Vor fünf Jahren, während einer Albanien-Reise mit dem Wohnwagen, lernte Claudia Döschner viele Kleinbauern kennen, die sich durch Direktvermarktung selbst finanzieren. Sie kaufte bei ihnen krumme, aber schmackhafte Gemüsesorten, sie probierte frische Milchprodukte und hatte Spaß daran, in ihrer kleinen Wohnwagenküche mit den ganzen Zutaten zu experimentieren. Während der Reise, und obwohl der reduzierte Platz zum Kochen manche abschrecken könnte, bekam sie eine Idee, die allerdings erst über die Jahre reifen musste. Der Gedanke hatte sie nie verlassen, jetzt geht es an die Umsetzung.
Claudia Döschner, 36, aus Freising, hat ein Projekt, das sie unbedingt verwirklichen will: Sie will einen alten Wohnwagen aus dem Jahr 1969 zu einer mobilen Gastroküche umbauen. Und sie will mit dieser Gastroküche landwirtschaftliche Betriebe in der Region ansteuern und dort temporäre Hofcafés und Restaurants einrichten. Die Idee dahinter ist, die saisonalen und regionalen Produkte der Betriebe direkt auf dem Hof zuzubereiten und zu servieren, um so Konsumenten und Produzenten ein Stück näher zusammenzubringen. „Direkte Wertschätzungskette statt immer komplexeren Wertschöpfungsketten“, nennt sie das.
Döschner hat eine gewisse Affinität zur Gastronomie. Sie ist gelernte Konditorin, studierte Brauingenieurin und hat einen Master in Produktentwicklung von Lebensmitteln. Sie hat viele Jahre in einem Biocatering-Betrieb gekocht, in einem Kochbuchverlag gearbeitet und ist Gründungsmitglied des Freisinger Gemeinschaftsgartens Knollen & Co. In ihrer Wohnküche hat sie vor, verschiedene Spezialitäten zuzubereiten: Von rustikalen Suppen über Ratatouille bis hin zu Menüs, die sich ganz um saisonale Produkte wie die Kartoffel drehen, Kaffee und Kuchen dürfen dabei nicht fehlen.
In welche Betriebe es hingehen soll, das steht noch nicht fest, ein paar Ideen in der Region um Freising und Erding hat sie aber schon. „Ich würde es wachsen lassen und schauen, wo es gut ankommt“, sagt sie. Idealerweise sollte der Standort der Wanderküche gut erreichbar sein, am besten mit dem Fahrrad.
Doch bevor es losgehen kann, muss der Wohnwagen, der einst Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten gehörte, wie Claudia Döschner erzählt, erst einmal umgebaut werden. Sie muss Küchengeräte, Geschirr, Tische, Stühle und Sonnenschirme kaufen, sie braucht Handwerker für Gas und Strom, sie hat Versicherungs- und Werbekosten. Deshalb hat sie eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die noch bis zum 27. Juli läuft. Ihr Ziel ist es, 10 000 Euro zu sammeln, ein Viertel davon ist bereits zusammengekommen.
Wissen, wo die Nahrung herkommt
„Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir als Konsumenten wissen, wo unsere Nahrung herkommt und wer die Menschen sind, die hinter den Produkten stehen“, liest man in den Projektdetails zur Kampagne. Mit ihrer Idee will Claudia Döschner auch dazu beitragen, alte oder vergessene Gemüsesorten zu fördern.
Ab September soll es mit dem Umbau des Wohnwagens beginnen, idealerweise im Frühjahr soll die kleine Wanderküche ihre erste Reise antreten und dann weiter wandern. Einen Namen hat das Projekt aber schon: „Lupo“. So hat auf der Balkan-Reise das damals noch kleine Kind von Claudia Döschner den Wohnwagen genannt, der Name ist dann in der Familie als Synonym für „Anhänger“ geblieben. Nun begibt sich „Lupo“ wieder auf Reise.
Die Crowdfunding-Kampagne von Claudia Döschner ist zu finden unten: www.startnext.com/lupo.