Süddeutsche Zeitung

Freisinger Innenstadt:Ziemlich teures Herzstück

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Trotz einer Kostensteigerung um 33 Prozent fasst der Planungsausschuss den Projektbeschluss für die Moosachöffnung

Von Kerstin Vogel, Freising

Das Projekt "Moosachöffnung" ist quasi das Herzstück bei der laufenden Neugestaltung der Freisinger Innenstadt, doch die Umsetzung ist nicht einfach - und sie ist teuer. War man bei der Genehmigung der Entwurfsplanung im Januar 2017 im Planungsausschuss des Stadtrats noch von 14,2 Millionen Euro ausgegangen, ist man inzwischen bei 19 Millionen angelangt, eine Kostensteigerung um etwa 33 Prozent. Trotz dieser "Anpassung", wie es Alois Spangler von der Stadtverwaltung nannte, hat der Ausschuss dem Stadtrat am Mittwoch empfohlen, den Bauabschnitt mit der Öffnung der Stadtmoosach endgültig zu beschließen. Die Ausschreibung soll noch im Herbst erfolgen, bauen will die Stadt dann von März 2020 bis Ende 2021, möglicherweise reicht die Bauzeit aber auch bis ins Jahr 2022 hinein, wie es am Mittwoch hieß.

Die Planung für diesen Bauabschnitt sieht - kurz gefasst - vor, den Bereich der Oberen Hauptstraße zwischen Karlwirtkreuzung und Schiedereck höhengleich und barrierefrei auszubauen. Verwendet wird auch hier das Natursteinpflaster aus Granit, das bereits in der Unteren Altstadt verlegt worden ist. Sitzelemente, Bäume und Fahrradständer sollen helfen, die Geschwindigkeit der Autofahrer im künftig verkehrsberuhigten Bereich zu verringern und die Aufenthaltsqualität für Fußgänger zu verbessern. Am Stadteingang vom Karlwirt her wird der Verlauf des ehemaligen Veitstors als "historische Spur" auf dem Boden abgebildet. Das Kriegerdenkmal wird in die Sichtachse der Oberen Hauptstraße versetzt und die Bushaltestellen in diesem Bereich werden optimiert.

Um die Stadtmoosach öffnen und trotzdem die Brandschutzvorgaben erfüllen zu können, wird der Bachlauf ein Stück nach Süden verschoben, so dass am Ende zu den Südfassaden immer mindestens drei Meter Abstand sind. Vorgesehen sind vier Öffnungen mit jeweils dazwischen liegenden Brücken, der Wasserlauf soll auf der gesamten Länge von breiten Sitzstufen und Treppen begleitet werden. Diskutiert wurde im Ausschuss noch einmal über das Geländer entlang der geöffneten Stadtmoosach, das nicht nur Robert Weller (Freie Wähler) zu massiv erscheint. Darüber, wie auch über die endgültige Gestaltung der Bushaltestellen soll im Stadtrat noch einmal gesprochen werden. Was die Kostensteigerung angeht, so möchten sich die meisten Ausschussmitglieder davon nicht die Freude über das Projekt verderben lassen. Das sei zwar "unangenehm", sagte etwa Finanzreferent Ulrich Vogl, aber derartige Kostensteigerungen seien derzeit auch im privaten Bereich zu beklagen - "und in der Innenstadt ist es für das, was man bekommt, durchaus angemessen".

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bekräftigte Vogls Einschätzung, dass "wir in Zeiten, in denen es uns finanziell gut geht, nachhaltig investieren müssen" und erinnerte an die Jahresrechnung 2018, die dem Finanzausschuss unlängst vorgelegt worden war - und aus der sich auch "eine Einnahmesteigerung um 100 Prozent" habe ablesen lassen.

Kritische Worte kamen lediglich von CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger. Er trübe die allgemeine Euphorie des Gremiums ja nur ungern, sagte er, aber "seit wir 2011 oder 2012 den Bürgerentscheid zur Moosachöffnung gehabt haben, haben sich die Kosten mehr als verfünffacht". Eschenbacher hielt dem entgegen, dass die damals genannte Summe für die Moosachöffnung ja nicht mit den Kosten für den gesamten Bauabschnitt verglichen werden könne. Schwaiger, der dem Projekt am Ende gleichwohl zustimmte, blieb jedoch dabei: "Es wäre fairer gewesen, dass von Anfang an zu sagen."

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SZ vom 12.09.2019
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