Kinderbuch über Ruth Bader Ginsburg:Lektüre der besonderen Art

Kinderbuch über Ruth Bader Ginsburg: Sie liest gerne und sie will Kindern auf unterhaltsame Weise das Leben interessanter Frauen näher bringen: Julia Christof stellt in einem neuen Buch die vor kurzem verstorbene US-Richterin Ruth Bader Ginsburg vor, weitere Porträts sollen schon bald folgen.

Sie liest gerne und sie will Kindern auf unterhaltsame Weise das Leben interessanter Frauen näher bringen: Julia Christof stellt in einem neuen Buch die vor kurzem verstorbene US-Richterin Ruth Bader Ginsburg vor, weitere Porträts sollen schon bald folgen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Julia Christof hat mit Heike Wolter und Bettina Springer-Ferazin das erstaunliche Leben der Richterin Ruth Bader Ginsburg als Kinderbuch herausgebracht. In einer ganzen Reihe über starke Frauen soll es als nächstes um Kanzlerin Angela Merkel gehen.

Interview von Sara Livadas, Freising

Die gebürtige Freisingerin und angehende Gymnasiallehrerin Julia Christof, die Historikerin Heike Wolter und die angehende Mediengestalterin Bettina Springer-Ferazin haben vor kurzem ein besonderes Kinderbuch herausgebracht. Sie recherchierten das Leben von Ruth Bader Ginsburg: Sie starb im September 2020 und war bis zuletzt Richterin am Obersten Gerichtshof der USA. Im Interview mit der Freisinger SZ erzählt Christof von der spannenden Entwicklung des Projekts.

SZ: Sie haben zusammen mit Heike Wolter und Bettina Springer-Ferazin das Kinderbuch "Ruth Bader Ginsburg. Richterin für Gerechtigkeit" herausgebracht. Wie kam es dazu?

Julia Christof: Mit meiner Chefin Heike Wolter habe ich bereits an der Abteilung für Fachdidaktik an der Universität Regensburg bei einigen Sachen zusammengearbeitet. Wir sind auch beide sehr an starken Frauen und Frauenbildern interessiert und Ruth Bader Ginsburg ist mir sehr früh aufgefallen, weil Englisch mein zweites Fach ist. Dadurch interessiere ich mich besonders für die Politik und den Wahlkampf in den USA, gerade hier kam ja auch das Thema Ruth Bader Ginsburg immer wieder auf. Als sie dann verstorben ist, hat uns das ein bisschen mitgenommen und wir haben uns überlegt, dass man darüber einfach etwas machen muss.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Kinderbuch daraus zu machen?

Bei unserer Recherche haben wir herausgefunden, dass es darüber noch kein deutschsprachiges Kinderbuch gibt und so hat sich das Projekt ergeben. Heike Wolter hat selber fünf Kinder und kennt sich also mit Kinderbüchern aus. Und ich habe mir überlegt, dass ich es super spannend fände, solche, teilweise auch schwierigen Fakten, so aufzubereiten, dass auch Kinder sie verstehen können. Ich bin selbst eine richtige Leseratte und glaube, dass es Kindern gefällt, wenn sie nicht nur Sachen lesen, die sich jemand ausgedacht hat, sondern auch welche, die wirklich passiert sind. Vielleicht kann man dann sogar ein bisschen mit seinen Eltern mitreden, was so in der Welt geschieht.

Das Buch enthält auch Fragen und Aufgabenstellungen, die die jungen Leser zum Weiterdenken anregen sollen. Wie ergab sich diese pädagogische Komponente?

Das kommt wahrscheinlich von dem Lehrerdasein und aus Heike Wolters Bereich der Fachdidaktik. Ich finde es schön, wenn man zusätzlich noch über den Tellerrand hinausschaut. Dass man nicht nur das Buch liest, sondern eben selber weiterdenkt. Wie ist das zum Beispiel bei mir zu Hause? Es gibt ein Kapitel, in dem wir das Eheleben von Ruth und Martin Ginsburg näher beleuchten. Die beiden sind nämlich schon damals sehr gleichberechtigt miteinander umgegangen, auch was die Aufgaben im Haushalt anging. Die "Forschungsaufgabe" ist dann, dass man selber nachdenken soll, wie das eigentlich in der eigenen Familie abläuft. Welche Dinge übernimmt der Vater, die Mutter oder man selbst? Gibt es andere Familienkonstellationen? Dass man das einfach ein wenig hinterfragt. Ich habe bereits im Unterricht gemerkt, dass Kinder und Jugendliche, egal welchen Alters, super neugierig sind. Dass man ihnen nicht nur immer etwas vorsetzen muss, das schon fertig durchgekaut ist, sondern dass sie selber auch gerne forschen und recherchieren.

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

Konkret eigentlich gar nicht so lange, auch wenn wir das Thema schon lange vorher im Kopf hatten und uns seit den beiden Filmen 2018 intensiv mit ihr beschäftigt haben. Ruth Bader Ginsburg ist ja erst vor kurzem, am 18. September 2020, gestorben. Da kam das Thema konkret auf und dann ging alles relativ schnell. Wir haben uns zusammen hingesetzt und erst einmal recherchiert, in einige englischsprachige Biografien für Kinder und Erwachsene reingeschaut und uns die Filme über sie ausgeliehen. Zudem kann man zahlreiche Interviews mit ihr im Internet finden. Es gibt auch einen sehr schönen Dokumentarfilm über die Richterin, in dem sie selber viel spricht. Dann haben wir uns überlegt, was aus ihrem Leben definitiv im Buch enthalten sein sollte - so hat sich das entwickelt. Aber wir mussten natürlich auch noch überlegen, wer das Ganze malt. Wir sind nämlich beide nicht wirklich talentiert, was das Zeichnen angeht. Da hatte ich Glück, denn innerhalb meines Freundeskreises habe ich mit Bettina Springer-Ferazin eine Freundin, die wirklich sehr gut zeichnen kann. Eigentlich ist sie Archäologin, zeichnet also regulär Scherben bei einer Grabung. Aber sie war direkt Feuer und Flamme und hat uns gleich erste Skizzen zugeschickt, die uns sehr gefallen haben. Es hat einfach super gut mit uns dreien funktioniert.

Das Buch ist das Erste aus der Reihe "Starke Frauen" der Edition Riedenburg. Wie hat sich diese Reihe ergeben und sind Sie auch an anderen Bänden beteiligt?

Ja, das sind wir. Wir fänden es schade, wenn nur einmalig eine starke Frau beleuchtet würde. Innerhalb dieser Monate, in denen wir so intensiv an dem Buch gearbeitet haben, sind uns immer mehr Frauen eingefallen, über die man schreiben könnte. Jetzt haben wir auch schon eine relativ lange Liste und das nächste Buch steht bereits fest. Wir werden ein Buch über unsere Kanzlerin Angela Merkel schreiben. Das wollen wir nächstes Jahr rausbringen, was ja dann ganz gut als Resümee ihrer Kanzlerschaft passt. Es soll auch bei unserer Dreier-Kombination bleiben und ich glaube, dass wir eine ganz gute Mischung sind. Mit Heike Wolter habe ich schon bei vielen Sachen zusammengearbeitet und wir haben eine relativ ähnliche Arbeitsweise. Außerdem hat sie auch mehr Erfahrung auf diesem Gebiet als ich. Sie hat schon viele Bücher geschrieben und lektoriert. Dadurch haben wir einen großen Vorteil, weil sie weiß, wie es ablaufen muss. Und die Zeichnungen von Bettina Springer-Ferazin sind einfach toll, wir haben auch schon die ersten für das nächste Buch.

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