Hochschule Weihenstephan-Triesdorf:Experimenteller Forst

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Ein echter Blickfang ist die Purpur-Esch "Raywood" mit ihren grünen, gefiederten Blättern. Rot werden diese erst im Herbst.

Ein echter Blickfang ist die Purpur-Esch "Raywood" mit ihren grünen, gefiederten Blättern. Rot werden diese erst im Herbst.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf entsteht ein öffentlich zugänglicher Lehrwald. Die 50 Baumarten stammen fast alle aus heißen Regionen der Welt und könnten auch hierzulande Verbreitung finden.

Von Petra Schnirch, Freising

Groß feiern kann die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ihr 50-jähriges Bestehen in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht. Manchmal entstehen durch solche Zwänge aber ganz neue, kreative Ideen. Eine davon ist die Anlage eines Arboretums, eines kleinen Lehrwalds, am Weihenstephaner Berg mit Hilfe von Baumpaten. 50 besondere Baumarten sind auf der Wiese unterhalb des Oberdiekgartens anlässlich des Jubiläums gepflanzt worden. Deren Stifter erfuhren jetzt bei zwei Rundgängen mehr über ihre Gehölze.

"Gärten, Bäume, das ist unsere Welt", sagte Hochschul-Präsident Eric Veulliet bei der Begrüßung. Die Paten hinterließen etwas Bleibendes und sie unterstützten zudem ein Bergwaldprojekt mit je weiteren 100 Bäumen und somit den Klimaschutz. 1000 Euro investierten sie jeweils. Das mit dem Bleibenden relativierte Bernd Hertle, wissenschaftlicher Leiter der Weihenstephaner Gärten, anschließend gleich wieder ein wenig, wenngleich die Chancen gut stünden. Denn die Anlage dient nicht nur der Verschönerung des Nordhangs, sondern auch zu Lehr- und Forschungszwecken - dort wird experimentiert, welche Bäume künftig in unseren Städten wachsen könnten, mit offenem Ausgang.

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Vom neuen Arboretum am Weihenstephaner Berg aus haben die Besucherinnen und Besucher einen wunderbaren Blick.

Vom neuen Arboretum am Weihenstephaner Berg aus haben die Besucherinnen und Besucher einen wunderbaren Blick.

(Foto: Marco Einfeldt)

Baumarten von anderen Kontinenten, die sich schon bewährt haben

Eine der großen Herausforderungen ist laut Hertle angesichts des Klimawandels, Baumarten zu finden, die mit den extremer werdenden Bedingungen, mit Hitze, Versiegelung und Trockenstress, zurecht kommen. Einige Kandidaten prüft die Hochschule nun im neuen Arboretum, durch das für Besucherinnen und Besucher ein naturnaher Weg führt. Nur sechs heimische Baumarten sind dort zu finden. Es gebe lediglich eine Handvoll, die mit dem Stadtklima klar kommen würden, sagte Hertle. Extensiv gepflegt werden die Flächen durch Schafbeweidung.

Eine dieser Baumarten, die auch optisch viel hermacht, ist die Purpur-Esche "Raywood", mit schönem roten Herbstlaub. Verbreitet ist sie in Südeuropa, Nordafrika und Asien. Im Rhein-Main-Gebiet wird sie bereits verwendet. Beispiele, dass sie durch das Eschentriebsterben beeinträchtigt wird, habe er bisher keine gefunden, erklärte Hertle. "Bauchschmerzen" bereitet ihm aber ein kleines Insekt, der Eschenglanzkäfer, der in Nordamerika bereits ganze Bestände vernichtet hat und auch in Osteuropa schon gesichtet wurde. Die Patenschaft hat in diesem Fall die Landesanstalt für Landwirtschaft übernommen, unter den Spendern sind aber nicht nur Verbände und Einrichtungen, sondern auch Privatpersonen und Unternehmen.

Pflanzen sind immer gewandert, jedoch hat sich das Klima nie so schnell geändert

Um die Folgen möglicher Ausfälle bei Neupflanzungen gering zu halten, müsse man weg von Alleen. "Wir brauchen auch in den Straßenzügen Wechsel", sagte Hertle. Sehr ungewöhnlich ist die Baumaralie, ein stachelbewehrtes Gewächs, das mit sieben bis acht Meter eher klein bleibt und sich deshalb auch für Gärten eignen könnte. Gut an Hitze- und Trockenphasen angepasst ist der Italienische Ahorn oder Schneeball-Ahorn. Da er auch im Südschwarzwald vorkommt, zählt er skurrilerweise zu den heimischen Arten. Andere Beispiele aus dem Arboretum sind die Weiß-Esche "Tures", die Colorado-Tanne, der Koreanische Schlangenhaut-Ahorn oder der Prächtige Trompetenbaum.

Pflanzen seien immer gewandert, sagte Hertle, denn das Klima habe sich immer geändert, allerdings nie so schnell wie heute. Vor allem im innerstädtischen Bereich sollte man jetzt daher auf Gehölze zurückgreifen, die sich etwa in Südosteuropa bewährt haben, sagte Hertle. Allerdings werde das sehr kontrovers diskutiert.

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