Süddeutsche Zeitung

Jugendkorbinian in Freising:Pilgern am Puls der Zeit

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Mitte November treffen sich junge Leute aus der gesamten Erzdiözese zur Jugendkorbinianswallfahrt. Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr ist das Thema Nachhaltigkeit

Von Nadja Tausche, Freising

Zwei Themen werden bei der Jugendkorbinianswallfahrt im November eine besondere Rolle spielen: Die Stichworte bei dem Treffen in Freising sind Nachhaltigkeit und Küssen. Zweiteres deshalb, weil das Motto in diesem Jahr "Wachgeküsst" lautet. Das sei hauptsächlich im übertragenen Sinn zu verstehen, sagt Claudia Hoffmann, Öffentlichkeitsreferentin beim Erzbischöflichen Jugendamt, im Sinne von "aufgeweckt zum Glauben". Das passiere bei Gläubigen zum Beispiel im Rahmen der Taufe, wo man "zum Kind Gottes" werde. Außerdem wolle man mit dem Motto darauf anspielen, dass man wach sein solle gegenüber den aktuellen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft.

Als eine dieser Entwicklungen kann man die Nachhaltigkeitsbewegung sehen, in deren Rahmen weltweit Schüler und mittlerweile auch andere Gruppen für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Das Thema wird sich bei der Wallfahrt an gleich mehreren Stellen widerspiegeln. "Wir wollen mit Jugendkorbinian am Puls der Zeit sein", erklärt Hoffmann. Dass man damit auf einen Trend aufspringt, sieht sie nicht so: "Wir kümmern uns schon lange um das Thema Nachhaltigkeit - und leben das auch", sagt sie. Es jetzt bei der Wallfahrt ins Programm aufzunehmen, ergebe sich automatisch: "Die jungen Leute bringen das mit." Auch engagiere sich unter anderem der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der "Fridays for future"-Bewegung.

Junge Menschen aus der gesamten Erzdiözese pilgern nach Freising

Die Jugendkorbinianswallfahrt gehört zu den größten Jugendwallfahrten Süddeutschlands. In diesem Jahr findet sie am Samstag, 16. November, statt. Bei der Veranstaltung pilgern junge Menschen aus der gesamten Erzdiözese nach Freising - viele zu Fuß, manche mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Vor Ort findet dann im Freisinger Dom ein Gottesdienst statt. Den feiert Kardinal Reinhard Marx, unterstützt wird er jedes Jahr von einem anderen katholischen Jugendverband - heuer ist es die Katholische Landjugendbewegung (KLJB). Anschließend geht es für das Korbinian-Festival in die Luitpoldanlage. Ein besonderer Programmpunkt ist dort in diesem Jahr die Kunstinstallation "Kiss Tower". Darunter könne man sich einen Holzturm vorstellen, erklärt Martina Weber, Referentin für Großveranstaltungen beim Erzbischöflichen Jugendamt: Durch eine Art Guckloch können Besucher ins Innere des Turms schauen und sehen dort Videos von Kussszenen. Außerdem werde es einen "Weg des wachgeküsst Werdens" geben, erzählt Weber. Dort leiten Pflastersteine den Weg der Besucher - "aber statt auf Rasen geht man durch Plastikmüll".

Der Sinn dahinter sei, das Motto "Wachgeküsst" in übertragenem Sinne zu vermitteln: Man müsse sich Probleme bewusst machen und andere aufrütteln. Glaube heiße auch, etwas bewegen zu wollen, so die Referentin. An Zäunen am Rande des Weges sollen Besucher Informationen zu Nachhaltigkeit und Plastikmüll finden. Nicht bei allen Programmpunkten des Festivals sieht man auf den ersten Blick die Verbindung zu Gott. Weber sagt, der Glaube sei zwar immer mit dabei - "aber er ist nicht immer offensichtlich." So gibt es in der Aktiv-Area eine Kletterwand, in der Motto-Area geht es um Inklusion und soziale Gerechtigkeit und auf einem "Energie-Radl" können Sportliche ihr Handy mit selbst produziertem Strom aufladen.

Die Korbinianswallfahrt findet heuer zum 77. Mal statt. Organisiert wird sie vom Erzbischöflichen Jugendamt München und Freising und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend München und Freising. Erst zum dritten Mal feiern die jungen Leute das Festival in der Luitpoldanlage. Dort gibt es neben den Programmpunkten auch Musik zu hören, heuer tritt unter anderem die Traunsteiner Band Heischneida auf. Im vergangenen Jahr haben am Korbinian-Festival rund 2500 Jugendliche teilgenommen, Alkohol und Zigaretten sind auf dem Festivalgelände verboten.

Wer an der Wallfahrt teilnehmen möchte, kann sich unter jugendkorbinian.de über die Angebote informieren.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2019
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