Überschwemmungen in der Innenstadt:Standortbestimmung

Der Verdacht, dass bei Starkregen der höhengleiche Ausbau in der unteren Altstadt in Freising zur Verschärfung der Hochwasserlage beiträgt, hat sich bestätigt. Ein Rückhaltebecken könnte helfen, die Frage ist nur: wo?

Von Kerstin Vogel, Freising

Das Problem ist bekannt, nach der richtigen Lösung wird noch gesucht: Die immer häufiger auftretenden Starkregen-Ereignisse führen auch in der Freisinger Innenstadt immer öfter zu Überflutungen. Den Verdacht der betroffenen Anwohner, dass der zumindest in der unteren Altstadt bereits abgeschlossene höhengleiche Ausbau zu einer Verschärfung der Lage beigetragen hat, hat sich inzwischen bestätigt. Nun soll mit dem Bau eines Regenrückhaltebeckens Abhilfe geschaffen werden, einen wirklich idealen Standort gibt es dafür offenbar aber nicht.

Ausführlich hatte Bernhard Knopek im Werkausschuss Stadtentwässerung am Donnerstag geschildert, welche Untersuchungen die Stadtverwaltung angestellt hat, seit das Thema vor gut einem Jahr zuletzt diskutiert worden war. Als "ursächlich für wiederkehrende Überstauereignisse vor allem in der Heiliggeistgasse" wurde demnach einerseits das geringe Längsgefälle des Sammlers in der Hauptstraße festgestellt. "Andererseits hat sich jedoch auch der höhengleiche Ausbau im Rahmen der Innenstadtsanierung verstärkend ausgewirkt", räumte Knopek ein.

Geeignete Grundstücke sind schwer zu finden

In mehreren Studien hat die Stadtentwässerung seither verschiedene Einzelmaßnahmen als wirkungsvoll und nachhaltig für eine Optimierung der Entwässerungssituation im Innenstadtbereich ermittelt, darunter ein "Notüberlauf" an der Karlwirtskreuzung, ein Regenrückhaltebecken unter dem Marienplatz und ein weiteres im Bereich des Christopher-Paudiß-Platzes. Letzteres wurde von Knopek auch als Baumaßnahme mit der höchsten Priorität bezeichnet, dafür allerdings geeignete Grundstücke zu finden, ist im eng bebauten Innenstadtbereich schwierig.

In einer Machbarkeitsstudie seien potenziell geeignete Standorte bestimmt worden, überprüft werde gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt außerdem, ob der bislang genutzte Notüberlauf an der Pumpstation Knabenschule als Regenüberlauf genehmigt werden kann. Um die Planungen vorantreiben zu können, werde noch das Ergebnis erneuter Berechnungen des Mischwassersystems abgewartet.

8 Kommunen

sind vom bayerischen Verkehrsministerium für das Modellvorhaben "Klimagerechter Städtebau" ausgewählt worden. Die Stadt Freising ist eine davon. In einem ersten Schritt gibt es eine Bestandsanalyse für das Stadtgebiet. Die Ergebnisse werden als Stadtklimamodell zusammengefasst. Die abgeschlossene Analyse zeigt schließlich Risiken und Chancen der Klimaanpassung auf und beschreibt lokale Gefährdungsschwerpunkte.

Der Kanal kann nicht zu hundert Prozent schützen

Generell aber - und auch diese Erkenntnis verschwieg Knopek im Werkausschuss nicht - kann auch bei Umsetzung der genannten Rückhaltemaßnahmen die Kanalisation keinen hundertprozentigen Schutz vor Starkregen leisten. Darüberhinausgehend sei ein Schutz von Gebäuden und Infrastruktur nur durch passive Maßnahmen wie wasserdichte Türen und ähnliches möglich, warnte Knopek.

Das Stadtplanungsamt habe die Stadtentwässerung zudem gebeten, die Ergebnisse einer Studie im Zusammenhang mit dem Klimaanpassungskonzept Klaps 50 abzuwarten, mit dem die Stadt Freising als bayerische Modellkommune für "Klimagerechten Städtebau" ausgewählt worden ist. In dem Projekt gehe es darum, Freising bis 2050 auf die städtebaulichen Herausforderungen durch den Klimawandel vorzubereiten. Die Hoffnung ist, dass auch dezentrale Maßnahmen umgesetzt werden, die langfristig helfen, die Innenstadt vor Hochwasser durch extreme Wetterereignisse zu schützen. Inwieweit das funktionieren kann, wird sich zeigen müssen, denn die Probleme mit dem Kanal in der Innenstadt entstehen Knopek zufolge aktuell vor allem durch Regen, der punktuell über der Altstadt niedergeht.

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