Süddeutsche Zeitung

Nadelöhr auf dem Weg zum Flughafen:Breitere Isarbrücke in der Diskussion

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Der Freisinger Planungsausschuss hat sich einmal mehr mit dem Knotenpunkt FS44/45 befasst - er unterstützt den Landkreis dabei, die Anbindung der Westtangente vierspurig zu planen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Im Süden der Stadt Freising wird möglicherweise doch eine neue Brücke über die Isar gebaut. Der Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats hat sich am Mittwoch einmal mehr mit der künftigen Form des Knotenpunktes FS 44/45 beschäftigt und mit 8:6 Stimmen einer Liste veränderter Rahmenbedingungen zugestimmt, die ein breiteres Brückenbauwerk in den Isarauen unabdingbar machen. Der Landkreis Freising soll nun gebeten werden, den Bereich entsprechend neu zu überplanen. Der Landkreis ist bei diesem Projekt Baulastträger. Die Stadt Freising ist an den Planungskosten mit 30 Prozent beteiligt.

Dass die künftige Westtangente an der derzeit nur zweispurigen "Schlüterbrücke" über die Isar auf eine Art Flaschenhals trifft und ein Dauerstau dort programmiert ist, lässt sich zu Spitzenzeiten im Straßenverkehr schon jetzt feststellen. Häufig kritisiert wurde in der Vergangenheit auch, dass die schmale Brücke für Radfahrer und Fußgänger wenig attraktiv, teilweise sogar gefährlich ist. Doch weil eine Verbreiterung einen erheblichen Eingriff in die als FFH-Gebiet geschützten Isarauen bedeuten würde, hatten Stadt und Landkreis lange auf eine andere Möglichkeit zur Verbesserung des Knotenpunktes gesetzt: den sogenannten Turbokreisel, der, ein Stück weit Richtung Lerchenfeld situiert, die Verkehrsströme vor allem Richtung Flughafen aufnehmen sollte.

Weil aber auch dieser Turbokreisel unter anderem mit einem enormen Flächenverbrauch einhergegangen wäre, landwirtschaftliche Flächen zerschnitten hätte und außerdem die Fuß- und Radwegverbindung entlang des Südrings zur Schlüterbrücke fehlen würde, hatte der Planungsausschuss des Stadtrats seine Zustimmung im Mai 2018 zunächst vertagt. Das Landratsamt hatte dann im Oktober 2019 wissen lassen, dass die Verkehrsuntersuchung für den Knotenpunkt überarbeitet werden solle - auf der Grundlage eines fortgeschriebenen Verkehrsmodells 2035 mit Erhebungen aus den Jahren 2018 und 2019.

Bis 2035 fließt wohl mehr Verkehr

Die Ergebnisse dieser überarbeiteten Verkehrsuntersuchung zeigten eine Erhöhung der Verkehrsprognosen für 2035, sagte Rüdiger Jürgens, der das Bau- und Planungsreferat der Stadt leitet, am Mittwoch im Planungsausschuss, was auch die Grundlage für die neuen Rahmenbedingungen bilde. Kurz zusammengefasst geht man nun davon aus, dass alle Arme des Knotenpunktes, also der Südring, die Straße Richtung Flughafen und eben auch die Querung der Isar vierspurig werden müssen. Damit aber ist eine Verbreiterung der Schlüterbrücke unausweichlich.

Allerdings müsse vor weiteren Planungen zunächst der notwendige Eingriff in das FFH-Gebiet geprüft werden, räumte Jürgens ein, dies solle im kommenden Frühjahr beginnen und Anfang 2022 abgeschlossen sein. Kritik kam vor allem von Manfred Drobny (Grüne), der nicht nur Umweltreferent des Stadtrats, sondern auch Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz ist. Hier werde nur "der Teufel gegen den Beezlebub getauscht", sagte er mit Blick auf den ebenfalls ungeliebten Turbokreisel.

Die Kritik: Wieder viel Geld für den Autoverkehr

Für ihn sei eine Planrechtfertigung für das Brückenbauwerk schon deshalb nicht gegeben, weil in der Verkehrsprognose noch die Fertigstellung einer dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen enthalten sei, die aber ja auf absehbare Zeit nicht gebaut werde. Zudem werde das Projekt insgesamt sicher wieder "einen guten zweistelligen Millionenbetrag" kosten. "Wir sollten uns gut überlegen, ob wir wieder so viel Geld ausgeben, um den Autoverkehr zu fördern oder ob man das nicht lieber in andere Verkehrsprojekte stecken sollte". Die von Jürgens genannte faunistischen Untersuchung werde im Fall eines Eingriffs in ein FFH-Gebiet sicher nicht ausreichen, gab er weiter zu bedenken. "Die Hürden sind da sehr hoch, ich habe große Zweifel, dass das funktioniert."

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Maria Lintl (FSM) wiesen darauf hin, dass man mit dem Ausbau der Brücke jetzt konsequenterweise nur das letzte Stück des Ringschlusses aus Nordostumfahrung und Westtangente um Freising Richtung Flughafen plane. "Das macht doch keinen Sinn sonst", sagte Lintl.

Emilia Kirner (ÖDP) forderte, die komplette Planung auf Eis zu legen und erinnerte an die Haushaltsberatungen in der Stadt Freising. "Das kostet wieder sehr viel Geld und wir müssen eigentlich sparen", appellierte sie: "Bei diesem Projekt kann man anders als bei anderen jetzt noch die Reißleine ziehen." Die Mehrheit im Ausschuss folgte diesem Aufruf am Ende nicht und sprach sich für die neue Überplanung des Knotenpunktes mit der vierspurigen Querung der Isar aus. Robert Weller bat darum, sich beim Landratsamt dafür einzusetzen, dass auch die Anregung der Freien Wähler, den Knotenpunkt gleich höhenfrei, also ohne Ampel zu bauen, mit geprüft werde. Eschenbacher sicherte das zu.

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