Der plötzliche Lockdown, wegbrechende Einnahmen bei laufenden Kosten, die Sorgen der Mitarbeiter und die quälende Ungewissheit, wann das alles wieder vorbei sein würde: Die vergangenen Wochen waren eine belastende Zeit für Freisings Gastronomen. Seit Dienstag nun ist klar, Biergärten dürfen am 18. Mai wieder öffnen. Die Innenbereiche von Restaurants vom 25. Mai an, allerdings unter strengen Auflagen. Kneipen und Bars müssen weiter geschlossen bleiben.
Wie genau sich die Auflagen gestalten, da sind sich die Gastronomen noch nicht sicher. "Eigentlich wissen wir noch gar nichts", erklärt beispielsweise Karin Köstlmeier-Willems vom Weihenstephaner Bräustüberl. Dort ist man aber - wie überall - "erst mal froh, dass es wieder weitergeht". Karin Köstlmeier-Willems denkt hier auch an ihre 40 festen Mitarbeiter, die alle derzeit in Kurzarbeit sind. Die üblicherweise zusätzlichen zehn Saisonkräfte wurden gar nicht erst eingestellt. Für die Angestellten des Bräustüberls sei die Zeit der Schließung auch sehr belastend gewesen. "Da wurden viele Fragen an uns gerichtet, wann es nun wieder weitergeht, und wir wissen, dass einige Mitarbeiter jetzt mit sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben müssen, das ist auch für uns eine große Sorge", so die Wirtin des Weihenstephaner Bräustüberls. Auch seien die laufenden Kosten bei einem so großen Betrieb wie dem Bräustüberl enorm. "Wir hatten ja frische Ware im Haus, die wir nicht verwenden konnten." Die Verluste seien enorm gewesen. Hinzu kämen Ausgaben für laufende Wartungs- und Reinigungsarbeiten, Stromkosten für die Tiefkühler - und das alles ohne Einnahmen. Karin Köstlmeier-Willems glaubt laut eigenen Aussagen auch nicht, dass es für das Bräustüberl so bald so weitergehe werde wie zuvor. "Es kommen keine große Gruppen, weil die Busreisen nicht stattfinden, die Touristen aus dem Ausland werden nicht kommen, das Oktoberfest findet nicht statt und wir wissen auch nicht, wie das mit den Hochzeiten und Beerdigungen ist", meint sie. Nun soll es aber zumindest vorsichtig weitergehen, die Biergartenöffnung werde gerade vorbereitet. An den Kassen würden die Barrieren für den Schutz der Mitarbeiter angebracht, Masken würden bestellt und die Abstandsbanner angebracht. Die Mitarbeiter würden zudem geschult, um die Hygieneanforderung einhalten zu können. Doch wie viele Besucher nun in den Biergarten mit seinen 580 Plätzen eingelassen werden dürften, das sei noch nicht klar. "Dürfen jetzt nur zwei Personen am Biertisch sitzen, das wissen wir alles nicht", so Karin Köstlmeier-Willems. Ein so großer Betrieb wie das Bräustüberl sei aber in engem Kontakt mit dem Hotel- und Gaststättenverband. "Der ist darauf angewiesen, dass wir unsere Bedürfnisse nennen und er gibt das dann an die Politik weiter." Auch für die geplante Öffnung des Innenbereichs am 25. Mai erhofft sich Karin Köstlmeier-Willems konkrete Handlungsvorgaben. Vorbereitet werde im Bräustüberl derzeit der Außer-Haus-Verkauf, der am 8. Mai starten soll. "Das sind von uns frisch gekochte Gerichte, Fleisch, Fisch und Vegetarisches, die dann sofort in einer kleinen Reine in den Tiefkühler kommen. Das kann man dann bei uns abholen und sich selbst im Ofen aufwärmen, das schmeckt besser als die üblichen To-Go-Speisen", sagt Karin Köstlmeier-Willems.
Auch im Stadtcafé auf dem Lindenkellerberg ist das Team zurzeit mit den Vorbereitungen für die Wiedereröffnung nach dem Shutdown vorbereitet. Anja Duppelfeld versichert: "Die Freude im Team bei uns ist wirklich sehr groß, dass es wieder weitergehen kann." Sie will bei der Einhaltung der Hygiene-Vorschriften und Abstandsregeln "auf Nummer sicher gehen und bloß nichts anbrennen lassen, nicht, dass wir wieder schließen müssen". So soll im Außenbereich und im Biergarten nur jeder zweite Tisch freigeben werden. Das gelte auch für den Innenbereich des Lokals vom 25. Mai an. Die vergangenen Wochen seien für sie und ihr Team sehr schwierig gewesen. "Man wusste ja nie, wie lange das dauert. Wenn man vorher weiß, es ist nur vier Wochen, dann kann man das als Kurzurlaub sehen, aber so konnte niemand richtig entspannen." Die Pacht habe die Stadt Freising ihnen für die Zeit der Schließung gestundet. "Aber das müssen wir natürlich zurückzahlen. Da werden wir noch mal nachverhandeln müssen. Wenn man monatelang ohne Einnahmen war, geht das nicht auf einmal", so Anja Duppelfeld.
Hansi-Bar Betreiber Hans Meisinger ist jetzt zunächst einmal froh, dass die Bauarbeiter vor seinem Lokal in der Freisinger Innenstadt wieder abgezogen sind. Die Öffnung des Außenbereichs bereitet er gerade vor, will das aber im Detail mit dem Ordnungsamt absprechen. "Vielleicht arbeite ich mit Stehtischen, mal sehen", so Meisinger. Im Innenbereich bringe er normalerweise 35 Sitzplätze unter, das werde sich wohl halbieren. "Ich bin aber guter Dinge", versicherte Meisinger. Nur an die Vorstellung, mit Maske zu kochen, daran kann sich Hans Meisinger nicht so recht gewöhnen. "Das kann dann schon ekelhaft warm werden", glaubt er.