Hochschulen in Freising:„Blütenreicher Wiesencharakter“ im Hofgarten

Lesezeit: 3 Min.

Ein neues Konzept für den Hofgarten hat Swantje Duthweiler, wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten, entwickelt. Er soll pflegeleichter werden und künftig ohne Bewässerung auskommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die historische Anlage am Weihenstephaner Berg wird neu gestaltet. Sie soll künftig ohne Bewässerung auskommen und zum Verweilen einladen. Einige neue Elemente orientieren sich an alten Vorbildern.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Hofgarten am Weihenstephaner Berg verändert gerade sein Gesicht. Wirklich augenfällig werden die Neuerungen erst im Frühjahr und Sommer sein, wenn Blumen und Stauden in vielen Farben blühen. Schon seit einigen Wochen aber ist zu sehen, dass hier einiges im Wandel ist. Die historische Gartenanlage soll pflegeleichter werden, gleichzeitig aber auch besucherfreundlicher – und sie soll besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen.

Vor allem im Sommer sind die Weihenstephaner Gärten ein beliebtes Ausflugsziel. Der Hofgarten bestach bisher durch seine üppige, wechselnde Blumenpracht. Künftig werden dort mehrjährige, aber nicht weniger sehenswerte Pflanzen dominieren, wie Swantje Duthweiler erklärt. Sie hat an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) die Professur für Pflanzenverwendung inne und ist wissenschaftliche Leiterin der Gärten, die weiterhin der Forschung und Lehre dienen.

Eigentlich sollten die Arbeiten im Hofgarten bereits Anfang Oktober abgeschlossen sein. Dafür eine Genehmigung zu erhalten, war jedoch schwieriger als gedacht. Denn der gesamte Hofgarten gilt als Bodendenkmal, nicht nur der frühere Innenhof des ehemaligen Kreuzgangs der alten Klosteranlage, der fast 800 Jahre lang als Friedhof genutzt wurde. Letztlich konnten Swantje Duthweiler und ihr Team die Denkmalschützer von ihren Plänen überzeugen, zumal viele Elemente dort schon einmal vorhanden waren.

Gräser werden künftig auch in den Herbst- und Wintermonaten ein Blickfang sein. (Foto: Marco Einfeldt)
Tuffsteine mit Patina werden noch zu einer kleinen Mauer aufgeschichtet – sie waren gar nicht so einfach zu finden. (Foto: Marco Einfeldt)

So wurden neue Bäume gepflanzt, die es im Hofgarten an dieser Stelle bereits gab – mit kleinen Änderungen. Statt einer heimischen Eberesche wurde die thüringische Eberesche ausgewählt, statt einer heimischen Eiche eine Zerr-Eiche aus dem Mittelmeerraum. Beide kommen mit Trockenheit und Hitze besser zurecht. Ergänzt wurden die Neupflanzungen durch weniger langlebige Birken und durch Eiben. Im Frühjahr kommt noch eine orientalische Buche dazu, ein Abschiedsgeschenk des jüngsten Abschlusssemesters von Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau. Mit der bestehenden großen Blutbuche und der Hängebuche werde eine „Waldlichtungsatmosphäre“ entstehen, schildert Duthweiler. Die Sichtachse vom Durchgang an der Alten Akademie aber bleibt erhalten.

Ziel ist, dass Studierende, aber auch Besucherinnen und Besucher nicht nur die schöne Gartenanlage bewundern, sondern auch die Wiese intensiver nutzen. Ein Weg, der an dieser Stelle ebenfalls schon einmal existierte, macht die Flächen barrierefrei zugänglich. Die Deula unterstützte die HSWT bei den Arbeiten. Die bestehende Tuffmauer wird im Frühjahr noch verlängert. Es sei gar nicht so leicht gewesen, in Bayern überhaupt einen Tuff-Steinbruch zu finden, erzählt Duthweiler. Der Stein sei derzeit offenkundig nicht sehr gefragt. In den Fugen von Pflaster und Mauer will die HSWT testen, was dort gut wächst – denn der Hofgarten ist nicht nur Erholungsort, sondern bleibt auch ein Lehrgarten.

Mehrere neue Bäume, hier drei Ebereschen, sind im Hofgarten gepflanzt worden. (Foto: Marco Einfeldt)

Zum Einsatz kommt ein an der HSWT entwickeltes Pflanzensubstrat. Optisch erinnern die aufgeschütteten neuen Pflanzinseln an Kieshaufen, was die Besucher teils irritiere, erzählt die Professorin. Dem mineralischen Substrat werden zehn Prozent Sand und zehn Prozent Humus beigemischt. Die Pflanzen sollen damit „gezwungen“ werden, in die Tiefe zu wurzeln, damit sie trockenheitsresistenter sind, erklärt Duthweiler. In München habe man bereits gute Erfahrungen damit gemacht, in Freising werde diese Mischung der Hochschule zum ersten Mal eingesetzt.

Denn bewässert werden sollen die Pflanzungen im Hofgarten künftig nicht mehr. Die automatische Bewässerung wurde abgebaut. Eine Ausnahme wird im ersten Jahr gemacht. Da werden die Gärtner noch mit Wassergaben aushelfen. Zu allen Jahreszeiten soll sich ein Besuch im Hofgarten lohnen. 9000 Zwiebelpflanzen wurden in den vergangenen Wochen gesetzt, darunter Krokusse, Narzissen und Tulpen, aber auch Sommerblumen. Alles Sorten, die verwildern und langlebig sind. Leitbild sei ein „blütenreicher Wiesencharakter“, sagt die Professorin.

Die Besucher können sich Anregungen für den eigenen Garten holen. Vor dem Salettl werden schöne Stauden- und Strauchpfingstrosen wachen. Die HSWT wird einige ihrer Testsieger, etwa vom Storchschnabel, aus ihrem Sichtungsgarten einbringen. Auch Doldenblütler für Insekten werden gepflanzt, darunter Riesenfenchel und Bergkümmel. Die HSWT will später überprüfen, welche Insekten sie anlocken.

Ideen eingebracht haben auch Studierende. Sie wünschen sich Holzdecks auf der Wiese, sie sollen noch aufgestellt werden. Auch die Gärtner wurden einbezogen. „Das war eine tolle Teamarbeit“, bilanziert Swantje Duthweiler. „Wenn so ein Umbruch passiert, ist es wichtig, dass man alle mitnimmt.“ Auch sie ist jetzt gespannt, wie sich die Neupflanzungen entwickeln, wie das Konzept in der Praxis aufgeht.

Etwas verspätet wird im kommenden Jahr die Gründung des Klosters Weihenstephan vor 1000 Jahren, 1021, gefeiert. Im Hofgarten ist eine Ausstellung mit historischen Aufnahmen geplant – die an den Originalstandorten gezeigt werden. Am 23. Juli wird im Hofgarten zudem ein Konzert von Cantus München mit Werken von Orlando di Lasso stattfinden.

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