Jetzt, im Herbst, ist es doch noch grün geworden auf einer bisher eher tristen Fläche am Campus. Drei fantasievolle Riesen-Blumen sind an der Ecke Vöttinger Straße/Am Staudengarten in kürzester Zeit in die Höhe gewachsen. Eine Blüte ist bereits weit geöffnet, eine weitere geht gerade auf, der dritte Kelch ist noch fest geschlossen.
Natürlich wuchern Ende Oktober hierzulande keine Pflanzen mehr in den Himmel, zumindest keine natürlichen. Geschaffen hat das dreiteilige Kunstwerk mit dem Titel „Hello again“ der Münchner Bildhauer Christian Wichmann.
Im Frühjahr 2022 hatte der Künstler den Wettbewerb für Kunst am Bau gewonnen. In den vergangenen Tagen konnten die imposanten Blumen aus Stahl- und Aluminiumblech nun endlich auf Betonsockeln vor dem Zentrum für Naturwissenschaftliche Grundlagen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) aufgestellt und verankert werden. Einige Feinarbeiten folgen noch.
Hochschulen in Weihenstephan:Endlich grünt es auf dem grauen Platz
Mit seinen drei großen Pflanzenskulpturen gewinnt Christian Wichmann den "Kunst am Bau"-Wettbewerb für das neue Gebäude der HSWT an der Vöttinger Straße.
Zudem soll der Boden um die drei Skulpturen bepflanzt werden. Im Frühjahr sollen sie dann offiziell eingeweiht werden. Wichmann ist froh, dass sie endlich dort stehen. „Für mich ist es ein sehr sonniger Tag“, sagte er in der vergangenen Woche, den Regenwolken zum Trotz. Denn ganz einfach war es nicht, die Pläne umzusetzen.
Bereits kurz nach der Eröffnung des Neubaus der HSWT im Herbst 2016 standen die Planer in der Kritik, weil auf dem grauen Vorplatz kein einziger Baum stand. Für eine grüne Hochschule sei das nicht angemessen, hieß es damals. Das Staatliche Bauamt verwies auf die viele Leitungen und Rohre, die im Untergrund verlaufen. Das Pflanzen von Bäumen sei deshalb nicht möglich.
Planer in der Kritik:Zu grau für eine grüne Hochschule
Monate nach der Eröffnung des Zentrums für Naturwissenschaftliche Grundlagen in Weihenstephan ist auch der Vorplatz fertig. Auf Facebook mehren sich die negativen Stimmen, weil dort kein einziger Baum gepflanzt worden ist
Auch den Kunst-Blumen bereiteten die Sparten im Boden Probleme. Sie stehen nun etwas weiter auseinander als geplant. Wichmann ist dennoch zufrieden, die Installation sei harmonisch, sagte er und ist froh, überhaupt drei freie Flächen gefunden zu haben. „Wir mussten gewaltig suchen.“
Im Sommer wurden die drei Stahl-Gewächse in der Schlosserei Josef Dopfer in Haidhausen gefertigt. Christian Wichmann hat bereits mehrmals mit Michael und Sebastian Dopfer zusammengearbeitet. Die beiden waren auch beim Aufstellen der sieben bis acht Meter hohen, in verschiedenen Grün-Tönen lackierten Skulpturen in Weihenstephan dabei. Erst wurden die Stiele auf den Betonsockeln platziert, anschließend die Blüten mit Bolzen durch Bohrlöcher geschoben und befestigt. Die Ausmaße der offenen Blüte sind gewaltig, sie ist von Spitze zu Spitze etwa 4,60 Meter breit.
Laut Wettbewerbsausschreibung soll das Kunstwerk auf die architektonischen Gegebenheiten und den „Geist des Ortes“ reagieren, durch künstlerische Qualität und Aussagekraft beeindrucken und die Aufenthaltsqualität steigern. Bevor er seinen Entwurf erstellte, erschloss Wichmann sich das Areal bei mehreren Besuchen aus verschiedenen Perspektiven. Der Platz habe ihn begeistert, erzählt er. Seine Idee war, hier eine grüne Landmarke zu schaffen, die auf den Beginn des Campus hinweist.
Auch aus größerer Entfernung seien die drei Pflanzen-Skulpturen gut zu erkennen. „Sie verweisen mit ihrer Existenz auf einen Ort, an dem es um das Wachsen geht, wo auch Baumriesen erforscht werden“, erklärt der Künstler. Beim Überqueren des Platzes könne man sich der eigenen Fantasie hingeben und „wie in einem Märchen zwischen den Pflanzenstängeln verweilen“.
Wichmann arbeitet sonst häufiger mit Kunststoff, wie er schildert, hat aber auch schon große Stahlfiguren erstellt, etwa in Jena. „Hello again“ erzähle von der kreativen Kraft der Pflanzen auf dem Platz vor dem Institutsgebäude der Hochschule. „Es schieben sich unbekannte Kreaturen hervor, die mit dem alten Bestand eine Lebensgemeinschaft eingehen“, erklärt Wichmann. „Ihre Erscheinungsbilder erinnern an urzeitliche Lebewesen, wie auch an High-Tech-Gewächse.“