grundlegendes Problem. Wenn einen eine konkrete Sache stört, sollte man das offen ansprechen. Dann kann man sich politisch engagieren und das so ändern.

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