Freisinger Innenstadt:Hotel "Zur Gred" wird Arbeiterunterkunft

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Fünf Jahre lang soll das einstige Hotel in der Bahnhofstraße jetzt zu einem Arbeiterwohnheim werden. Der Stadtrat stimmte mit knapper Mehrheit zu. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Gebäude steht seit mehr als einem Jahr leer. Der Planungsausschuss beschränkt die Nutzung als Wohnheim auf fünf Jahre.

Von Kerstin Vogel, Freising

Das seit mehr als einem Jahr leer stehende ehemalige Hotel "Zur Gred" an der Freisinger Bahnhofstraße soll in den kommenden fünf Jahren als Arbeiterwohnheim mit 59 Betten genutzt werden. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat einem entsprechenden Bauantrag des Eigentümers, Guy Graf von Moy, am Mittwoch mit knapper Mehrheit zugestimmt, obwohl es erhebliche Bedenken gegen diese Pläne gab.

So hatte bereits die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage darauf hingewiesen, dass ein Beherbungsbetrieb an dieser Stelle zwar wünschenswert sei, der mit der jetzt geplanten Umnutzung einhergehende Wegfall der bisherigen Gastronomie im Erdgeschoss jedoch den Zielen und dem Zweck der Sanierung in der Innenstadt zuwiderlaufe. Befristet - wie beantragt - könne die Genehmigung jedoch erteilt werden, hatte die Verwaltung weiter argumentiert; auch, weil die beantragten fünf Jahre den Zeitraum bis zum Ende der generellen Sanierungs- und Umgestaltungsarbeiten in der Innenstadt spiegelten. Zudem wirke sich ein Leerstand, wie er aktuell in der Gred herrsche, "schwerwiegend auf das Geviert aus". Die vorgesehenen Einbauten wären "leicht reversibel".

Einige Stadträte sprachen sich gegen die Pläne aus: Sie wollten den Verlust eines weiteren Gasthauses nicht hinnehmen

Das ehemalige Hotel "Zur Gred" ist im Januar 2019 von dem langjährigen Pächter Stefan Jurič aufgegeben worden - sehr zum Bedauern der zahlreichen Gruppierungen und Vereine, die sich dort regelmäßig getroffen hatten. Das Haus ist als Einzelbaudenkmal gelistet und wird als "stattlicher dreigeschossiger Mansardendachbau in Ecklage mit geschweiftem Ziergiebel, Eckturm und Putzgliederung, in barockisierender Formensprache" beschrieben. Gleichwohl hat auch das Landesamt für Denkmalpflege der befristeten Umnutzung zugestimmt.

Im Ausschuss waren es vor allem die Grünen sowie der Stadtrat der Linken, Nicolas-Pano Graßy, und Robert Weller (Freie Wähler), die den Verlust eines weiteren Gasthauses in der Innenstadt nicht hinnehmen wollten und sich vehement gegen die Pläne für die Gred aussprachen. Die Frage sei, ob man wirklich ein Arbeiterwohnheim in einem so schönen Gebäude in der Altstadt haben wolle, sagte Weller - und kritisierte die Pläne als "Geldschneiderei".

Die Grünen-Fraktion erklärte, dass es den Zielen des Stadtrats für die Freisinger Innenstadt entgegenstehe, ein weiteres Gasthaus in ein Wohnheim umzuwandeln und plädierte dafür, stattdessen eine ordentliche Sanierung durchzuführen und den Gasthausbetrieb fortzusetzen.

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"Wenn wir das wider besseren Wissens ablehnen, dann ist das ein Gesetzesverstoß"

"Ich finde diese Pläne auch nicht toll", räumte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ein, wies jedoch ein ums andere Mal darauf hin, dass man das Vorhaben schlichtweg nicht ablehnen und einen Privatmann schon gar nicht zwingen könne, eine Gastronomie zu betreiben. Der Bauherr habe ein Recht auf die Nutzung als Arbeiterwohnheim - zumindest für die oberen beiden Stockwerke müsste er die Stadt dazu nicht einmal fragen. Und durch die Befristung sei auch die Umnutzung der Gastronomie zu genehmigen, sagte Eschenbacher, eine Ablehnung müsse er daher wohl bei der Kommunalaufsicht reklamieren.

Noch deutlicher wurde CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger. Man habe hier keine politische Entscheidung zu fällen, "ob wir das so wollen". Stattdessen habe der Eigentümer einen Rechtsanspruch auf die Umnutzung. "Wenn wir das wider besseren Wissens ablehnen, dann ist das ein Gesetzesverstoß", so Schwaiger: "Ich erinnere Sie an ihren Eid und bitte Sie, diese Haltung noch einmal zu überdenken."

Der Vorstoß von Grünen-Stadträtin Charlotte Reitsam, die Umnutzung zu verhindern, in dem man für das fragliche Gebiet einen einfachen Bebauungsplan aufstelle, der dann die Nutzung als Gaststätte vorgeben würde, scheiterte daran, dass die dafür notwendige Vertagung des Themas vom Ausschuss mit 9:4 Stimmen abgelehnt wurde. Der Bauantrag des Grafen selbst wurde mit 7:6 Stimmen denkbar knapp genehmigt.

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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