Freising:Grenzenloser Einsatz

Der Kampf gegen den Dachstuhlbrand in der Freisinger Innenstadt dauert bis zum Montagvormittag und fordert den Rettungskräften alles ab. Die Schadenshöhe soll nach ersten Schätzungen bei drei Millionen Euro liegen

Von Birgit Goormann-Prugger und Kerstin Vogel, Freising

Den Feuerwehrmännern aus Freising und Umgebung müssen am Montagvormittag die Ohren geklungen haben: Er habe immer schon höchsten Respekt vor der Arbeit der Helfertruppe gehabt, sagte Robert Zellner vom Sozialamt am Montag bei einer Pressekonferenz der Stadt. Doch was die Feuerwehren und später auch das THW bei dem Brand am Sonntagnachmittag in der Innenstadt geleistet hätten, "das kann man gar nicht hoch genug loben". Speziell die Atemschutzträger seien bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gegangen, sagte Zellner: "Und das ist alles ein rein freiwilliger Einsatz".

Was den Schaden betrifft: Am Sonntagnachmittag war man zunächst von 500 000 Euro ausgegangen. Das ist deutlich nach oben korrigiert worden. Mittlerweile rechtet man mit einem Schaden in Höhe 2,5 bis drei Millionen Euro. Mit der Ermittlung der Brandursache waren den ganzen Montag über mehrere Brandfahnder der Kriminalpolizei beschäftigt. Mit einem Ergebnis sei so bald nicht zu rechnen, sagte ein Sprecher der Polizei. Besonders schwierig sei die Arbeit für die Fahnder, weil es sich um drei Dachgeschosse handele, die genau untersucht werden müssten. Die Ermittlungsbeamten der Polizei seien in einem mehrwöchigen Speziallehrgang der Polizei für eine solche Aufgabe ausgebildet worden.

Das Feuer in der Altstadt war den Einsatzkräften am Sonntag gegen 14 Uhr gemeldet worden. Da hieß es noch, es handele sich um einen Balkonbrand. Als die ersten Rettungskräfte eintrafen, war klar, dass sich das Feuer bereits auf die Dachstühle der beiden benachbarten Gebäude ausgeweitet hatte. Insgesamt 160 Feuerwehr-Kräfte bekämpften das Feuer in den extrem verwinkelten Häusern und hätten dabei bis zur körperlichen Erschöpfung gearbeitet, wie es im Pressebericht heißt. Mit hohem Krafteinsatz hätten von Hand viele Quadratmeter Dachverkleidungen heruntergerissen werden müssen, um die Glutnester erreichen zu können. Im Verlauf des Nachmittags wurden immer mehr Feuerwehren mit Atemschutzträgern angefordert, um erschöpftes Personal abzulösen. Ein Mann der Freisinger Feuerwehr musste sogar zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht werden. Andere Helfer wurden vom BRK, das mit einer Schnelleinsatzgruppe Stellung bezogen hatte, wieder auf die Beine gebracht.

Gegen 17 Uhr wurde auch das THW alarmiert, das die ganze Nacht hindurch bis zum nächsten Vormittag gegen zehn Uhr im Einsatz war. "Jetzt reicht es dann aber auch", sagte THW-Ortsbeauftragter Michael Wüst am Tag danach. Da wegen der immer wieder aufflammenden Glutnester im Dachstuhl regelmäßig Nachlöscharbeiten erforderlich wurden, zogen sich die Arbeiten über Stunden hin. Mitarbeiter des THW leuchteten die Einsatzstelle in der Nacht taghell aus.

Am Montagmorgen erschienen die Inhaber der Ladengeschäfte, ein Obst- und Gemüsegeschäft und ein Wäschegeschäft, um wie gewohnt ihre Kunden zu bedienen, was sich jedoch nicht einfach gestaltete. Immer wieder musste der Strom abgeschaltet werden, denn das Löschwasser war auch in Leitungen eingedrungen. Mitarbeiter der Stadtwerke waren damit beschäftigt, das Leitungsnetz zu prüfen. Über dem Areal lag beißender Brandgeruch, der auch ins Innere der Räume gezogen war. Der Inhaber des Wäschegeschäftes sah keine andere Möglichkeit, als alles, was Mitleidenschaft gezogen wurde, mit einem 30-prozentigen Rabatt anzubieten.

Schnell und unbürokratisch konnte die Stadt laut Sozialamtsleiter Zellner den gut 50 Menschen helfen, die nicht in ihre verrußten Wohnungen zurückkonnten. Dabei handelte es sich um drei Paare, eine Einzelperson und eine Familie mit drei Kindern, die für die Nacht in möblierten Zimmern eines privaten Anbieters unterkommen konnten, wie Zellner berichtete: "Und das sogar kostenlos." Zwei der Paare müssten nun wohl dauerhaft irgendwo anders untergebracht werden. Die Stadt suche dafür jetzt nach einer Lösung. Die Studenten, die in einem der drei Häuser gewohnt hatten, sind gleich am Sonntagnachmittag bei der Studentenverbindung "Isaria" untergekommen.

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